10/07/2015

Von 1. Juni bis 30. September 2015 findet der erste steirische Architektursommer statt. GAT nimmt mit dem Projekt A Tempo – Die mobile High Definition Baustelle teilstate of the ART ist der 15. Clip der Serie.

Konzept & Grafik: Norbert Rusz
Text: Emil Gruber
Videoclips: Nico Schrenk
Musik: Norbert Rusz

10/07/2015
©: Shutterstock_DeepGreen
©: HDA – Haus der Architektur

Jim heuerte als Küchenjunge auf einem Klipper an. Er kehrte niemals mehr nach Glenmaye auf der Ile of Man zurück. Das Meer modelliert seither sein Wesen und seine Haut. Fester Boden ist Unabwendbarkeit bis zum Ablegen des nächsten Schiffs. Jim wurde Deckhand, Segelmacher, zweiter Maat, erster Maat, Master und Commander. Jim ist Astronavigator. Der Sextant ist sein engster Vertrauter. Jim liest die Bahnen von Sonne und Sterne. Er deutet die Farbe des Wassers. Jim spürt jedes Riff. Jim weiß, wann der Regen kommt. Radar, Sonar und GPS sind blinde Passagiere an Bord. Jim brachte Kutter durch die tobenden Wetter in der Rosssee. Er steuerte Trawler durch die kabbeligen Roaring Forties. Jim umfuhr mit Brigantinen in rauen Wellen das Kap Horn. Jim steuerte Greenpeace-Schnellboote auf Konfrontationskurs mit japanischen Walfängern. Jim befehligte Schulschiffe. Jim lieferte Stückgut an die Ränder beider Hemisphären. Er ankerte vor den entlegensten Küsten. Jim erstieg die 699 Stufen der Jakobsleiter auf St.Helena. Jim umrundete den See des Herzens auf Tristan da Cunha. Er tauchte in die dichten Vogelschwärme von Henderson Island.
Jim wird heuer 82 Jahre alt. Noch immer sind Jim und die See ein Liebespaar. Wenn kein Kielwasser unter Jim schäumt, lebt er zurückgezogen im Norden Neuseelands. Motuarohia ist eine kleine Insel in der Bay of Island. In der Dämmerung sind hier die Rufe der Kiwis zu hören. Jim wurde zu ihrem Beschützer. Jim baute sich ein kleines Dock. Er rettet historische Holzyachten vor dem Verfall. Jim schenkt sie restauriert Museen.  
Einmal, 2003, war Jim mein Kapitän auf der Reise zu einem neuen Leben. Er durchmaß mit einer kleinen Crew auf einem ehemaligen Lastensegler den südlichen Pazifik. Jim brachte uns in die Fremde, zu Inseln, vor denen nur wenige kreuzten. Jim zeigte uns die kristallklaren Buchten des unbewohnten Rowa Atolls. Jim ließ die Segel vor den schwarzen Stränden des rauchenden Vulkankegels Kao bergen. Jim zeigte uns die ursprünglichen Yasawas, bevor hier nach und nach Resorts den Archipel besetzten. 
Nach meiner Rückkehr betrat ich erstmals die neu erbaute Murinsel. Sie wird eine der wenigen Inseln bleiben, auf die Jim nie einen Fuß setzen wird. 

Jede(r) ist eine Insel1: Ingeborg Bachmann, Lieder von einer Insel (sonnTAG 134)

Jede(r) ist eine Insel 2: Anne Isopp, Aufbruch zu neuen Ufern (sonnTAG 127)

Jede(r) ist eine Insel 3: Wenzel Mraček, Wörter-Seefahrer I (sonnTAG 185)

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