Der Magistrat als Virus-Verteiler?
Und wieder einer! Jetzt wieder eine! Und nun ein Kind! Ich sehe, wie die Leute an der Kreuzung ständig auf den Knopf der Blindenampel drücken – sie glauben, damit „Grün!“ herbeizurufen und pressen den oberen wie den unteren Knopf.
Es ist ein Irrglaube. Die Ampel schaltet und waltet unabhängig von der hektischen Drückerei. Dafür haben sie sich womöglich gerade infiziert.
Unser Gesundheitsminister predigt, auf den Handschlag zu verzichten, die Haltegriffe in Tramways und Bussen werden ständig desinfiziert – aber die „Druckknopfanlagen“ der Stadt sind immer noch Corona-Sprungbretter: Die Leute drücken arglos drauflos – und fahren dann mit den Fingern ins Gesicht.
Ich habe erwartet, der Magistrat werde auf die Pandemie reagieren, vielleicht mit roten Klebestreifen quer über die Druckknöpfe, in der Art eines Andreaskreuzes... Dann sehen Sehende, dass sie da nicht herumgrabschen sollen – und Blinde sehen es ohnehin nicht, drücken und hören das gewohnte penetrante Tak-Tak-Tak der Blindenampel, diesem gut gemeinten Lärmterror für die Anrainer. Nach meiner groben Schätzung kommen auf einen Blinden, der die Kreuzung passiert, sagen wir – 500.000 Tak-Tak-Tak von Sehenden.
Seit Jahren habe ich das Amt beflennt, diese Ampeln bitte zu kennzeichnen. Damit wirklich nur Blinde das Tak-Tak-Tak und Ratatata herbeidrücken.
Es gibt ja einen Unterschied im Empfinden von Krach: Donnert nachts unter dem Fenster die Feuerwehr vorbei, schreckt man zwar auf, denkt aber: „Burschen, macht´s es gut! Und kommt dann gut heim.“ Doch hämmert um drei Uhr morgens wieder das Tak-Tak-Tak auf den Schädel, und um vier und um fünf – aber nicht, weil da ein Blinder unterwegs wäre... Wie viele schlaflose Nächte, wieviel Zermürbung, wie viele kaputte Tage... Immerhin wurde, als ich in GAT darüber geschrieben hatte, die Lautstärke bei der Ampel unter meinem Fenster etwas reduziet.
Und warnt das zuständige Amt nun beim Corona-Alarm mithilfe von Klebestreifen – oder sonstwie – die Leute vor der riskanten Blindenampeldrückerei? Ach, was! Sie bleiben weiter wahre Virus-Trampoline – und der Magistrat eine Art Corona-Coach.
Der nächste Virus-Hotspot
Der nächste Virus-Hotspot müsste die Augartenbucht sein, die unser Herr Bürgermeister trotz Corona-Abstandsverordnungen vor rund einer Woche öffnen ließ. Wer am letzten Sonntag so wie ich am Rad an ihr vorbeifuhr, wird sich dieses Eindrucks nicht entziehen gekonnt haben. Massen von Menschen, die die hölzernen Plattformen, die Bänke und die Wiese bevölkerten, der überwiegende teil ohne Maske, mit dem vorgeschriebenen Abstand war das nicht möglich. Die Polizei fuhr im Auto (!) durch die Hauptallee mit Aufrufen zur Einhaltung des Abstands, einfach absurd. Ja, mit zweierlei Maß misst, wer durch die gegen alle Proteste durchgesetzte Errichtung eines solchen Jahrhundertwerks in die Unsterblichkeit eingehen will und daher nicht warten kann mit der (Massen anziehenden) Eröffnung. Sie gerade jetzt zur Aneignung frei zu geben ist eine Harlekinade. Ich plädiere für die Namensgebung Corona-Bucht.
Antwort auf Der nächste Virus-Hotspot von Karin Tschavgova
Seit ich die Bilder sah
mache ich mir um die Badesaison keine Sorgen mehr. Was im Augarten geht, wo jeder unkontrolliert hinkann, wird sich an Badeseen leicht regeln lassen.