24/05/2008
24/05/2008

Arch. DI Michae Szyszkowitz erläutert wie sein Plan für die Überbauung des Thalia-Kinos doch nicht umgesetzt wurde.

Kulturmanager Eberhard Schrempf präsentierte den Plan für ein konisches Hochhaus am Andreas-Hofer-Platz.

Wolfdieter Dreibholz (der Herr in weißem Anzug) empfing das Publikum auf dem brachliegenden Dach der Tiefgarage im Pfauengarten, wo das Trigon-Museum von Schöffauer/Schrom/Tschapeller schon geplant, genehmigt und finanziert war, bevor es einem politischen Wechsel in der Stadtregierung zum Opfer fiel.

Florian Riegler führte durch die Messehalle, die das Büro Riegler Riewe derzeit baut.

Messehalle am Grazer Messeareal. Planung: Riegler Riewe, Graz.

Eberhard Schrempf und Martin Krammer

Eberhard Schrempf und Martin Krammer

Heinz Rosmann, Leiter des Grazer Stadtplanungsamtes a. D. Fotos: ZV Steiermark

Ungebautes Graz - eine Exkursion im Rahmen der Architekturtage 2008.

Roland Rainer hat einmal den typischen Werdegang eines Bauwerkes in eine schöne Formel gefasst: "geplant - errichtet - verändert - vernichtet." Darin steckt eine bittere Einsicht: kaum kommt eine Idee ans Tageslicht (in der Architektur zumeist in Planform und schön gefaltet), fängt sie an, ihren eigenen Lebensweg zu gehen - nicht immer zur Freude der Urheber, die bald schmerzhaft lernen müssen: so manches wird geplant, verändert und vernichtet, aber leider nicht errichtet. Was dann bleibt, ist ein Phantomgebäude, das nur in den Köpfen derer existiert, die davon wissen - und diese Köpfe vielleicht inspiriert. Denn auch unter den Phantomgebäuden gibt es Landmarks: wer kennt nicht El Lissitzkys Wolkenbügel? "Die ungebauten Dinge sind oft die spannenderen", sagt Martin Krammer von der Zentralvereinigung der Architekten, die im Rahmen der Architekturtage 2008 eine Fahrt zu einigen ungebauten Landmarks der Stadt Graz veranstaltet hat, die in jüngerer Vergangenheit (nicht) entstanden sind.

Mit "spannend" sind in diesem Fall auch die verzwickten Mechanismen zwischen Politik, Bauherrenschaft und Architektur angesprochen, in deren Wirkungsweise die Vortragenden vor Ort - allesamt am Nichtzustandekommen des jeweiligen Projektes Beteiligte - Einblicke gegeben konnten. So konnte man etwa von dem Architekten Michael Szyszkowitz lernen, wie sein Plan für die Überbauung des Thalia-Kinos dann doch nicht umgesetzt wurde (an dieser Stelle kratzt heute ein flakturmähnliches Gebilde den Himmel). Von dem Kulturmanager Eberhard Schrempf wurde der Plan für ein konisches Hochhaus am Andreas-Hofer-Platz vorgestellt. Wolfdieter Dreibholz (heute CEO bei Coop-Himmelblau, ehemals Leiter der Landesbaudirektion) empfing das Publikum auf dem brachliegenden Dach der Tiefgarage im Pfauengarten, wo das Trigon-Museum von Schöffauer/Schrom/Tschapeller schon geplant, genehmigt und finanziert war, bevor es in die Architekturgeschichte verschwand. In die Geschichte wird ein Projekt von Riegler Riewe, das Styria-Medienzentrum, vorerst nicht eingehen, da es nicht veröffentlicht werden darf. Florian Riegler führte daher durch die benachbarte Messehalle, die sein Büro derzeit baut. Schließlich erinnerte der Leiter des Stadtplanungsamtes a. D. Heinz Rosmann das Publikum daran, dass durch die Blockade eines Bauvorhabens auch Positives entstehen kann und zeigte, wie 1973 ein Bürohausprojekt in der Innenstadt zum Auslöser für den heute bestehenden Schutz der Altstadt werden konnte und wie wichtig eine wache Öffentlichkeit für die Stadtentwicklung ist. Ironischerweise spielte in diesem Fall eine Zeitung aus dem Styria-Konzern, der sich im Fall der eigenen Konzernzentrale heute leider bedeckt hält, damals eine sehr positive Rolle.

Eine kleine Hommage an Planungen der Vergangenheit lag auch in der Art und Weise, wie sich das Publikum durch die Stadt bewegte: mit dem Fahrrad, denn das war das Verkehrsmittel, dem der verstorbene Vizebürgermeister Erich Edegger einst großen Stellenwert eingeräumt hatte.

Verfasser/in:
Gernot Stangl, Nachlese
Karin Tschavgova

Das Trigon-Museum wurde nicht aufgrund eines Wechsels in der Stadtregierung schubladisiert, sondern weil der Kulturreferent in der Ära der Frau Landeshauptmann Klasnic, Univ. Prof. DDr. Peter Schachner-Blazizek (SPÖ), auch Erster Landeshauptmann-Stellvertreter als Roter das Projekt seines schwarzen Vorgängers, Landeshauptmann Krainer, nicht umsetzen wollte. Die kolportierte Summe von 29 Millionen Schilling (bereits getätigter) Planungsaufwand wurde in den Wind geblasen und wohin die durch den "Fernseh-Schilling" (oder Rundfunkschilling?)angeblich schon gesicherte Summe für die Finanzierung des Trigon-Museums geflossen ist, wurde weder thematisiert noch bekannt. Ein Teil floss sicher in die zweitklassige Impressionisten-Ausstellung im Joanneum, die der Kulturreferent Schachner wollte und daher kräftig unterstützte. Im Oktober 2007 hat Univ. Prof. DDr. Peter Schachner-Blazizek, Erster Landeshauptmann-Stellvertreter der Steiermark a.D, das Goldene Ehrenzeichen des Landes erhalten.

So. 25/05/2008 9:41 Permalink
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