21/11/2019

MINUS – Raum für Menschen

Privatisierung des öffentlichen Raumes  an zwei Beispielen in Graz

Elisabeth Kabelis-Lechner kritisiert privatwirtschaftliche Nutzung öffentlichen Raums.

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In der Kommentar-Reihe PLUS / MINUS werden kurz und bündig positive wie negative Gestaltungen und Details aufgezeigt, die das Auge erfreuen oder beleidigen.

Sollten Sie, werte Leserin und werter Leser, auch bemerkenswerte Entdeckungen im öffentlichen Raum machen, so laden wir Sie ein, diese abzulichten und im jpg-Format mit einem kurzen Text und Ihrem Namen per eMail an redaktion@gat.st zu senden.

Machen Sie mit!

21/11/2019

Geschäftsmodell "Schanigarten" in der Grazer Landhausgasse

©: Elisabeth Kabelis-Lechner
©: Elisabeth Kabelis-Lechner
©: Elisabeth Kabelis-Lechner

Promenieren am Grazer Opernring ist schon länger unmöglich.

©: Elisabeth Kabelis-Lechner
©: Elisabeth Kabelis-Lechner
©: Elisabeth Kabelis-Lechner

Privatisierung des öffentlichen Raumes an zwei Beispielen in Graz

Landhausgasse zwischen Schmiedgasse und Herrengasse

Die neue Fußgängerzone zwischen Rathaus und Landhaus wurde erst jüngst fertiggestellt. Die Gestaltung ist sehr gelungen, es wurden kleine Granitpflastersteine im ehemaligen Fahrbereich und Granitplatten im Bereich der ehemaligen Gehsteige verwendet. Auch ausreichend Fahrradständer wurden nahe der Herrengasse aufgestellt. Was ist jetzt das Minus daran, könnte die Frage sein.
Das Minus stellt die Privatisierung dieses neuen, mit öffentlichen Geldern gestalteten, öffentlichen Raumes durch die private Nutzung mit Gastgärten dar. Auf der Rathausseite befindet sich ein sehr bereiter und mit Kübelpflanzen eingegrenzter Gastgarten des El Pescador, auf der anderen Seite etwas kleiner, der Gastgarten vom El Gaucho. (Zur Info: beide Lokale haben den gleichen Eigentümer). Der vormalige Gehsteig ist nur mehr so breit, dass bedient werden kann, FußgängerInnen bleibt nur die ehemalige Straßenfläche. In dieser neuen Fuzo gibt es für PassantInnen keinen konsumfreien Raum in Form von Bänken oder Sitzelementen, auch auf schattenspendende Bäume wurde verzichtet.

Opernring – Gastgarten des Operncafe´s

Der Wintergartenzubau hatte vor Jahren schon die Gemüter erregt, da er den öffentlichen Raum – den boulevardartigen Gehsteig zur Hälfte privatisierte. Das reichte noch nicht an öffentlichem Raum, man wollte auch einen Schanigarten für die Gäste und besetzte noch mehr öffentlichen Raum. Im Sommer nimmt der Gastgarten mit zwei Tischreihen, Pflanzkübeln und seit heuer auch noch einer Art Holzzaun (Privateigentum muss entsprechend geschützt werden) enorm viel Platz ein, sodass der verbleibende Gehsteig – vor allem für sich begegnende FußgängerInnen – knapp ist. Man fühlt sich als Vorbeigehende/r aus dem öffentlichen Raum verdrängt und muss aufgrund der Enge sogar über die metallenen Baumscheibenabdeckungen knapp an vorbei fahrenden Busse gehen, um dieses private Gastgartenmonster zu umrunden. Im Herbst wurde auf eine Tischreihe reduziert, das ist für PassantInnen erträglich.

Eine weitere Frage von potentiellen LeserInnnen könnte sein: was ist denn an Gastgärten schlecht?
Hier gibt es eine klare Antwort: Gastgärten können ein Problem sein, wenn diese auf öffentlichem Grund errichtet sind und somit öffentlicher Raum für geschäftlichen Vorteil privatisiert wird. Dieser privatisierte Raum steht anderen NutzerInnen nicht mehr konsumfrei zum Verweilen, Rasten oder Spielen zur Verfügung. Die private Nutzung von öffentlichem Raum ist ein Widerspruch in sich.

In beiden Fällen scheinen die Lokalbetreiber der Meinung zu sein, sie hätten das Recht auf privatwirtschaftliche Nutzung des öffentlichen Raums.

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