18/09/2018

Standpunkte

des Vorstands des FORUM STADTPARK im September 2018 zur Diskussion über das FORUM STADTPARK und seine Nutzung

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GAT unterstützt das Forum Stadtpark in seinem Bestreben, die bisherige Nutzung des für das Kulturleben der Stadt Graz seit Jahrzehnten wichtigen Institution beizubehalten und kein Kaffeehaus werden zu müssen.

Es ist ein Alleinstellungsmerkmal der Stadt, genau an diesem Punkt, in Mitten des größten öffentlichen Raums, einen unabhängigen, freien Denk-, Diskurs- und künstlerischen Schaffensraum zu haben – und keinen weiteren Gastronomiebetrieb. (Zitat, Vorstand FORUM STADTPARK, Sept. 2018)

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18/09/2018

Der Verein 2018. Vor dem Forum Stadtpark

©: W.Temmel & A.Katz

N is for Nature, 2018

©: Martin Schwarz

Sisterhood und-Gentleman-Ausstellung, 2018

©: Lena Prehal

Crossroads, 2014

Zimmer mit Ausgangslage, 2014

Eröffnung Forum Stadtpark, 1960

©: FORUM STADTPARK

Forum Stadtpark 2018

©: Garfield Trummer

Warum entstand das FORUM STADTPARK im Stadtpark?
Das Gebäude mit der Adresse Stadtpark 1, ein ehemaliges Tanzcafé, war Ende der 1950er Jahre ein leerstehendes, desolates Gebäude, für das es seitens der Stadtregierung bereits einen Abrissbescheid gab. Eine Gruppe rund um die bildenden Künstler Othmar Carli, Gustav Zankl und Günter Waldorf entwarf damals die Vision, aus diesem Haus einen Raum für junge Kunst zu machen. Mit viel Engagement, Mobilisierung einer breiten Öffentlichkeit, einer erfolgreichen Finanzierungskampagne und der wohlwollenden Unterstützung von Landesrat Hanns Koren konnte der Standort erhalten werden. Im Jahre 1960 wurde das FORUM STADTPARK schließlich eröffnet.
40 Jahre später wurde das Gebäude aufgestockt. Dadurch konnte der Ausstellungsraum im Erdgeschoß um einen Seminarraum und Büroflächen im Obergeschoß ergänzt und die Funktionalität als Kulturstätte verbessert werden.

Wer entscheidet, was im FORUM STADTPARK passiert?
Das FORUM STADTPARK ist ein unabhängiger, gemeinnütziger Verein. Der Verein hat einen Mietvertrag auf unbestimmte Zeit für das Haus Stadtpark 1 mit der Eigentümerin, der Stadt Graz. Es liegt in der Verantwortung des Vereins FORUM STADTPARK die Nutzung der Räume festzulegen. Diese Nutzung erfolgt daher entsprechend dem in den Statuten festgelegten

Vereinszweck – FORUM STADTPARK bezweckt
a.) den schöpferischen Individualitäten des geistigen Lebens, insbesondere in Kunst und Wissenschaft eine gemeinschaftliche und freie Wirkungsstätte zu bieten;
b.) die Interessen, Bedürfnisse und Forderungen der kulturell Tätigen in der Öffentlichkeit zu vertreten, sowie allen Einschränkungen der Freiheit des geistigen und künstlerischen Lebens mit geeigneten Mitteln entgegenzutreten;
c.) im lokalen, nationalen und übernationalen Rahmen Begegnungen von Persönlichkeiten, Ideen und kulturellen Bestrebungen anzubahnen und zu pflegen.

Was passiert im FORUM STADTPARK?
Das FORUM STADTPARK versteht sich als interdisziplinärer Raum und Produktionsstätte für Kunst und Kultur in dem oben beschriebenen Sinne. Es finden dort Veranstaltungen statt, die derzeit die Bereiche Architektur, Bildende Kunst, Fotografie, Gesellschaftspolitik/Diskurs, Literatur, Musik und Performance/Theater umspannen und daher auch sehr unterschiedliche Formate umfassen: Ausstellungen, Konzerte, Lesungen, Performances, Diskussionsveranstaltungen, Buchvorstellungen, Tagungen, Filmvorführungen, Workshops, u.v.m..
Das FORUM STADTPARK ist kein Theater, keine Galerie, kein Musikverein, kein Kongresszentrum, kein Literaturhaus, kein Architekturclub: es ist all dies zusammen und vieles mehr – weil die verschiedenen Bereiche in einem Haus versammelt sind und in einen Dialog miteinander treten können. Nicht zuletzt ist auch der lokale wie internationale Austausch zwischen den künstlerischen Disziplinen sowie die Begegnungen von Kunstwelt, Gesellschaftspolitik- und Wissenschaftsszene ein wichtiger Auftrag des Hauses. Es ist ein Ort, an dem Kulturarbeit im Sinne von Gesellschaftsentwicklung verstanden wird, und an dem die Beziehungen zwischen Kunst und Gesellschaft laufend neu befragt werden.
Im Unterschied zu vielen anderen Häusern werden im FORUM STADTPARK auch neue Projekte und künstlerische Werke laufend vor Ort entwickelt und produziert.
Zahlreiche Künstler*innen, die heute zu den Aushängeschildern der österreichischen Kunstszene zählen, haben dieses Haus als Experimentierstätte und Labor genutzt. Darunter sind, um nur einige zu nennen, Peter Handke, Erwin Wurm, Barbara Frischmuth, Elfriede Jelinek, Gerhard Roth, Eilfried Huth, Günther Domenig, Wolfgang Bauer, Valie Export, Peter Weibel, Karla Kowalski, Dieter Glawischnig, Berndt Luef, Richard Kriesche, Alfred Kolleritsch, Manfred Erjautz, Seiichi Furuya, Heimo Zobernig, Ernst M. Binder, Jörg Schlick, Markus Wilfling, Werner Schwab, Friederike Mayröcker, Gustav Zankl, Peter Gerwin Hoffmann, Klaus Hoffer, H. C. Artmann, Bernhard Wolf, Oliver Ressler, Michael Zinganel, Marion von Osten, Gustav Troger, Manfred Willmann, Gerhard Rühm, Ernst Jandl, Werner Reiterer, Martin Kippenberger und viele mehr (man möge uns die Unvollständigkeit der Liste verzeihen).

Wie viel passiert im FORUM STADTPARK?
Im Jahr 2017 gab es insgesamt 197 verschiedene Veranstaltungen (inklusive Gastveranstaltungen und Kooperationen), die von ca. 22.000 Personen besucht wurden.

Für wen ist das FORUM STADTPARK offen?
Als gemeinnütziger Verein verfolgt das FORUM STADTPARK das Ziel, möglichst vielen Menschen den Zugang zu Kunst und Kultur zu ermöglichen. Daher sind die meisten Veranstaltungen bei freiem Eintritt, die anderen zu möglichst günstigen Eintrittspreisen zu besuchen.
Während der regulären Büroöffnungszeiten (momentan Di-Fr 10- 15:00) ist das FORUM STADTPARK auch ohne Veranstaltung geöffnet und alle sind herzlich willkommen.
Das FORUM STADTPARK ist sich bewusst, dass zeitgenössische Kunst- und Kulturveranstaltungen von vielen Menschen als unverständlich und exklusiv empfunden werden und gewisse Berührungsängste existieren. Obwohl es sich um möglichst große Offenheit bemüht, ist das FORUM STADTPARK zuallererst der künstlerischen Qualität und inhaltlichen Tiefe verpflichtet. Besonders in den letzten Jahren arbeitet das FORUM STADTPARK unter dem Titel „Rathaus der Herzen“ an einem friedlichen Zusammenleben innerhalb dieser Stadt. Auf der Basis des offenen gesellschaftlichen Verständnis des Hauses hat sich die Leitung dazu entschlossen, das Haus in verschiedenste Richtungen zu öffnen und die damit verknüpften sozialen Herausforderungen und Diskussionen nicht nur in Kauf zu nehmen, sondern bewusst zu bearbeiten. Die Entwicklung von Formaten zum Abbau von Hemmschwellen und zur Erreichung neuer (und alter) Zielgruppen ist dabei ein zentraler Teil. Auch die Kunstvermittlung ist sehr wichtig und es werden laufend neuen Strategien in diesem Bereich erdacht und ausprobiert.

Warum wird das FORUM STADTPARK kein Kaffeehaus beherbergen?
Die Etablierung eines ständigen, gastronomischen Betriebs, der mehr umfasst als den veranstaltungsbegleitenden, existierenden Hilfsbetrieb, wurde immer wieder diskutiert, letztendlich aber für nicht zielführend im Sinne des Vereinszwecks befunden. Die Argumente liegen auf der Hand:
Erstens: Das FORUM STADTPARK versteht sich, wie oben beschrieben, als offenes Zentrum zur Produktion, Präsentation und Weiterentwicklung von Kunst und Kultur. Nachdem dieser Betrieb das Haus stark auslastet, stellt sich die Frage nach einer gastronomischen Zusatzbespielung nicht. Die gesellschaftliche Funktion dieses Hauses liegt schlichtweg woanders.
Zweitens ist es in den bestehenden Räumlichkeiten rein praktisch unmöglich, parallel zum Kulturbetrieb auch noch eine Gastronomie unterzubringen. Im großen Hauptraum im Erdgeschoß – der einzige Innenraum, der sich für eine solche Nutzung eignen würde – findet ein großer Teil der Veranstaltungen statt. Ausstellungen sowie Vorträge, Diskussionsveranstaltungen, Lesungen, Performances oder Konzerte mit bis zu 200 Gästen sind in den verbleibenden Räumlichkeiten nicht durchführbar. Ein Zubau ist aufgrund des Bauverbots im Grazer Stadtpark schwerlich umsetzbar.
Drittens gibt es im Stadtpark bereits ausreichend gastronomische Betriebe, die auch sehr unterschiedliche Zielgruppen bedienen (zB. Cafe Promenade, Parkhouse, Eichkatzl Stub'n, Kombüse, etc.), weswegen wir hier keine Notwendigkeit sehen. Ein Gastronomiebetrieb würde, ob seiner konsumorientierten Funktion, immer auch gewisse Menschen ausschließen und nicht zwangsläufig zu einer Öffnung führen. Es ist ein Alleinstellungsmerkmal der Stadt, genau an diesem Punkt, in Mitten des größten öffentlichen Raums, einen unabhängigen, freien Denk-, Diskurs- und künstlerischen Schaffensraum zu haben – und keinen weiteren Gastronomiebetrieb.

Fakten und Zahlen
Im FORUM STADTPARK arbeiten derzeit 15 Angestellte (entsprechend 6 Vollstellen). Dazu kommt ein Kreis von etwa 15 Künstler*innen, die operativ und inhaltlich auf Honorarbasis tätig sind.
Das Gesamtbudget des Hauses betrug im Jahr 2017 EUR 525.000. Neben den Eigeneinnahmen aus Mitgliedsbeiträgen, Eintritten sowie Kooperationen und sonstigen Einnahmen wie dem gastronomischen Hilfsbetrieb wird das FORUM STADTPARK – so wie die meisten Kulturinstitutionen – maßgeblich von der Stadt Graz, dem Land Steiermark und dem Bundeskanzleramt gefördert. Im Jahr 2017 betrugen diese Förderungen EUR 159.800 von der Stadt Graz (Zweijahresvertrag 2017-18), EUR 135.000 vom Land Steiermark (Dreijahresvertrag 2016-18) und EUR 90.000 vom Bundeskanzleramt (Einjahresvertrag 2017). Von weiteren Fördergebern erhielten wir 2017: von der EU - EACEA EUR 9.000 und an sonstigen Subventionen, Spenden und Sponsoring EUR 22.800. Die Eigeneinnahmen (oben genannt) beliefen sich auf eine Summe von EUR 108.400 (gerundete Zahlen).
Von seinen Fördergebern wird das FORUM STADTPARK alljährlich zur sachgemäßen Verwendung der Gelder überprüft. Darüber hinaus wird die künstlerische und organisatorische Qualität des Hauses immer wieder – wie andere Kulturstätten auch – von Fachbeiräten begutachtet und regelmäßigen Evaluierungen unterzogen.

Vereinsstruktur und aktuelle Akteur*innen
Alle 2 Jahre wird sowohl der Vorstand, als auch das für das Programm verantwortliche Gremium, das Programmforum, von den Mitgliedern des Vereins gewählt.
Der aktuelle Vorstand: Heidrun Primas (Präsidentin), Robin Klengel (Stellvertreter) und Emil Gruber (Kassier)
Das aktuelle Programmforum: Filipa Cicin-Sain (Musik), Claudia Gerhäusser (Architektur), Markus Gönitzer (Gesellschaftspolitik), Vera Hagemann (Theater/Performance), Leo Kühberger (Gesellschaftspolitik), Eva Pichler (Bildende Kunst), Gerhard Pichler (Bildende Kunst), Christoph Szalay (Literatur), Clara Wildberger (Fotografie) und Patrick Wurzwallner (Musik/Performance).
Der Verein umfasst zur Zeit rund 400 Mitglieder.
                                                                (Vorstand FORUM STADTPARK)

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