19/03/2013

Ausstellung im GrazMuseum
Im Rahmen der Exkurse zur Dauerausstellung 360 Graz I Die Stadt von allen Zeiten:
Exkurs No 1 – verMESSEN. Der Franziszeische Grundkataster von Graz
6. März – 22. April 2013
Gestaltung:
ARCHelmoma (Marion Starzacher, Elisabeth Seuschek, Ramona Winkler)

19/03/2013

Katasterblatt Graz (1829)

©: BEV - Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen

Katasterblatt Graz (1820)

©: BEV - Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen

Raum ist eine zentrale Kategorie der Wahrnehmung, der Wirklichkeitsdeutung, des individuelle Agierens. Insofern ist die Auseinandersetzung mit seiner Vermessung ein wichtiges Moment, dem hier eine kleine, feine Ausstellung gewidmet ist.

Kaiser Franz I. gab Anstoß zu der großräumigen Vermessung der Monarchie in kartographischer und statistischer Hinsicht. Es ging dabei (natürlich) um Geld, um eine „gerechte“ Grundlage für die Steuervorschriften für Einkommen aus Grund und Boden, doch das tut der Wirkung und Bedeutung des Gesamtwerkes (abgeschlossen 1861) keinen Abbruch. In der Steiermark wurde diese Unternehmung 1820-1825 durchgeführt, für Graz liegen zwei Versionen (1820, 1829) vor.

Die Ausstellung strebt gleichsam in vier Richtungen auseinander, zusammengehalten von einer Zeitleiste am Boden quer durch den Raum, wo Vermessungsgeschichte zwischen dem Censimento Milanese (Mailländer Kataster aus dem 18. Jahrhundert) bis zur Einführung des Metermaßes 1871 chronologisch dargestellt wird. In der ersten Ecke wird die Persönlichkeit Franz Allmers eingeführt, ein österreichischer Geodät, der sich um die Geschichte seiner Wissenschaft verdient gemacht hat. Private Gegenstände und Veröffentlichungen sowie  Fotos veranschaulichen sein Wirken. Dem angefügt wird ein kurzer Exkurs über die Geodäsie ganz allgemein.
Die zweite Ecke führt den BesucherInnen Ansichten von Graz im 19. Jahrhundert vor Augen, dem jüngeren Publikum Spiele, Bilderbücher und Vermessungsgeräte aus Karton. Dazu gibt es auch eine Einladung zu einem Kinderworkshop.
Im dritten Eck wird die Frage, wie man sich den Franziszeischer Kataster denn nun vorstellen kann, beantwortet. Vergleichend werden zwei Abbildungen desselben Bereiches in Graz von 1820 und 1829 einander gegenübergestellt. Dazu wird ein Beispiel für die Verschriftlichung der Ergebnisse präsentiert. Und last, but not least „Zeitgenössische Formulierungen“ – die Analyse des Katasters und seine Erweiterung in drei Lehrveranstaltungen an der Fakultät für Architektur der TU Graz.

Die Vermessungsgeräte (historische und neueste Modelle), die dazu serviert werden, mögen die Uneingeweihten etwas verwirrt zurücklassen, zeigen aber eines deutlich: Vermessung entwickelte sich in den letzten 150 Jahren von einer Tätigkeit für hochspezialisierte Experten zu einer für alle zugänglichen Materie. Dass diese Experten etwas schräg anmuten können, erzählt ja schon Daniel Kehlmann. In der Ausstellung wird dies auch angedeutet, etwa im zitierten Aufsatz eines nicht bekannten Highschool-Schülers, der Geodäten als sich merkwürdig verhaltende Sonderlinge definiert (aus der Sammlung Allmer). Auch die satirischen „10 Gebote des Feldmessens“, die etwa davon abraten, mitten auf der Straße Aufstellung zu nehmen, verweisen darauf.

Insgesamt erhält man einen guten Einblick in die Vermessung, in einen Bereich, der – so bedeutend im Alltag – doch den meisten fremd ist. Der organisatorische Aufwand ist sichtbar, es gibt zahlreiche Leihgaben, die man sonst nicht zu Gesicht bekommt. Im Detail hätte die eine oder andere Information (etwa zu Begriffen wie „Steuerrektifikation“ oder einige Jahreszahlen mehr) zusätzlich nicht geschadet, das hätte die Zugänglichkeit zur Thematik erhöht. Aber alles in allem wurde hier das rechte Maß in einem kleinen Ausstellungsraum gefunden.

AddictedToArt&Culture

Die Informationen zu den einzelnen Fachbegriffen befinden sich im Infoblatt, welches vor dem Eingang zum Ausstellungsraum zu finden ist.

Fr. 22/03/2013 12:00 Permalink

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