14/10/2021

MINUS – Umgestaltung am Griesplatz

Grazer Politiker gestalten den öffentlichen Raum nach ihrem Geschmack um.
Unglaublich aber wahr!

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Kommentar von Elisabeth Kabelis-Lechner

14/10/2021

2021: Grazer Politiker gestalten den öffentlichen Raum am Griesplatz, nördlich der Pestsäule, nach ihrem Geschmack um.

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

2021: Umgestaltung nördlich der Pestsäule

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

2021: Umgestaltung nördlich der Pestsäule

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

2018: Projekt „Gries grünt“ – Hopfenlaube und Staudenbeete im "Garten der Vielfalt" rund um die Pestsäule

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

2018: Projekt „Gries grünt“ – "Garten der Vielfalt" rund um die Pestsäule

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

2018: Projekt „Gries grünt“ – Sitzmöbel, von Bürger*innen selbst gebaut

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

Die ÖVP Graz-Gries und die Grieswirtschaft versuchten sich als Planer und Gestalter eines öffentlichen Grünraums. Das Ergebnis ist erschreckend.
 Eine kleine Grünfläche nördlich der Pestsäule wurde auf Initiative der Grieswirtschaft mit Unterstützung der Holding umgestaltet. Kurz vor der Grazer Gemeinderatswahl wurden schnell noch Bänke aufgestellt und ein Artikel in der Gratiszeitung die WOCHE dazu lanciert.
Diese berichtete am 21.9. 2021 so darüber:
„Der Griesplatz bekommt im heurigen Jahr viel Aufmerksamkeit: Nachdem bereits eine tim-Station eingerichtet wurde, sind nun auch weitere Maßnahmen zur Attraktivierung und Begrünung voll im Gange. Auf Initiative der Grieswirtschaft sollen heuer ja noch zahlreiche Bäume und Pflanzentröge aufgestellt werden (die WOCHE berichtete mehrmals). Zunächst wurde aber einmal die kleine Grünfläche bei der Pestsäule in Angriff genommen. Auf dem Areal wurden die Sträucher geschnitten, auch neue Bäume wurden gepflanzt. "Ein erster Schritt, weitere folgen noch diesen Herbst", freut sich Grieswirtschaftsobmann Franz Pergler“.
Ob das nun die Griesbewohner*innen auch so freut, sei einmal dahingestellt.

Jede Initiative zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität am Griesplatz ist zu begrüßen, nur sollte diese professionell vorbereitet und umgesetzt werden. Dazu gehören fachlich kompetente Planung unter Einbeziehung der Bürger*innen und eine ebenso fachlich kompetente Umsetzung. All das hat hier aber nicht stattgefunden.

Schon einmal wurde diese Grünfläche neu gestaltet. Unter dem Motto „Gries grünt“ haben die Projektinitiatorinnen Tatjana Petrovic und Marie-Thérèse Fallast mit einer kleinen Gruppe von Ehrenamtlichen einen Garten der Vielfalt errichtet, der im Sommer 2018 eröffnet wurde. Der Garten bestand aus einer begrünten Hopfenlaube, einem Wildstaudengarten, Hochbeeten mit Obstbäumen und Küchenkräutern bepflanzt, mehreren Insektenhotels und einem Sitzbereich mit selbstgebauten Sitzmöbeln. Umliegende Geschäftsleute unterstützten das Projekt mit Sachspenden, Bewohner*innen halfen bei der Pflege. Im Gespräch mit M-T. Fallast, die für die Planung verantwortlich war, erfuhr ich, dass die Hochbeete Bedingung der Abteilung Grünraum waren, damit alles schnell abgeräumt werden könne. Das Projekt wurde vom Grazer Umweltamt über die Gemeinschaftsgartenförderung unterstützt. Marie-Thérèse Fallast erzählt stolz, dass Gries grünt 2019 für den European Award for Ecological Gardening in der Kategorie 3 „Urban Gardening – kreatives Gärtnern in der Stadt“ nominiert war.
Der Garten wurde vom Verein Cuntra (T. Petrovic) angemietet und betreut. Als Tatjana Petrovic ihr Kulturlokal Cuntra am Griesplatz aufgab, beendete sie auch den Pachtvertrag.

Bei ÖVP- und FPÖ-Bezirksräten war dieser bunte Garten eher wenig beliebt, denn die Hopfenlaube stand dort, wo „normalerweise“ der Weihnachtsbaum des Bezirksrats aufgestellt wird. Dem Projekt Gries grünt lagen ein innovatives Konzept und eine Fachplanung zugrunde und es beteiligte die Bürger*innen.

Dem Projekt der ÖVP liegt weder ein überlegtes Konzept noch eine Fachplanung zugrunde und es wurde in einer Ho-Ruck-Aktion mit sehr schlechter Qualität realisiert. Die Grieswirtschaft hat noch weitere Umgestaltungsmaßnahmen bis Herbst angekündigt. Man kann nur hoffen, dass die neue Regierung diese Konzepte prüft.

Werte Gries-Politiker*innen! Überlassen Sie in Zukunft die Planung von öffentlichem Raum den dafür ausgebildeten Expert*innen und setzten Sie sich für echte Bürger*innenbeteiligung ein!
Und was passiert im Übrigen mit den Ergebnissen des 450.000 Euro teuren Bürger*innenbeteiligungsprozesses der Stadtbaudirektion für den Griesplatz, der 2015-2018 umgesetzt wurde?

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