04/01/2013

Preisträgerin:
Teresa Stillebacher für das Projekt Das Kuckucksnest. Ein Nachtclub in Wien.

Anerkennungspreise:
_
Daniel Köhler und Rasa Navasaityte für das Projekt Choreograments,
_ Georg Pichler für das Projekt Dumplab,
_ Toni Schade für das Projekt Die Geschichtenfabrik.

Ausstellungsdauer: bis 20.01.2013
Öffnungszeiten: DI-SO, 10:00-18:00 Uhr

04/01/2013

HDA Graz, Ausstellungsansicht

©: Thomas Raggam

Preisträgerin: Teresa Stillebacher, 'Das Kuckucksnest. Ein Nachtclub in Wien'.

©: Thomas Raggam

Anerkennung: Georg Pichler, 'Dumplab'

©: Thomas Raggam

Ausstellungsansicht

©: Thomas Raggam

Ausstellungsansicht

©: Thomas Raggam

Ausstellungsansicht

©: Thomas Raggam

Preis für herausragende Künstler in experimenteller Architektur

„Die eingereichten Projekte des Outstanding Artist Awards zeigen das breite Experimentierfeld der Architektur und deren gestalterische, soziale und technologische Relevanz für unsere Kultur. Die Realisierung solch inspirierender Projekte ist essentiell. Darum wäre eine Kategorie für realisierte Projekte im Sinne einer Architektur als konkrete Utopie wünschenswert. Das architektonische Experiment kann auch scheitern, etwa an den eigenen Ansprüchen, der Ablehnung der Bevölkerung oder an der Willensbildung der Politik, aber diesem Risiko müssen wir uns stellen, wenn die Architektur ihre Rolle als Kulturträger nicht verlieren will.“ Katrin Aste, Jurymitglied.

Die Jury - neben Katrin Aste, Architektin in Innsbruck, Matevž Čelik, Direktor des Museums für Architektur und Design MAO in Ljubljana und Gabriele Kaiser, Direktorin des afo architekturforum oberösterreich, Linz - sichtete mehr als 40 Einreichungen. 24 davon, darunter die Projekte der Preisträgerin und der drei Anerkennungen, sind in der Ausstellung zu sehen, der Rest landete im Keller des HDA - vergebliche Bemühungen. Immerhin zeigen auch die Grufties im Keller „das breite Experimentierfeld der Architektur und deren gestalterische, soziale und technologische Relevanz“.

Dem Auslober dieses Preises, dem Bundesministerium für Unterricht und Kunst, sollte man bei dieser Gelegenheit Dank sagen: für die periodische Ausschreibung alle zwei Jahre, für die verhältnismäßig großzügige Dotierung und für die mit den Anerkennungen verbundenen Reisestipendien. Außerdem: Wenn ein Architekt, eine Architektin und eine mit Architektur befasste Kunsthistorikerin über Architektur befinden, wird selbstreferenziell das Ergebnis wieder Architektur sein. Vielleicht sollte in der Jury ein Philosoph oder Soziologe sitzen.

Nun, wie outstanding ist outstanding?
Die Mehrzahl der in der Ausstellung präsentierten Einreichungen zeigen Überdachungen, Unterspannungen, Umhüllungen, Durchbrechungen, Zerreißungen, Quetschungen, Verletzungen. Andere, morphologische Untersuchungen, z. B. für Istanbul, münden in Statistik und Vorschlägen für Großstrukturen abseits von Masterplänen.

Preisträgerin
Teresa Stillebacher:
Das Kuckucksnest. Ein Nachtclub in Wien.

Das Gaudenzdorfer Gaswerk wird abgebrochen, oberflächlich. Zurück bleibt eine Brache mit tiefgreifender Kontamination. Die Wiener Linien führen einen Gleisbogen über die Restfläche, unten das Kuckucksnest und die Eisenbahn fährt drüber. Ein Unort.

„Das Projekt von Teresa Stillebacher untersucht die Idylle als räumliches Phänomen und deren ambivalente Darstellung zwischen Traumbild einer paradiesischen Landschaft und groteskem Szenario. So wie der Ruin in der Idylle erscheint, findet sich das Idyllische im Desaster wieder. Das Schöne existiert nicht ohne das Hässliche. Durch ihren Entwurf demonstriert Stillebacher eine architektonische Haltung, in der Pluralität und Heterogenität eine große Rolle spielen. Präzise formuliert sie eine Raumfolge, in der diese Ambivalenz tektonisch und atmosphärisch erfahrbar wird. Virtuos entwickelt sie Räume unterschiedlicher Zustände und lässt diese aufeinander wirken.“ Jurystatement

Ein Nachtclub in Wien. Highlife für Zombies. Das Entree ein Geheimtipp für Insider, der Einlass nur mit dem wechselnden Stichwort aus den Schriften von Aldous Huxley, Michel Houellebecq, C.G. Jung, Sigmund Freud u. a.
Schwellende, quellende Räume, Rutschbahnen, Abstürze, Flüge, oszillierendes Licht, farbige Beschallung, halluzinativer Rauch, noch nie gehörte Musik, grenzenlose Illusion.
Früher, im vergangenen Jahrtausend, war das Ambiente nicht so großartig, zwei Joints genügten, dann Lysergsäurediäthylamid (LSD) und der Sprung aus dem Fenster, mortal, aber echt.

Anerkennung
Georg Pichler: Dumplab

„Dumplab is a research project dealing with questions of poverty in the so called third world that are not new in architecture. Its value lies in designing a scenario of small steps and addressing these questions in a way that would force a process of self-initiated changes in the lives of people living on a pier in Manila and enable them to catch the potentials right there where they are barely possible to find. In this manner it can be seen as a precedent case that speaks about redefinition of architectural profession under globalized circumstan-ces. A topic like this deals with the ethical role of the architectural profession - a question that has been posed many times in the last years by similar projects. But this is not the reason why to award a research project like this, although this area of discourse is extremely applicable. The quality of the research program is found in its approach to architectural practice. The focus of architectural activity in this case is not on the built matter itself, but on the process that is precisely designed by the architect to create positive changes. Buildings are but the consequence, a collateral effect, of this complex process, which aims at improving the quality of life of the community. Starting practically from zero, the researcher looks for a way to see the site of a city dump as a resource for the improvement of local conditions. He takes into consideration economical, ecological and social aspects of the conditions and by minimal activity through new community spaces tries to trigger the development of small recycling units that would lead to economic self-sufficiency of the community - cleaning of the site and strengthening of the opportunities for the community in the future.“ Jurystatement.

Johannes Christoph Giselbrecht: Nomadic Housing. Das wandelnde Wohnregal

Wenn man viele Container in drei Richtungen addiert und gezielt Leerstellen vorsieht, entsteht ein großer Klotz. Addiert man diesen Klotz mit anderen Klötzen, so entsteht ein noch größerer Klotz und bewohnt man diesen, so entsteht das Wohnregal. Sperrt man dieses Wohnregal und einen Tausendfüßler zusammen, so entsteht als Mutation das wandelnde Wohnregal. Wie dieses von A nach B wandelt, sieht man sehr schön in einem Video am kleinen Monitor. Warum es von A nach B geht, ist unklar, aber vielleicht, weil B nach A unterwegs ist. Das sehr schöne Modell dazu steht etwas abseits, vielleicht ist es vom großen Präsentationstisch gestürzt. Jedenfalls läuft es graziös, wenn es auch ausschaut wie eine dampfbetriebene Schreibmaschine mit Totalschaden.
Spaß beiseite.
Wenn das wandelnde Wohnregal in Wien eingesetzt wird, benötigt man zukünftig kein Grundstück, sondern nur noch Parkscheine.

Ausstellung
Outstanding Artist Award 2012
im HDA, Haus der Architektur Graz

Empfehlung: hingehen, anschauen, Zeit nehmen, nachdenken und Lesebrille nicht vergessen.

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