04/12/2020

Schulzentrum in Antony

Grundschule, Kindergarten und Kindertagesstätte

Avenue Lavoisier / Rue Pierre-Gilles de Gennes
92161 Antony, France

Architektur
Dietmar Feichtinger Architectes

Wettbewerb
2014

Fertigstellung
2020

.

In der GAT-Reihe bauwerk.aktuell werden Architekturproduktionen innerhalb und außerhalb Österreichs präsentiert, die kürzlich fertiggestellt wurden. Bei der Kuratierung werden Projekte von AkteurInnen bzw. ProtagonistInnen mit Bezug zur Steiermark bevorzugt.

Vorschläge an
redaktion@gat.st

.

04/12/2020

Schulzentrum in Antony – Überblick.

©: David Boureau

Eingang

©: David Boureau

Kindergarten im EG, Freiraum

©: David Boureau

Kindergarten – Gruppenraum

©: David Boureau

Innenhof im EG – Blick in die Kantine

©: David Boureau

Mehrzwecksaal im EG

©: David Boureau

Freiräume im OG1

©: David Boureau

Klassenräume im OG1

©: David Boureau

Volksschule – Freiräume im OG2

©: David Boureau

Lageplan und Grundriss EG

©: Dietmar Feichtinger Architectes

Grundriss OG1

©: Dietmar Feichtinger Architectes

Grundriss OG2

©: Dietmar Feichtinger Architectes
©: Dietmar Feichtinger Architectes
©: Dietmar Feichtinger Architectes

Die neue Volksschule mit Kindergarten und Kindertagesstätte von Dietmar Feichtinger Architectes in Antony ist das Resultat eines gewonnenen Wettbewerbs der Stadt Antony und ersetzt die alte Schule. Antony zählt zur Métropole du Grand Paris – in 20 Minuten ist die Schnellbahn RER C im Zentrum von Paris. Das Schulzentrum liegt unweit der Schnellbahnstation Antony, sowie einer Hauptschule und eines Gymnasiums.

Um sich gut ins Stadtgefüge einzupassen, möglichst viel Raum für den zentralen Pausenhof und eine optimale Sonneneinstrahlung für die Klassen zu erreichen, hält sich der Baukörper an die Grundgrenzen. Viel natürliches Tageslicht, offene, helle Räume, ein großer Bewegungsspielraum und der direkte Bezug ins Freie waren wesentliche Planungskriterien. Der Sonneneinfall wurde über das ganze Jahr simuliert und durch die Höhenstaffelung der Trakte optimiert wird: Drei Geschoße im Nordosten, zwei im Nordwesten und eines am kurvigen Straßenverlauf von Südwesten nach Südosten. So fällt die Sonne optimal in Freiräume und Unterrichtsräume und hält den Energieverbrauch niedrig.

Das Gebäude besteht aus vier Trakten, die einen großen, trapezförmigen Innenhof einfassen. Die Raumschichten der Trakte werden nach innen hin immer durchlässiger. Ein Hof mit Bäumen und die große, umlaufende Terrasse für die Klassen im ersten Stock bildet die luftige, sonnige, kinder- und bewegungsfreundliche Mitte der Schule.

An der Straßenkurve im Südosten liegt der Mehrzwecksaal. Er ist als Raum für Spiel, Sport und Bewegung der Kinder, aber auch für Veranstaltungen geeignet und bildet das Gelenk zwischen der straßenseitig angrenzenden großen Kantine und dem Eingang im Westtrakt der Schule. Diese Raumfolge an der Straße ist mit einer polygonalen, transluzenten Fassade aus Glas und Streckmetall zusammengefasst. Das verschafft Präsenz im Stadtraum, ermöglicht natürliche Belichtung, Belüftung und signalisiert Offenheit.

Zur Straßenkurve hin steigt der Mehrzwecksaal bis zu einer Raumhöhe von vier Metern an: er folgt damit dem Geländeverlauf und schafft innen einen sehr hellen Raum für Aktivitäten aller Art. Sein leicht ansteigendes Dach ist als Sportplatz im Freien gestaltet. Die Dachneigung führt zu flachen Sitzstufen aus Holz, als Ballnetz und Absturzsicherung dient ein kaum sichtbares Edelstahlnetz, das auch ein Rankgitter für Pflanzen ist. Schon jetzt sind einige zu sehen, sie werden sich zu einem grünen Filter am Dach auswachsen.

Im Westen bildet der Bogen dieses Daches ein Vordach aus, das den Weg zum Eingang beschirmt. Hier können die Kinder vor und nach der Schule bei jedem Wetter auf einander warten und kommunizieren. Der abschließende Gymnastiksaal ist leicht vorgerückt – er betont so den Eingang und ist auch extern zu nutzen. Auf diese halböffentliche Raumschicht an der Straße folgt der umlaufende Gang, der alle Klassen erschließt. Er ist als Puffer, Transit-, Aufenthaltszone und Pausenfläche den Unterrichtsräumen vorgelagert. Dieser Gang weitet sich hinter dem Entree zum Foyer, wo eine breite Treppe in den ersten und zweiten Stock führt. Sie separiert ganz selbstverständlich die größeren von den kleinen, die noch keine großen Stiegen hinaufgehen wollen.

Die Kindergarten- und Kindertagesstätte-Gruppen der Zweieinhalb bis Sechsjährigen befinden sich im Erdgeschoß. Sie sind alle mit raumhohen, öffenbaren Glasfassaden zum Pausenhof orientiert, der als Kunstlandschaft mit sachten Hügeln aus Sportbelag, Bäumen und Spielbereichen gestaltet ist.

Die Unterrichtsräume im Obergeschoß folgen demselben Prinzip: Sie sind zu weitläufigen Terrassen hin orientiert, deren abgerundete Kanten der Kurve von Straße und Mehrzwecksaal Reverenz erweisen und einen Innenhof bilden. Diese Terrassen sind aus Holz. Außerdem rahmen sie den darunter liegenden Freiraum der Kleinen ein und beschatten die Randbereiche vor den Gruppen. So können die Kinder auch bei Regenwetter draußen spielen. Dieselbe Funktion erfüllt die gedeckte Terrasse im ersten Stock für die Volksschüler. Alle, die zu früh in der Schule sind, können dort bei jedem Wetter gemeinsam spielen oder sich unterhalten, bis der Unterricht beginnt.

Luftqualität
Die Luftqualität ist für das Wohlbefinden und die Konzentration der Kinder sehr wichtig. Dazu wurden eigene Elemente kreiert: Zwischen den Klassen unterbricht je ein raumhohes Holzpaneel die Glasfassade. In diesem Paneel befindet sich eine Heizung, die die Luft vorwärmt und durch die klassenseitigen Lamellen einbläst, wenn es zu kalt ist. Steigt der CO2-Gehalt in der Raumluft zu sehr an, wird Frischluft zugeführt. Die Holzelemente rhythmisieren außerdem die Glasfassade und tragen zur Atmosphäre des Hofes bei.

Materialien
Alle Trennwände und tragenden Stützen sind aus Sichtbeton, die Wände zu den Gängen sind als Multifunktionsmöbel aus Holz ausgeführt: klassenseitig dienen sie als Regal, Kasten und Waschbecken, gangseitig als Garderobe. Der Boden Im Eingangsbereich ist mit Stabparkett belegt, in allen anderen Räumen liegt geschliffener Estrich.
(Text: Architekten, redaktionell gekürzt)

 

„Schulen sind sehr wesentliche Orte
in der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen.
Architektur ist Hintergrund.
Wir wollen mit einer robusten Materialität,
viel Licht und Außenbezug
Lebensbreiche für Schüler und Lehrer schaffen,
die sich mit den Menschen entwickeln,
die sie benutzen.“

(Dietmar Feichtinger)

Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
GAT+