Wenn sie den Begriff Familie hören, fällt sehr vielen Menschen als Bild dazu das Werbevideo ein, wo ein fescher Vater am Steuer sitzt, die Mutter sitzt als lächelnde attraktive Beifahrerin neben ihm und zwei Kinder, natürlich ein Bub und ein Mädchen, sitzen zufrieden auf dem Rücksitz des Familienautos. Und natürlich ist die Familie weiß und wohlhabend.
Die Werbung transportiert auch heute oft noch das Bild eines bürgerlichen Familienmodells, wie es ab dem 18. Jahrhundert in Europa in die deutsche Alltagskultur Einzug gehalten hat. Die Eckpunkte dieses Modells sind eine klare Grenzziehung zur Außenwelt (familienfremde Personen), die Eingrenzung auf Vater, Mutter und die leiblichen Kinder und eine strickte Rollenverteilung sowie eine Koppelung an die Ehe und Elternschaft.
In den letzten Jahrzehnten und teilweise wohl schon davor haben sich neue Familienformen entwickelt wie Zwei-Eltern-Familien, Ein-Eltern-Familien, nichteheliche Familien, Patchworkfamilien mit Kindern aus früheren Beziehungen, Regenbogenfamilien (gleichgeschlechtliches Paar), multikulturelle Familien u.v.m.
Wir wissen auch, dass verschiedene Gesellschaften auf der ganzen Welt ganz unterschiedliche Formen des Zusammenlebens entwickelt haben, die teilweise für uns sehr ungewöhnlich sind (z.B. Besuchsehen, oder dass Kinder nur von der Sippe der Mutter aufgezogen werden).
Trotz alledem hält sich das bürgerliche, immer wieder reproduzierte Familienmodell noch immer in vielen Köpfen als vorrangig gültiges Ideal und kann bei den Menschen, die ihm nicht entsprechen, Leidensdruck erzeugen. Die multidimensionalen und -funktionalen Familien mit ihrer Vielfalt und ihrem Veränderungspotenzial sind im gesellschaftlichen Kontext fast eine Subkultur statt geachtete Realität. Sie werden nicht in dem Ausmaß gewürdigt und unterstützt, wie es angebracht und notwendig wäre.
Der Begriff Familie ist im privaten wie auch im öffentlichen Raum ein sehr stark wertebeladener Begriff und es werden damit verschiedenste Wunschvorstellungen verknüpft. Diese normative Aufladung des Familienbegriffs, wie auch die starke Verkoppelung zwischen Familie und Ehe bietet eine breite Projektionsfläche von Wünschen, wie eine richtige Familie auszusehen hat. Eine Überprüfung und Öffnung des Familienbegriffs ist daher sehr wichtig.
Und was ist mit den Kindern? Kinder werden durch ihre Zugehörigkeit zu den verschiedensten Familienformen und die Meinungen der Familienmitglieder und der Umgebung dazu entweder unterstützt oder stigmatisiert. Nicht alle Kinder haben daher von vornherein dieselben Rechte und bekommen dieselben Startbedingungen. Sie werden auch selten gefragt, was sie selbst wollen und brauchen.
Das Kinderbüro Graz – Die Lobby für Menschen bis 14 will an genau diesem Punkt ansetzen und über Beteiligungsprozesse die Rechte von Kindern in Gesellschaft und Familie auch der Öffentlichkeit ins Bewusstsein bringen und Kinder damit unterstützen. Kinder sagen meist ganz direkt, was sie wollen und holen Erwachsene damit sehr heilsam auf den Boden der Realität zurück. Den Kindern wirklich zuhören und sie ernst nehmen, ist oberste Priorität.
Das Kinderbüro Graz veranstaltet zum Tag der Familie am 15. Mai 2014 von 16 bis 17:30 Uhr im Grazer Stadtpark am Kinderspielplatz zwei Workshops.
Thema:
Innerhalb der Familie gemeinsam Entscheidungen treffen!
Gemeinsam gehen Kinder und erwachsene Familienmitglieder verschiedenen Frage nach, wie z.B.
_ Wo will ich mich beteiligen?
– Wo kann ich Kinder beteiligen?
_ Welche Themen betreffen uns alle? usw.
Bedingungen: Teilnahme immer mindestens ein Kind und ein Erwachsener aus einer Familie.
Anmeldung:
Heidi Jursitzky
0650 833 666 3
heidi@kinderparlament.at
