21/10/2019

Wasserinfrastruktur
Tagungsbericht

Ver- & Entsorgung in den Kommunen muss digital erfasst werden.

Bis 2025 soll das gesamte steirische Wassernetz diditalisiert sein.

21/10/2019

Wasserwirtschaft – Lebensressort Steiermark. Foto: siehe Link > lebensressort.steiermark.at

Heinrich Schwarzl, LR Johann Seitinger, Maria Bogensberger und DI Johann Wiedner (v. li. n. re.). Bild: ZT-Kammer Steiermark und Kärnten

In den kommenden Jahren stehen den steirischen Gemeinden umfangreiche Reinvestitionen in die Wasserinfrastrukturanlagen ins Haus. Aber nicht in allen Kommunen kennt man den aktuellen Zustand der Anlagen ausreichend genau. Ziviltechnikerkammer und Land Steiermark klärten bei einer gemeinsamen Veranstaltung über kommende Herausforderungen und erforderliche Maßnahmen auf.
Die vielfach in den Nachkriegsjahrzehnten in der Steiermark errichtete Wasserinfrastruktur erreicht heute oft das Ende ihrer Nutzungsdauer. Sanierung und Erhaltung des heimischen Wasserleitungs- und Kanalnetzes sind daher ein brennendes Thema. Bei einer Veranstaltung des Landes Steiermark und der Ziviltechnikerkammer wurden die technisch, rechtlich und wirtschaftlich relevanten Fragen behandelt und diskutiert.

„Wasser wird im 21. Jahrhundert einen außergewöhnlich hohen Stellenwert in unserer Gesellschaft haben. Daher sind alle Vorbereitungen dahingehend zu treffen, Wasserversorgungseinrichtungen zu schützen, die Qualität des Ver- und Entsorgungssystems auf hohem Niveau zu halten sowie auch das Bewusstsein in der Bevölkerung dahingehend zu stärken“, betont Landesrat Johann Seitinger. Die Aufgaben des Landes sieht DI Johann Wiedner von der Wasserwirtschaftsabteilung vor allem in der Vermittlung von Wissen und Schaffung von Anreizen für Investitionen in die Wert- und Funktionserhaltung. Zur Rolle der ZiviltechnikerInnen betont DI Heinrich Schwarzl von der Fachgruppe Wasserwirtschaft und Umwelttechnik neben qualitätsvoller Planung und objektiver Beratung auch die Aufgabe als Moderatoren zwischen BürgerInnen, Behörden und Politik.
Die Sanierung veralteter Wasserinfrastruktur sowie die notwendigen Neubauten von Anlagen aufgrund des demografischen Wandels sind für Gemeinden und Genossenschaften große Herausforderungen. DI Dr. Johannes Laber von der Kommunalkredit Public Consulting GmbH in Wien geht davon aus, dass bis 2030 zwischen 6 und 8,5 Milliarden Euro für den Wert- und Funktionserhalt der Wasserinfrastrukturanlagen in Österreich investiert werden müssen. Die Sanierungsrate müsse drastisch von derzeit 0,29 Prozent bei Wasserleitungen und 0,14 Prozent bei Kanälen auf mindestens 1,5 Prozent gesteigert werden.

Planung
Grundlegendes Wissen über den Zustand der Wasser- und Kanalleitungen ist der erste Schritt für eine vorausschauende Sanierungs- und Reinvestitionsplanung. Als wichtigstes Instrument hierfür sieht DI Peter Rauchlatner von der Wasserwirtschaftsabteilung des Landes die digitale Dokumentation in Leitungsinformationssystemen. Bis 2025 soll das gesamte steirische Wassernetz in einem solchen System erfasst werden. „Unser Ziel ist es, nicht erst anlassbezogen, sondern notwendige Maßnahmen auf Basis einer vorausschauenden Sanierungsplanung zu setzen“, so Rauchlatner.

Richtlinien
Neben dem technischen Zustand müssen auch die rechtlichen und wirtschaftlichen Bedingungen bekannt sein, um bösen Überraschungen vorzubeugen. Dr. Gerhard Braumüller, Partner der Kaan Cronenberg & Partner Rechtsanwälte in Graz, empfiehlt einen Bescheidspiegel anzulegen, an dem sich BetreiberInnen sowie PlanerInnen rasch orientieren können. Einige grundlegende Fragen dazu sind: Welche Anlagen und Leitungen stehen im Eigentum der Gemeinde oder Wassergenossenschaft? Sind dazu alle nötigen Bescheide und sonstige rechtliche Absicherungen vorhanden? Sind die Nutzungsmengen festgelegt?

Bilanzierungsvorschriften
In den letzten Jahrzehnten wurden rund 4,6 Milliarden Euro in die steirische Wasserversorgung und Abwasserentsorgung investiert. Diese Anlagen unterliegen jedoch einer laufenden Abnutzung. Da die hohen Anlagenwerte wesentlich zum Vermögensstand einer Gemeinde beitragen, müssen diese auch in der Bilanzierung erfasst werden, wie Mag. Maria Bogensberger vom Quantum Institut für betriebswirtschaftliche Beratung in Klagenfurt erklärte. Sowohl die bestehenden Anlagen und die dafür erhaltenen Förderungen als auch die geplanten Reinvestitions- und Finanzierungspläne für Sanierungsarbeiten müssen im Rechnungswesen der Gemeinden berücksichtigt werden.

125 Jahre Hydrographie
"Der Hydrografische Dienst Steiermark beschäftigt sich seit 1894 mit der systematischen Erhebung des Wasserkreislaufes bezogen auf Niederschlag, Wasserabfluss, Feststoffe in Gewässern, Grundwasser sowie Wassertemperatur und Verdunstung. Die erhobenen und ausgewerteten Daten des Hydrografischen Dienstes bilden die Grundlage für sämtliche wasserwirtschaftliche Planungsaufgaben wie z.B. der Planung von Hochwasserschutzmaßnahmen, der Auslegung von Kraftwerken oder der Dimensionierung von Wasserentnahmen und Abwasserreinigungsanlagen. Die Daten sind aber auch ein wesentlicher Ausgangspunkt für Hochwasserprognosemodelle, die sich in den letzten Jahren entwickelt haben und die in Zukunft noch weiter an Bedeutung gewinnen werden." (Auszug aus einer Pressemitteilung des Lebensressorts Steiermark vom 18.10.2019).

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