06/11/2023

Die „Rankencity“ ist ein von UBM und NHD entwickeltes Projekt. Bebauungsplan, Architekturwettbewerb und Renderings haben städtebauliche und architektonische Qualitäten versprochen, die aber nicht realisiert wurden. Auch die Umbenennung in „City Rivers“ macht das Projekt nicht besser.

06/11/2023

Siegerprojekt Atelier Frühwirth, Visualisierung _Quelle UBM

Rankencity, Visualisierung _Quelle UBM

Die Balkone an der Stirnseite sind lt. Bebauungsplan verboten, Visualisierung _Quelle UBM

Versprochener Rankenpark, Visualisierung _Quelle UBM

Fassade Karlauerstraße mit deutlich reduzierter Qualität und verschwundenen Bäumen, 2023

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

Realisierter Bauteil in der Rankengasse, 2023

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

Die öffentliche Parkvergrößerung wird für private TG-Lüftungschächte und Mülltonnen verwendet, 2023

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

Aus versprochenem Rankenpark wurde private Grünfläche ohne Aufenthaltsqualität

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

Viele Bäume im "Rankenpark" sind bereits abgestorben

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

Charmante Vorgartenzone – ungeschütztes Wohnen und Schlafen nebeneinander

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

Hochparterrewohnen laut Architekt und an Gründerzeit angelehnte Vorgärten in der Realität, 2023

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

Die „Rankencity“ ist ein von UBM und NHD entwickeltes Projekt zwischen Karlauerstraße und Rankengasse in Graz. Für den Bauteil an der Karlauerstraße wurde von UBM und NHD ein Architekturwettbewerb nach Grazer Modell ausgelobt, aus dem das Architekturbüro Atelier Frühwirth als Sieger hervorging. Vor dem Wettbewerb wurde auf Basis einer Studie von Architekt DI Michael Neuwirth ein detaillierter Bebauungsplan erstellt. Dieser erlaubte eine Dichteüberschreitung auf 2,67, die laut Wettbewerbsauslobung einzuhalten war. Weitere Wettbewerbsbedingung war, die Geschäftsflächen im EG möglichst klein zu planen. Mit der Planung des größeren Baufeldes in der Rankengasse wurde Architekt DI Michael Neuwirth beauftragt. Insgesamt wurden 201 Wohnungen und 127 Tiefgaragenplätze realisiert.

Kurz nach Baubeginn verkauften UBM und NHD das Projekt um rund 33 Mio. € an einen von der Investmentgesellschaft Gal Cap Europe betreuten Fonds. 

In der Presseaussendung dazu (Quelle OTS) ist u.a. zu lesen: „Die Rankencity ist ein Musterbeispiel für eine gelungene Projektentwicklung, die eine Aufwertung für das gesamte Quartier mit sich bringt“ (UBM Geschäftsführer Gerhard Bäck). Manfred Wiltschnigg, Managing Partner von Gal Cap Europe, ergänzt: „Ich freue mich über die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit UBM und NHD und über das tolle Projekt, das sich sicher ganz hervorragend am Markt behaupten wird.“
Die Wohnungen sind zwischen 25 und 80 Quadratmeter groß und richten sich primär an eine junge Zielgruppe, die das boomende Stadtviertel gerade für sich zu entdecken beginnt. Zwischen den beiden Baukörpern entsteht ein begrünter und verkehrsfreier Innenhof, der „Rankenpark“. Straßenseitig erfolgt die Bebauung entlang der Rankengasse etwas zurückgesetzt, wodurch, angelehnt an die Gründerzeittradition, charmante Vorgärten entstehen.

Der finanzielle Erfolg, den sich die Investoren versprachen, scheint eingetreten zu sein. Auch dank der Zugeständnisse des Stadtplanungsamtes in Form hoher Bebauungsdichte und der Möglichkeit, gesetzliche Grenzabstände zu unterschreiten. Aber wie sieht es mit den anderen Versprechen aus, die UBM/NHD, Planungsämter und Architekt*innen im Rahmen des Architekturwettbewerbs bzw. der Bebauungsplanung gemacht haben?

Aus dem versprochenen „Rankenpark“ wurde eine nicht öffentliche Grünfläche ohne Aufenthaltsqualität, ohne Sitzmöglichkeiten oder Spielgeräte. Die im Bebauungsplan vorgeschriebenen Baumpflanzungen wurden gepflanzt, aber nicht gepflegt, so sind die Bäume bereits mehrheitlich vertrocknet. 

Das boomende Stadtviertel boomt vor allem in den Investorenköpfen. Tatsächlich mangelt es an Angeboten, die in einem Kerngebiet eigentlich vorhanden sein sollten. Die Investorenprojekte tragen mit der fast ausschließlichen Wohnnutzung nichts zur Angebotsverbesserung bei.
Das Siegerprojekt versprach eine hochwertig gestaltete Fassade mit eleganter Geschäftszone und attraktivem Grün davor. Die gebaute Gewerbefläche fällt in der Gestaltungsqualität deutlich hinter dem Rendering zurück. Aus dem versprochenen attraktiv bepflanzten Grünstreifen wurde nichts. Die anfänglichen vier Bäume wurden durch brutale Bauabwicklung auf zwei Bäume reduziert. Die Bäume sind bzw. waren öffentliches Gut! Lediglich die Fassade an der Karlauerstraße wurde ähnlich dem Rendering ausgeführt. Sie musste dem Gestaltungsbeirat vorgelegt werden. Ansonsten wurde auf jegliche Architekturqualität verzichtet. Die Ausführungsplanung lag letztlich nicht bei den Architekten, sondern bei einem Generalplaner.

Die Stadt versprach durch den Bebauungsplan „die Sicherstellung einer geordneten Siedlungsentwicklung“. Die Tatsache, dass in der Rankengasse nun im Parterre ohne Sichtschutz zur Straße und zu den Nachbarwohnungen gewohnt wird, kann wohl nicht als geordnete Siedlungsentwicklung bezeichnet werden.

Die von UMB/NHD versprochenen „scharmanten Vorgärten“ waren im Rendering noch durch grüne Hecken eingefasst. Statt Hecken gibt es inzwischen Gitter und Tiefgaragenschächte als Einfriedung. Als Abgrenzungen zwischen den EG-Wohnungen wurden in der gesamten Rankencity Hainbuchen gepflanzt. Diese sind mittlerweile alle vertrocknet. 
Es wird sich zeigen, wie die Mieter*innen in Zukunft darauf reagieren werden. Wer will schon ungeschützt am Serviertablett wohnen und schlafen? 
Architekt Neuwirth bezeichnete die ca. 30 cm Erhöhung über dem Gehsteigniveau als Hochparterre. Meine Empfehlung an ihn: verpflichtendes Probewohnen. Vielleicht erkennt er dann, dass EG-Gärten direkt an der Straße ein absolutes No-Go sind.

Die Stadt versprach mit dem Bebauungsplan auch „eine Vergrößerung des vorhandenen südlich gelegenen Quartierparks um 92 m²“. Die Grundeigentümer mussten diese Fläche abtreten, durften aber stattdessen um 5 m näher an den Park heran bauen. 
Auf der neuen Parkfläche stehen nun Mülltonnen der Wohnanlage und Tiefgaragenbelüftungsschächte leiten Lärm und Gestank aus der Tiefgarage zum öffentlichen Park hin. Ein schlechtes Geschäft für die Stadt, ein einträgliches für die Investoren.

 

Stolzer Grazer

Immer diese Negativität bei jedem größeren Neubau in Graz obwohl diese extrem umweltfreundlich und zukunftfit für die wachsende Großstadt Graz sind...
Warum wird immer gegen die umweltfreundliche Nachverdichtung in Graz gewettert und nicht gegen den umweltfeindlichen Einfamilienhaus Wildwuchs im Speckgürtel von Graz wo wertvolles Grün und Ackerland vernichtet und Graz deswegen mit immer mehr Pendlerautos überschwemmt wird!
Diese Wohnanlage in der Karlauerstraße hat einen großen grünen Innenhof, die Fassaden sind weit besser als der Durchschnittsanlegerbau in Graz und die Karlauerstrasse wird für die kommende SW Linie sowieso völlig umgestaltet werden.
Berechtigte Kritikpunkte sind die mangelhafte Pflege der neuen Bäume und auch der Hecken welche auch die Privatsphäre der Erdgeschosswohnungen in der Rankengasse sicherstellen würde plus die Mistkübel haben hoffentlich einen Müllraum irgendwo...

Sa. 18/11/2023 17:02 Permalink
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