19/01/2022

Azam Shadpour zeigt in der Ausstellung The charm of city neben ihrer aktuellen Arbeit auch die Projekte Latent und Covers.

19/01/2022

Latent (2016)

©: Azam Shadpour

The charm of city (2022)

©: Azam Shadpour

The charm of city (2022)

©: Azam Shadpour

Covers (2013)

©: Azam Shadpour

Covers (2013)

©: Azam Shadpour

Im Kellerfoyer des Afro-Asiatischen Instituts Graz ist zur Zeit die Fotoausstellung „The charm of city“ der Styria-Artist-in-Residency-Stipendiantin Azam Shadpour zu sehen.

Hier präsentiert sie die Ergebnisse ihrer künstlerischen Auseinandersetzung mit der steirischen Hauptstadt in Form von gepaarten Polaroid-Aufnahmen, die bei ihren Stadterkundungen entstanden sind. Mit dem Blick von außen wird uns die von Azam Shadpour als komplettes Gegenteil zu Teheran empfundene Stadt Graz in kleinen Formaten gezeigt. Teheran laut und groß, Graz im Vergleich klein und leise, so hat es die Künstlerin im Gepräch kurz angemerkt. Wiederkehrendes Motiv sind die rot-weiß-gestreiften Absperrungen, die ihre Aufmerksamkeit und Assoziation zur österreichischen Flagge erweckten. Man blickt auf etwas Vertrautes, immerhin sind es Bilder von Graz, aber es sind Details, die im Alltag meist ausgeblendet werden. Wir sehen einen fast menschenleeren, urbanen Raum, der durch die Ästhetik des Polaroids in eine vergangene Zeit entrückt wird.

Während ihres Aufenthalts wurde die iranische Künstlerin von Maryam Mohammadi und Joachim Hainzl vom Verein Xenos begleitet.

Neben der aktuellen künstlerischen Arbeit werden in der Ausstellung auch zwei weitere Projekte von Azam Shadpour präsentiert, die uns Details aus dem Stadtbild Teherans zeigen und das Gesamtkonzept vervollständigen.

Das Aufspüren und fotografische Sammeln eines wiederkehrenden Themas, welches Azam Shadpour im öffentlichen Raum entdeckt, ist auch in den Werken LATENT (2016) und COVERS (2013) ihre Methode, mit der sie das jeweilige Phänomen in seiner Vielschichtigkeit deutlich macht.

 

LATENT (2016)

Diese Sammlung (...) zeigt Fotografien von Objekten, die hinter den Fenstern des Teheraner Wohnkomplexes Ekbatan aufbewahrt werden. Mit seinen mehr als 15.000 Wohneinheiten ist Ekbatan, ab 1975 von internationalen Architekten und Bauingenieuren geplant und durchgeführt, eine Stadt in der Stadt.

Diese Dinge im schmalen Zwischenraum zwischen Vorhängen und Fenstern werden seit langer Zeit und aus unterschiedlichen Gründen dort aufbewahrt. Einige dieser Gegenstände sollten wohl entsorgt werden, oder den Blicken von Besucher*innen entzogen werden oder sie wurden absichtlich direkt vor den Augen der Nachbar*innen platziert.

(...) Es sind Dinge des gewöhnlichen Lebens, im Schwebezustand zwischen privat und öffentlich.(1)


COVERS (2013)

Unter bunten Zelten werden hier die optischen Ästhetiken und ikonisierten Markenidentitäten von Autos zum Verschwinden gebracht. Sie werden auf das Minimalste geschrumpft und versteckt durch eine gleichmachende Tarnung.

Diese bunten Zelte aus Bettlaken, Bettdecken und ausgeschnittenen Werbebannern sind voller Figuren und floraler Muster, mit erstaunlichen Details und bisweilen mit Satzfetzen auf ihnen. Manche sind professionell gefertigt, andere scheinen von Laien mit bewussten oder unbewussten Layouts zusammengenäht.

Verständlich werden diese seltsamen Installationen erst gänzlich durch die Kenntnis des kulturellen Bodens, auf dem sie im urbanen Raum ausgestellt sind: es ist die Metropole Teheran. Die Arbeit ist das Ergebnis mehrmonatiger Recherche in dieser lauten Großstadt, die bevölkert ist von einer Unzahl von Autos. Im Teheraner Zentrum mit seinen Altbauten und im ärmeren, südlichen Teil von Teheran können die eigenen Autos meist nicht in Tiefgaragen den Unbilden der Naturgewalten und dem Zugriff durch Unbefugte entzogen werden. So bleibt nur der Standort des ruhenden Verkehrsmittels.

Mit diesen Verhüllungen, die ihren inneren Inhalt vollständig verdaut haben und so die Lesbarkeit der Markenware verunmöglichen, werden neue Objekte geschaffen, mit einer neuen Art der visuellen Anziehungskraft. Und dies mit der Rückbesinnung auf handwerkliche Tradition. Eine bedeutende Anstrengung für Familien, die wohl auch auf die Hilfe der Großmütter zurückgreifen, um eine (...) Tages- und Nachtdecke zur Sicherheit ihrer kleinen Autos zu nähen!(2)

 

(1)Joachim Hainzl: Ausstellungstext "Azam Shadpour: The charm of city", Latent (2016), Afro-Asiatisches Institut Graz, 2022.

(2)Joachim Hainzl: Ausstellungstext "Azam Shadpour: The charm of city", Covers (2013), Afro-Asiatisches Institut Graz, 2022.

 

Ausstellungsdauer: 12.1. - 27.1.2022
Die Ausstellung kann jeweils Mo.–Do. von 9:00 bis 15:00 Uhr und Freitags von 9:00 bis 12:00 Uhr besichtigt werden.

 

 

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