05/08/2019

Städte werden zu Schwitzkästen

Alarmierender Forschungsbericht der ETH Zürich veranlasst Landesrat Johann Seitinger –  Lebens-Ressort Steiermark – massiven Ausbau der Photovoltaik-Anlagen in Städten auf mnid. 50% der Dachflächen zu fordern.
Er denkt dabei an Energie-Partnerschaften zwischen Gebäude-Eigentümern und Energie-Versorgern.
„Um solche Energiesysteme auch exakt planen zu können, bedarf es eines Updates des steirischen Energiekatasters.
Wir müssen jetzt handeln und das mit Tempo, so Seitinger.

05/08/2019

Solarzellen für die Zukunft. Bild: Screenshot siehe > Link greentech.at

Bild: siehe Link > World's 1st in Green Tech

Ein schockierender Bericht der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich vom 10. Juli 2019 bringt zum Ausdruck, dass es insbesondere in den mitteleuropäischen Städten, somit auch den österreichischen, zu extremen Hitzebildungen in den nächsten 30 Jahren kommen wird. So wurde hochgerechnet, dass die Durchschnittstemperatur in Wien alleine um 7,6 Grad ansteigt und daher den bisherigen Durchschnittswert der nordmazedonischen Hauptstadt Skopje übertrifft. Oder anders gesagt: Dies ist eine gigantische Belastung für die Menschen sowie für alle Lebewesen in diesen Breitengraden.
Auch in Graz wird ein ähnlich hoher Temperaturanstieg zu erwarten sein und damit einhergehend auch der Kühlbedarf von Gebäuden dramatisch zunehmen. Daneben weisen die Mobilität sowie der gesamte sich rasch entwickelnde Elektrosektor enorme Strom-Steigerungsraten auf. Die Elektromobilität verzeichnet hohe Steigerungsraten von knapp 60% bei den Neuzulassungen und wird damit ein weiterer Treiber für den erhöhten Strombedarf sein. Die Belastungen für das Stromnetz nehmen somit immer weiter zu und lassen das Risiko für Blackouts exponentiell ansteigen. „Es ist keine Zeit mehr, darüber nachzudenken was wir tun könnten, die Klimakrise treibt uns den Schweiß bereits ins Gesicht und gefährdet unser bestehendes Ökosystem. Wir müssen jetzt handeln und das mit Tempo“, so Nachhaltigkeitslandesrat Johann Seitinger.

Mindestens 50% der Dachflächen mit Photovoltaik
Die Nutzung smarter Energiesysteme in allen Anwendungsbereichen sowie eine rasante Weiterentwicklung von Speicherlösungen sind ein klares Gebot der Stunde, damit kurze Energiekreisläufe etabliert und unnötige Belastungen des 260.000 km langen Leitungsnetzes in Österreich vermieden werden können. Landesrat Seitinger sieht daher in einem rasanten Ausbau der Photovoltaikanlagen auf Dachflächen, insbesondere in den Städten eine Chance, nicht nur die gigantische Zunahme des Stromverbrauchs zu neutralisieren, sondern auch dem Risiko eines Blackout-Szenarios massiv entgegenzutreten.
So könnte sich Seitinger vorstellen, dass mindestens 50% aller Dachflächen von Wohn-, Büro- oder Gewerbe- und Industriegebäuden in Zukunft mit Photovoltaik bedeckt oder auch mit geeigneten Fassadensystemen ausgestattet werden. Weiters wäre es laut Seitinger denkbar, diese „Solarverpflichtung“ auch in Form von Energiepartnerschaften zwischen Gebäudeeigentümern und Energieversorgern umzusetzen. Diese Lösungen wären für beide Seiten ökonomisch sinnvoll und würden bei den derzeitigen Ökostrom-Tarifen nicht einmal die öffentlichen Haushalte belasten.
„Um solche Energiesysteme auch exakt planen zu können, bedarf es eines Updates des steirischen Energiekatasters im Bereich des Photovoltaikausbaues, der geeignete Flächen in Verbindung mit statischen Möglichkeiten ausweist“, so Seitinger. Auch in Bezug auf den Flächenverbrauch findet es Seitinger wesentlich sinnvoller, Photovoltaikanlagen auf Dach- und Fassadenflächen statt auf landwirtschaftlichen Produktionsflächen zu errichten und damit auch das Landschaftsbild zu wahren.

Schweiz und Deutschland als Vorreiter
Für die Stadt Graz geht man davon aus, dass rund 40% der Dachfläche – das sind rund 14 Mio.m2 – für solare Nutzung herangezogen werden können. Beispielsweise gibt es eine derartige Verpflichtung bereits in der Schweiz, wo sogar Strafzahlungen vorgesehen sind, wenn sich der Bauherr nicht daran hält. In Deutschland existieren in Konstanz und Tübingen entsprechende Vorgaben.
Ohne erneuerbare Lösungen im Bereich der dezentralen Stromversorgung werden die notwendigen Treibhausgas-Einsparungen in Österreich von minus 36% bzw. das Ziel von 100% Strom aus Erneuerbaren bis 2030 nicht zu schaffen sein. Die Folgen werden daher nicht nur klimatische Katastrophen sein, die sich insbesondere im gesamten Naturkatastrophen-Management auswirken werden, sondern auch volkswirtschaftliche Belastungen, die durch Strafzahlungen im Rahmen der Klimaabkommen zu leisten sein werden.
Es ist daher wesentlich sinnvoller, jetzt zukunftsweisende Investitionen zu tätigen, die Wertschöpfung und Arbeitsplätze im Inland schaffen und neue Arbeitsfelder im Bereich der Umwelttechnologie entstehen lassen, als Strafzahlungen in Milliardenhöhe ins Ausland zu transferieren. „Der Klimawandel ist unumstritten die größte Bedrohung für alle Lebewesen auf dieser Erde. Nur der Mensch hat es in der Hand, sofort Gegenmaßnahmen einzuleiten. Wer diesen Ernst jetzt nicht erkennt, ist nicht mehr ernst zu nehmen“, so Seitinger abschließend.

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