13/03/2017

MINUS: Golden Skin. 
Ein Wohnbau in Graz-St. Peter, der urbane Lebensräume verspricht, aber Wesentliches vergisst.

PLUS / MINUS
In dieser Kommentar-Reihe werden positive wie negative Gestaltungen und Details, die das Auge erfreuen oder beleidigen, kurz und bündig aufgezeigt.
Sollten Sie Entdeckungen im öffentlichen Raum machen, so laden wir Sie ein, diese abzulichten und im JEPEG-Format mit einem kurzen Text und Ihrem Namen per eMail an redaktion@gat.st zu senden.

Machen Sie mit!

13/03/2017

Golden Skin, Brucknerstraße, 8042 Graz-St. Peter

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

Kinderspielplatz, der aus ...

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

... einer Sandkiste besteht

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

Entlang der Brucknerstraße ein schmaler Gehsteig, ...

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

... ein sehr schmaler Grünstreifen mit Bäumen und Abluftschächten, ...

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

... dahinter die Wohnungseingänge der Erdgeschoß-Wohnungen, die zum Schutz vor Einblicken einen verbretterten Vorbereich haben.

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

Minus: Golden Skin

Auf den Internetseiten mancher Projektentwickler wird alles Mögliche an Wohn- und Architekturqualitäten versprochen, so auch beim Projekt Golden Skin:

Text von der Homepage des Projektentwicklers, der dieses Projekt unter seinen Referenzen führt:
"Wir erschaffen urbane Lebensräume.
Das Projekt 'GOLDEN SKIN' besticht durch seine moderne und markante Architektur.
 Die dynamische, goldene Streckmetallfassade verleiht dem Wohnbauprojekt Einzigartigkeit und Individualität. Die offen gestaltete Erdgeschoßzone gibt dem Baukörper Leichtigkeit und lässt die Obergeschoße schweben.
 Die 5 oberirdischen Geschoße bieten perfekt durchdachte Grundrisse für die unterschiedlichsten Bedürfnisse. Die Bandbreite der 33 Wohneinheiten umfasst Größen zwischen ~30m² und ~130m². 
Alle Wohneinheiten verfügen über geräumige Freiflächen wie Eigengärten, Terrassen oder Balkone.

Aber wie sieht die Realität aus? Ein Lokalaugenschein.
Die Golden Skin ist nicht mehr als ein Vorhang vor einer banalen Laubengangfassade, die angepriesene offene Erdgeschoßzone ist mit Maschendrahtzaun und Gittern umgrenzt und beherbergt Mistkübel, Fahrräder und man will es nicht glauben(!!!), den Kinderspielplatz, der aus einer Sandkiste besteht. Nachdem dort eh niemand spielen wird, gibt es auch gleich keine Bänke für begleitende Eltern.
Entlang der Brucknerstraße ein schmaler Gehsteig, ein sehr schmaler Grünstreifen mit Bäumen und Abluftschächten, dahinter die Wohnungseingänge der Erdgeschoß-Wohnungen, die zum Schutz vor Einblicken einen verbretterten Vorbereich haben. So verstehen manche "urbane Lebensräume" und ein "einzigartiges Wohnprojekt".

Diese Realität macht sprachlos und sehr wütend. Welche planerische Gefühlslosigkeit herrscht da, wenn für Kinder wichtige Außenräume zu Restflächen neben Müllräumen degradiert werden? Und es stellt sich die Frage, wieso diese für 33 Wohnungen völlig inakzeptable und von Mülltonnen und Straßen eingekreiste Sandkiste von der Behörde als Kinderspielplatz bewilligt wurde? Laut Steiermärkischem Baugesetz muss die Fläche mindestens 150 m2 sein bzw. pro Wohnung 5 m2 aufweisen. 33 WE mal 5 m2 = 165 m2.
Gab es für den Investor Ausnahmen? Denn Erdgeschoß-Wohnungen mit großen Gärten verkaufen sich halt teurer und da bleibt für Kinder dann nur mehr eine Alibifläche über.

thomas thaler

s.g. Damen und Herren,
ich bin durch Zufall auf ihre wunderbare Rubrik gestossen...
und würde mir wünschen,
dass es selbige breiter gefächert in ganz Österreich geben könnte,
dass positive/negative Beispiele Platz für Diskussionen und Verbesserungen bieten;
(ähnlich der goldenen Himbeere ;)
weiter so.. !
und beste grüsse aus innsbruck
t

Fr. 17/03/2017 1:08 Permalink
feyferlik

In der Gegend von Graz nimmt die Stadtplanung schon lange keine planerische Funktion mehr wahr. Wo war hier der Gestaltungsbeirat, ach ja, wahrscheinlich war das Projekt gerade zu klein.

Do. 16/03/2017 6:13 Permalink
Elisabeth Lechner

Antwort auf von Anonymous

wie ich diese feige Art anonym zu kommentieren nicht mag.
Aber sehr geehrter Herr Anonymus, da Sie offensichtlich meine Werke reflektierenswert finden und mir unterstellen, dass ich dies nicht ausreichend mache und mir somit absprechen, Kritik an anderen Bauten zu üben, lade ich Sie herzlich ein doch ein reflektiertes Minus über eines meiner von mir nicht ausreichend reflektierten Werke zu schreiben. Ich freue mich über echte Kritik.

Di. 21/03/2017 8:14 Permalink
marieke knees

Antwort auf von Elisabeth Lechner

Sehr geehrte Frau Lechner,
In gewisser Weise kann ich "Herrn" (Kann auch eine Frau geschrieben haben) Anonymus schon verstehen.
Ich meine dies nicht in Bezug auf Ihre Architektur, sondern bezüglich der Kritik, dass Architekten, Ihre Kollegen (bzw. Bauträger), öffentlich im GAT Forum als mangelhaft bewerten.
Meiner Meinung nach ist es nicht der richtige Weg über Kollegen zu urteilen, sondern Konzepte, Visionen und neue Ideen aufzuzeigen.
Architekten sollen nicht zu permanenten Nörglern mutieren sondern sich mit wirklich wichtigen Problemen auseinandersetzen.
LG Marieke

Mi. 22/03/2017 1:58 Permalink
Elisabeth Lechner

Antwort auf von marieke knees

sehr geehrte Frau Knees,
Es ist ein wichtiges Problem, wenn im Investorenwohnbau keine Freiraumqualitäten geschaffen werden. Diese Sandkiste der Golden skin ist einfach widerlich.
Und muss jeder Filmkritiker, jede Filmkritikerin, jeder Literaturkritiker, jede Literaturkritikerin ihrer Meinung nach auch gleich einen besseren Film machen, ein besseres Buch schreiben, damit Kritik erlaubt ist?

Di. 28/03/2017 1:58 Permalink
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