15/04/2019

GAM.16 – gewohnt: un/common

lädt ArchitektInnen sowie Sozial- und KulturwissenschaftlerInnen ein sich mit Beiträgen zu beteiligen.

Abstracts (max. 500 Wörter) können bis zum 3. Mai 2019 zusammen mit einer Kurzbiografie an
gam@tugraz.at eingereicht werden.

Abgabetermin der Beiträge ist am 2. September 2019

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15/04/2019
©: GAM. Architecture Magazine

gewohnt: un/common

Im europäischen Geschoßwohnbau werden seit 70 Jahren vorwiegend ähnliche Grundrisstypologien reproduziert, während sich die sozialen Beziehungen zwischen den Generationen wie auch zwischen dem Einzelnen und der Gemeinschaft in einem dynamischen Wandel befinden, der neue Formen des sozialen Zusammenlebens erzeugt. Die Anzahl von Ein-Personen-Haushalten steigt, neue Formen familiärer Strukturen entstehen, während alte Menschen zunehmend auf sich allein gestellt sind. Die einst fundamentale Funktionstrennung von Wohnen und Arbeiten verliert an Bedeutung und generiert neue räumliche als auch soziale Konstellationen. Soziale Beziehungen werden zunehmend virtualisiert und klassische (Kern-) Familien als Struktur infrage gestellt. Dieser Wandel geschieht in einer Zeit, in der die inter- und transnationale Mobilität zunimmt und sich immer mehr Menschen einer steigenden gesellschaftlichen Ungleichheit wie auch einem erhöhten Konkurrenzdruck in der neoliberalen Arbeitswelt ausgesetzt fühlen.

Konterkariert werden die Praktiken der profitorientierten Marktwirtschaft aktuell durch das Wiederaufflackern von commons-Bewegungen, deren AnhängerInnen sich für eine gerechte globale Verteilung von Ressourcen und kollaborative bzw. co-produktive Organisations- und Eigentumsformen einsetzen. Silke Helfrich bezeichnet „commons“ als „Ermöglichungsstrukturen für Orte relativer Autonomie, Räume kreativer Entfaltung und Prozesse der Selbstermächtigung.“

GAM.16 – gewohnt: un/common überträgt dieses Potenzial auf die Programmatik der Architektur: Wie können räumliche Konzepte die Möglichkeiten des Zusammenlebens verändern und damit das Bewusstsein für gemeinschaftliche Ressourcen als auch die konvivialen Beziehungen zwischenden Menschen stärken? Um die raumbildenden Konsequenzen dieser Entwicklung zu analysieren und Visionen von vielfältigen Arten des Zusammenlebens als räumliche Praxis zu konfigurieren, ist eine offene Betrachtung und Bestandsaufnahme unterschiedlicher Lebenskonzepte, als auch eine erneute Auseinandersetzung mit historischen Modellen notwendig. Beispielsweise erfuhren die ungewöhnlichen, hybriden Raumlogiken und -experimente der Postmoderne, die sich bereits in den 1960er Jahren explizit gegen eine Standardisierung von Wohnprogrammen richteten, in der Planungspraxis nur periphere Bedeutung.

GAM.16 – gewohnt: un/common wirft folgende Fragen auf: Wie lassen sich gegenwärtige Ambitionen gesellschaftlicher Veränderungen, die durch divergente Lebensformen und erodierende soziale Bindungen entstehen, in eine räumliche Programmatik umsetzen? Welche historischen Forschungs- und Entwurfsansätze finden wir, deren Potenziale für eine Bearbeitung dieser Frage in die Gegenwart übersetzt werden können? Auf welche Weise können sich Wohnraum und Gemeinschaft, sozialer und gebauter Raum neu aufeinander beziehen? Was sind in diesem Sinne adäquate Räume, die nicht Unterbringung und technische Versorgung in den Vordergrund stellen, sondern soziale Teilhabe und „Zusammenleben“? Welche Entwürfe sind aktuell denkbar, die diese Thematik transdisziplinär entwickeln? Welche Fragestellungen und Analysen liegen ihnen zugrunde?

GAM.16 – gewohnt: un/common lädt ArchitektInnen sowie Sozial- und KulturwissenschaftlerInnen zur Beantwortung dieser Fragen ein. Abstracts (max. 500 Wörter) können bis zum 3. Mai 2019 zusammen mit einer Kurzbiografie an gam@tugraz.at eingereicht werden. Der Abgabetermin der Beiträge ist am 2. September 2019.

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