17/02/2022

Mit dem Beitrag BETEILIGUNG gestaltet das Kollektiv AKT in Zusammenarbeit mit Hermann Czech den österreichischen Pavillon auf der 18. Internationalen Architekturbiennale. Geplant ist ein gesellschaftlich wirksamer, temporärer Umbau des Pavillons. 

17/02/2022

Kollektiv AKT mit Hermann Czech, Pressekonferenz des BMOEKS am 17.2.2022

©: Kollektiv AKT
©: Kollektiv AKT

Mit dem Beitrag BETEILIGUNG gestaltet das Kollektiv AKT in Zusammenarbeit mit Hermann Czech 2023 den österreichischen Pavillon auf der 18. Internationalen Architekturbiennale. Geplant ist ein gesellschaftlich wirksamer, temporärer Umbau des Pavillons. Baulich soll er geteilt werden, gleichzeitig wird er zum ersten Mal in seiner Geschichte zur Stadt hin geöffnet. 

Seit 2019 wird per Wettbewerb der österreichische Beitrag entschieden. Kuratorinnen und Gestalterinnen sind eingeladen, aktuelle Themen einer weltweiten Öffentlichkeit vorzustellen. In diesem Jahr sind 18 Bewerbungen eingegangen. Sechs Berwerber*innen wurden in einer zweiten Runde eingeladen ihre Projekte der Jury zu präsentieren. Das Gesamtbudget des Beitrags beläuft sich auf 460.000 €.

"Das konkrete Umsetzungskonzept überzeugt genauso, wie der partizipative Ansatz“, begründet die Jury ihre Entscheidung. „In keinem anderen Projekt werden aktuelle Themen so verdichtet und so präzise auf den Punkt gebracht. AKT und Hermann Czech agieren mit ihrem Vorschlag inklusive in und mit der Stadt vor Ort.“ Von dem generationenübergreifenden Team, erwartet man sich ein besonderes Arbeiten.

Der Beitrag sieht die symmetrische Teilung des Pavillons vor. Ein Teil wird wie üblich von dem Biennalegelände aus zugänglich sein. Der andere wird hin zum Stadtviertel Sant`Elena geöffnet werden. „Die Stadt kommt in den Pavillon, aus Abschottung wird Beteiligung, aus Trennung wird inhaltliche und räumlich erlebbare Nachbarschaft", so AKT. Das Gegenüber der Besucher*innen der Biennale mit dem am Rand von Venedig gelegenen Wohnquartier Sant`Elena wird vor Ort thematisiert und steht exemplarisch für das Verhältnis von öffentlichem und privaten Raum, von inklusivem und exklusivem Raum. Sant`Elena ist eine venezianischen Retortenstadt. Trotz Verbindungen zur gewachsenen Altstadt blieb der Stadtteil weitestgehend isoliert. Seit der Erweiterung des Biennaleareals auf die Insel von Sant`Elena trennt eine Mauer den Stadtteil vom Geschehen der Biennale ab. Was bleibt, ist der Mangel an gemeinschaftlichen Räumen zur Versammlung und Begegnung im Stadtteil. Die Bewohner*innen sind im digitalen Raum aktiv, eine analoge Entsprechung fehlt ihnen bisher. Immer wieder gab es deshalb Versuche auf das Biennale Gelände zu kommen und sich den Raum wieder zurückzuerobern. Auch im Hof des österreichischen Pavillons sah man Spuren davon. Diesem Raumbedarf möchten AKT und Hermann Czech mit ihrem Beitrag entgegenkommen.

Dafür soll die Grenze der Stadt in den Pavillon verschoben werden. Ein ehemaliges, zugemauertes Fenster soll geöffnet und mit einem neuen Portal versehen, den Übergang zwischen Stadt und Pavillon bilden. Der östliche Teil des Pavillons wird bei freiem Eintritt von Sant`Elena aus zugänglich sein. Die Bewohner*innen können den neugewonnenen Stadtraum für ihre Aktivitäten nutzen. Auch der Hof soll zur Stadtseite gehören. Der Umbau soll durch AKT und unter Beteiligung der Stadtteilbewohner*innen geschehen. Der westliche Teil des Pavillons ist den Besucher*innen der Biennale vorbehalten. Hier soll eine Ausstellung den Öffnungs- und Umbauprozess dokumentieren.

„Man kann in 10 Minuten den Weg zwischen Stadt und Biennale bewältigen“, so AKT. Über 90 Jahre ist der Pavillon jetzt auf Sant`Elena platziert und bisher gab es keinen Austausch mit der Nachbarschaft. AKT und Hermann Czech wollen das 2023 ändern. „Teilhaben heißt einfach auch, Raum zu bekommen“, erklären sie, „Es bedeutet diesen abzuteilen und dadurch aufzuteilen bzw. miteinander zu teilen." BETEILIGUNG räumt Platz ein, indem der Entwurf Raum teilt. 

Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer stellte am 17.2.2022 zusammen mit dem Jurymitglied Tulga Beyerle die verantwortlichen Gestalter*innen und Kurator*innen des österreichischen Beitrags der 18. Internationalen Architekturbiennale 2023 in Venedig vor. Mit den Worten „Eigentlich ist immer Biennale“, ließ Frau Andrea Mayer wissen, dass die Biennale in den letzten Jahren zwar mit der berechtigten Debatten konfrontiert sei, ob das Format noch zeitgemäß ist, die Architekturbiennale, aber einer der wichtigsten Beiträge zur kulturellen Bedeutung der Architektur sei. „Sie bringt die Architektur und das Denken über Architektur zu uns Menschen“, so Mayer. Was Architektur für die Gesellschaft bedeutet sei gerade in den letzten zwei Jahren sichtbarer denn je gewesen. „Insbesondere was den Wert und die Notwendigkeit des öffentlichen Raums betrifft“, sieht Mayer im ausgewählten Beitrag eine nachhaltige Positionierung.

Armin Haghirian

Was für phantastische Idee! Einfach, aber genial! So kann man die Bewohner von Sant`Elena – „einer venezianischen Retortenstadt“ – zwanglos in den österreichischen Pavillon locken und die Biennalebesucher können sie dann gefahrlos beim Essen und Trinken beobachten und fotografieren.

Do. 17/02/2022 1:56 Permalink
Anonymous

Antwort auf von Armin Haghirian

Ein berechtigter Einwand. Sant’Elena ist übrigens ein ausgesprochen schöner, wenn auch untypischer Teil von Venedig. Die Bewohnerinnen dort machen auch nicht den Eindruck schwer depressiv zu sein und sich unbedingt in einem halben österreichischen Pavillon treffen zu wollen. Die sitzen lieber im Park oder einem der gemütlichen Cafés.

Di. 01/03/2022 11:31 Permalink
Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
GAT+