11/10/2023

Die Ausstellung „Sorge um den Bestand – Zehn Strategien für die Architektur“ ist noch bis zum 26. Oktober zu sehen. Es gibt zu der Ausstellung ein umfangreiches Begleitprogramm und eine lohnende Publikation.

11/10/2023

Ausstellungsansicht mit Pflanzen, Sorge um den Bestand, © Mag. Manuel Carreon Lopez, www.kunstdokumentation.com, 2023

Ausstellungsansicht mit KuratorInnen, Sorge um den Bestand, © Mag. Manuel Carreon Lopez, www.kunstdokumentation.com, 2023

Seit Mitte September ist in Wien im alten Gebäude der Wirtschaftsuni, kurz Alte WU genannt, die Ausstellung ‚Sorge um den Bestand – zehn Strategien für die Architektur zu sehen‘. Ein wichtiges Thema. Mit großen Erwartungen bin ich ein paar Tage nach der Ausstellungseröffnung zur Alten WU gefahren, um mir die Ausstellung anzusehen.
Die Alte WU allein ist schon einen Besuch wert. Eine Megastruktur aus den 1970er Jahren, die seit vielen Jahren von unterschiedlichen Institutionen und Gruppen zwischengenutzt wird. Bis zum heutigen Tage ist nicht klar, ob der Bau abgerissen wird. Dieses Ungewisse strahlt der Ort aus. Eben dort in der Aula ist die Ausstellung ‚Sorge um den Bestand“ zu sehen. Rund um eine mit einem Fischgrätparkett bekleidete Holzwand und einen sich in den Raum schlängelnden Tisch sind an zehn Stationen die „zehn Strategien für die Architektur“ aufgerissen. Von „Aus Donuts müssen Krapfen werden“ werden bis hin zu „Bauten als Rohstofflager“ werden wichtige Positionen präsentiert. Aufgeschrieben von wichtigen Stimmen aus der Architektenschaft. Von Personen, die sich schon seit Jahren darum bemühen, ein Umdenken in der Gesellschaft zu bewirken, hin zu einem sorgsameren Umgang mit dem Bestand. Jede einzelne Stimme oder Position ist es wert, gehört zu werden und wert, sich näher zu beschäftigen. Und dennoch ist die Ausstellung für das wichtige Thema zu sperrig. Wir müssen solchen Positionen mehr Raum und Aufmerksamkeit geben, wir dürfen diese nicht mehr nur auf A4-Zettel ausdrucken. So passend der Ort auch für das Thema ist, müssen wir solche Themen an Orten zeigen, wo mehr Menschen vorbeikommen. Es ist nicht mehr adäquat, mit künstlerischen Bildern daran zu erinnern, welchen Wert Bestand hat. Am spannendsten finde ich den Videobeitrag von Eike Roswag-Klinge. Darin spricht er darüber, wie die Transformation gelingen kann. Und wie sie in der Geschwindigkeit gelingen kann, die erforderlich ist. Er sagt, es braucht dafür eine transdisziplinäre Zusammenarbeit und dass wir die Bevölkerung dabei mitnehmen müssen. „Die große Transformation kann nur mit der Gesellschaft und aus ihr heraus erreicht werden.“

Zu der Ausstellung ist ein gleichnamiger Katalog erschienen, in dem wesentlich mehr Infos zu den einzelnen Positionen zu finden sind

Man kann den Blickwinkel aber auch ändern und sagen: Die Ausstellung ist ein guter Anlass, sich die Alte WU, diese markante Großstruktur aus den 1970er-Jahren mal genauer anzuschauen. Und das wichtigste: Zur Ausstellung gibt es ein sehr vielversprechendes Begleitprogramm. Bis zum Ende der Ausstellung finden wöchentlich Vorträgen, Diskussionsrunden sowie Führungen statt.

Dennoch möchte ich nach meinem Ausstellungsbesuch wissen, warum die Plattform Baukulturpolitik diese Ausstellung, die erst in Berlin zu sehen war und dann durch Deutschland tourte, nach Wien holte. Es ist eine Ausstellung des Bundes Deutscher Architektinnen und Architekten von Olaf Bahner, Matthias Böttger und Laura Holzberg kuratiert. 
Barbara Feller von der Plattform Baukulturpolitik erklärt, dass die Ausstellung konzeptionell auf die Jahre 2018 – 19 zurückgeht und sich seitdem viel getan habe, zumindest im Fachdiskurs. „Wir als Plattform Baukulturpolitik wollten die Ausstellung mit dem Begleitprogramm in Wien verorten. In einem Raum, wo das Thema augenfällig ist.“ Sie erzählt, von einer Studie, laut der die Alten WU abgerissen werden soll und ergänzt: „Dieser Automatismus geht heute nicht mehr. Laut meinen Informationen wird an einer neuen Studie gearbeitet – und ich bin gespannt, zu welchem Ergebnis diese kommen wird.“ Hoffen wir, dass sie Recht behält und solche Automatismen ein Ende finden und dass das Begleitprogramm viele Menschen anlockt, um gemeinsam über solche Themen zu sprechen.

_______ Tipp
Zur Ausstellung ist eine Publikation erschienen: 
„Sorge um den Bestand – Zehn Strategien für die Architektur
Olaf Bahner / Matthias Böttger / Laura Holzberg (Hg.) für den Bund Deutscher Architektinnen und Architekten BDA
ISBN 978-3-86859-659-5
28,00 €
 

der Neugierige

Und was sind jetzt die 10 Strategien, anhand welcher Beispiele? Ich weiß schon, soll neugierig auf die Ausstellung machen, das man hinfährt und sich diese selber anguckt ... der Weg ist aber in diesem Falle zu weit ...

Mi. 25/10/2023 18:09 Permalink
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