06/04/2018

Jugendzentrum Grünanger 

Theyergasse 22, 8041 Graz 

BauherrIn
GBG Gebäude- und Baumanagement Graz GmbH

Architektur
Arch. DI Bettina Zepp

Wettbewerb
2016, geladener, einstufiger Realisierungswettbewerb.
Ergebnis s. Artikel unten

Fertigstellung: Dez. 2017

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In der GAT-Reihe bauwerk.aktuell werden Architekturproduktionen innerhalb und außerhalb Österreichs präsentiert, die kürzlich fertiggestellt wurden. Bei der Kuratierung werden Projekte von AkteurInnen bzw. ProtagonistInnen mit Bezug zur Steiermark bevorzugt.

Vorschläge an redaktion@gat.st

06/04/2018

Jugendzentrum Grünanger, Graz-Liebenau, Ansicht West

Architektur: Arch. DI Bettina Zepp©: Helmut Pierer

Ansicht Südwest

©: Helmut Pierer

Detailansicht Südost

©: Helmut Pierer

Ansicht Nord

©: Helmut Pierer

Ansicht Nord, vom Skater-Park aus

©: Helmut Pierer

Verbindungsmodul

©: Helmut Pierer

Jugendcafé Barbereich

©: Helmut Pierer

Jugendcafé

©: Helmut Pierer

Ansicht West

©: Helmut Pierer

Lageplan

©: Arch. DI Bettina Zepp

Grundriss

©: Arch. DI Bettina Zepp

Schnitt

©: Arch. DI Bettina Zepp

Städtebau
Das für den Neubau des Jugendzentrums zur Verfügung gestellte Grundstück liegt in einem spannenden Umfeld am Rande der Grünangersiedlung und mit direkter Anbindung an den nördlich gelegenen Skater-Park, der von den Jugendlichen mitgenutzt wird, sowie in direkter Nähe zum westlichen Mur-Radweg. Die Situierung der Baukörper ist dem vorgegebenen bebaubaren Bereich eingeschrieben.

Architektonische Aspekte
Die trichterförmige Ausformulierung des Eingangsbereichs durch Drehung der Stirnwände des Werkstätten- und Cafébereichs sollen zum Eintreten einladen. Beide Baukörper erhielten eine Holzfassade in Anlehnung an die angrenzende Grünangersiedlung mit Ausnahme bewusst akzentuierter Bereiche: Die den Eingangsbereich definierenden Wände sowie die dem Skater-Park zugewandte Wand werden in Sichtbeton errichtet, um einerseits die Baukörper optisch zu gliedern und andererseits genügend Raum für Graffiti-Kunst zu bieten.
Um Spannung und Dynamik in die Baukörperkomposition zu bringen und die verschiedenen Bereiche gezielt in Szene zu setzen, wurden die Dachflächen in gegensätzlicher Richtung geneigt. Der breitere, östliche Baukörper des Cafébereichs öffnet sich großzügig zur Theyergasse um das Gebäude entsprechend in Erscheinung treten zu lassen.
Der schmälere westliche Baukörper öffnet sich zur nördlich gelegenen Skater-Parkanlage, wodurch Jugendlichen der Anreiz zum Besuch des neuen Jugendzentrums gegeben wird.

Funktionale Aspekte
Im Eingangsbereich an der Theyergasse befinden sich der Zugang zur Werkstätte sowie der Windfang als Haupteingang zum Jugendzentrum, der mit dem Verbindungsmodul kombiniert ist. Eine gute Orientierbarkeit ist somit einerseits vom westlichen Mur-Radweg, als auch von der Zufahrt über die Theyergasse gegeben.
Im Inneren gelangt man vom Windfang in das Verbindungsmodul, welches Funktionen des Jugendcafés übernimmt: Während des Cafébetriebs befinden sich darin Esstische, bei einer Veranstaltung kann die Bestuhlung in das Verbindungsmodul ausgeweitet werden. Das Verbindungsmodul übernimmt auch eine interne Verteilerfunktion und wirkt somit als Drehscheibe. Man gelangt von dort in östlicher Richtung direkt zum zentralen Barbereich, in westlicher Richtung zu den extern genutzten Bereichen (Werkstatt, Kreativraum) sowie zu Büro und Aktivraum. In nördlicher Richtung erreicht man einen teilweise überdeckten Freibereich, welcher durch eine großzügige Glasfassade mit dem Innenraum verschmilzt.

Das Jugendcafé mit dem zentralen Herzstück des Küchen- und Barbereichs bietet im südlichen Teil Raum für Freizeitgestaltung mit Billard- und Tischfußballtisch sowie Playstation-Ecke. Nördlich, direkt angrenzend an den Küchenbereich, befindet sich eine TV–Ecke mit Videowand. In diesem Bereich wird im Veranstaltungsfall eine Bühne, bestehend aus fünf mobilen Bühnenelementen (jeweils 2,0m x 1,0m) aufgebaut. Die mobilen Barelemente sowie die Cafétische werden gegen Bestuhlung ausgetauscht, welche im Normalbetrieb in einem Sessellager untergebracht werden. Die mobile Bar besteht aus zwei Doppeleinheiten des ausgewählten Modells JUSTINCASE. Dieses System lässt sich in fünf Minuten ohne Werkzeug auf- und abbauen: Die Bar lässt sich mit einer Vielzahl von Optionen an unterschiedliche Einsatzbedingungen anpassen und ist optisch individuell gestaltbar. Die großen Kunststoffteile können farblich angepasst werden, die hinterleuchteten Acrylglasscheiben und alle weiteren brandingfähigen Flächen bieten viel Platz für individuelle Gestaltung und sind mit wenigen Handgriffen austauschbar.

Im nördlichen Bereich des Jugendcafés befindet sich ein großzügig gestalteter Mädchenbereich mit direkt angeschlossenem Mädchen-WC, welches eine angenehme Atmosphäre für intime Gespräche bietet. Der Mädchenraum ist teilweise verglast (auch die Türe), wodurch der gesamte Cafébereich überblickt werden kann, weiters entstehen Blickbeziehungen zum allgemein genutzten Freibereich. Der Mädchenbereich ist durch die Verglasung in das Jugendcafé integriert, er bietet dennoch einen geschützten Privatbereich, in dem ein hoher Wohlfühlfaktor zu erwarten ist.

Die eingestellte Räumlichkeit (Lager / Küche) schafft einerseits einen zentralen Küchen-/Barbereich, andererseits übernimmt sie statische Funktionen. Die an der östlichen Gebäudeaußenwand angeordneten, natürlich belichteten und belüfteten WC-Boxen sowie der Reinigungsraum fungieren als Schallschutzriegel zum angrenzenden Wohnhaus. Insgesamt gibt es Bereiche und Zonen, in denen sich Mädchen und Jungen gleichermaßen angesprochen und wohl fühlen sollen, womit langfristig der Mädchenanteil im Jugendzentrum deutlich erhöht werden soll.

Die an der Theyergasse gelegene Werkstatt mit eigenem Eingang und ebenso direkter Verbindung zum Jugendcafé bietet mit einer großzügigen Werkbank und Werkzeugwand Raum für Fahrrad-Reparaturen im Sinne der „Offenen Jugendarbeit“. Die Einrichtung von drei Arbeitsplätzen bietet die Möglichkeit, Gespräche zu führen, zu basteln und zeichnen, etc.

Ökonomische, energetische, ökologische Aspekte
Das Gebäude wurde großteils (Dach, Hauptteil der Wände) in Massivholzbauweise errichtet. Diese Bauweise ermöglicht einen platzsparenden Umgang mit den vorhandenen Flächen: tragende Wände 10cm, Dach 16 - 23cm. Die gesamten Dachflächen der beiden Hauptbaukörper wurden extensiv begrünt, die Außenwände erhielten eine hinterlüftete, vertikale Lärchenholzverschalung mit ausreichender Wärmedämmung. Holz wirkt sich in Aufenthaltsräumen positiv auf den Menschen und dessen Befinden aus, außerdem wirkt Holz im Hinblick auf die Hochspannungsleitungen strahlungsabschirmend. Sämtliche Innenwände bzw. die Innenseiten der Außenwände wurden in „Industriesichtqualität“ ausgeführt, um einen größtmöglichen Gestaltungsfreiraum für die Jugendlichen zu ermöglichen. Elektroinstallationen wurden in Bodenkanälen bzw. vertikal in den Innenecken der Außenwände geführt und mit Leisten abgedeckt.
Drei bewusst gewählte Wandflächen sind in Sichtbetonweise (Hohlwandelemente mit integrierter Kerndämmung) errichtet, um Flächen für Graffiti zu schaffen und dem Gebäude eine Speichermasse zu verleihen. Die Gestaltung der Außenfassaden, einerseits als vertikale Holzfassade, andererseits als Sichtbetonfassade (in diesen Bereichen gibt es großzügige Vordächer), machen das Beklettern der Fassade unmöglich bzw. uninteressant.
Der vorwiegende Einsatz von Holz als Baumaterial lässt auf eine hohe Umweltverträglichkeit schließen. Die Versiegelung des Grundstücks wurde so gering wie möglich gehalten, indem die neuen, leicht gegeneinander geneigten Dachflächen zur Gänze extensiv begrünt wurden.

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