11/10/2018

Architekt Friedrich Groß-Rannsbach, Mitglied der WERKGRUPPE GRAZ, ist verstorben.

Die Verabschiedung findet am Freitag, 12. Oktober 2018, um 15:00 Uhr in der Salvatorkirche statt.

.

11/10/2018

Friedl Groß-Rannsbach

©: Archiv Eugen Gross

Bei mehrmaligem nächtlichen Umkreisen eines Häuserblocks im Leonhardviertel im Herbst 1959 trug Friedl an mich die Idee der Gründung der WERKGRUPPE GRAZ als in die Zukunft blickendes Team heran. Er hatte bereits Hermann Pichler gewonnen, mit Werner Hollomey war er im Gespräch. Wie dieser war er Assistent an der Technischen Hochschule Graz. Nachdem zahlreiche Absolventen der damaligen Zeit in die Bundesrepublik Deutschland gegangen sind und dort als Gruppe erfolgreich waren, schwebte ihm in Graz eine analoge Teambildung vor. Es kam dazu, wobei wir durch Wettbewerbsteilnahmen einen Auftrag anvisierten.
Friedrich Groß-Rannsbach wurde am 28.7.1931 in Graz geboren, absolvierte die Bauabteilung der HTL und studierte ab 1952 Architektur an der Technischen Hochschule Graz bei Friedrich Zotter und Karl Raimund Lorenz. Sein Studium schloss er 1959 nach einem Auslandssemester an der Kunstakademie München bei Sep Ruf ab. 1971 erlangte er den Grad eines Dr.techn. mit einer Arbeit über Industrieparks bei Prof. Reichl an der hiesigen Hochschule.
Mit der Gründung der WERKGRUPPE GRAZ 1959 begann eine 30-jährige Zusammenarbeit mit den Partnern, aus der annähernd 100 Projekte bzw. Bauten hervorgingen. Eine gemeinsame Personalausstellung im Jahre 1967 im Forum Stadtpark zeigte das Profil der Partnerschaft, das bei Studentenheimen, Wohn- und Kommunalbauten eine betont soziale Dimension von Architektur hervorhob. Sie schloss frühe Beispiele einer Partizipation ein, wie sie in der Terrassenhaussiedlung Graz-St.Peter praktiziert wurden. Diese 1965 geplante und 1972-1978 ausgeführte Großwohnanlage hat eine außerordentliche internationale Aufmerksamkeit gefunden. Theoretisch dem Strukturalismus zuzuordnen, ist sie zu einer Ikone des heute wieder stärker beachteten Brutalismus geworden. Sie erfährt in Forschungsprojekten zur Smart-City-Kampagne eine aktuelle Aufwertung, die auch von der Bewohnerschaft getragen wird.
Friedl Groß-Rannsbach vermittelte durch einige Jahre als Lehrbeauftragter für Baudurchführung an der TU Graz den Studenten vor allem den Respekt vor historischer Substanz, die dem Architekten auferlegt, sich um eine Verbindung von Alt und Neu zu bemühen. Auch er selbst widmete sich als Partner der WERKGRUPPE GRAZ schwerpunktmäßig der Sanierung und Innengestaltung, die ihn zu einer Reihe von sensiblen Entwürfen von Möbeln und sonstigen Einrichtungsstücken führte. 1986 wurde er von der Stadt Graz mit dem bronzenen Ehrenzeichen für Verdienste auf dem Gebiet der Altstadterhaltung ausgezeichnet.
Friedl war ein sehr kommunikativer Mensch, den man heute als Netzwerker bezeichnen würde. Als einziger Grazer der Partnerschaft hatte er von jeher einen großen Freundeskreis in Kultur und Politik. Er lud Anfang der Siebziger-Jahre zu einer Gesprächsrunde in sein Weingartenhaus in St. Stefan bei Stainz, aus der das spätere politische Programm des Landes, das MODELL STEIERMARK, hervorgegangen ist. Auch widmete er sich in einigen Regiearbeiten der Durchführung von öffentlichen Veranstaltungen, in deren Zusammenhang ein Medienbus zum Einsatz kam.
Maßgeblich war er mit der Herausgabe der Reihe WERKGRUPPE LYRIK befasst, die von der Partnerschaft in 25 Editionen zwischen 1966 und 1996 aufgelegt wurde. Zahlreiche Preise sind ihm gemeinsam mit den Partnern der WEKGRUPPE GRAZ zugesprochen worden, wobei der Große Österreichische Staatspreis in Gold für Gewerbliche und Industrielle Bauten 1992 (in Kooperation mit den Architekten W. Kapfhammer, J. Wegan, G. Kossdorff) für das Druckzentrum Styria hervorzuheben ist.
Nach Beendigung der Partnerschaft der WERKGRUPPE GRAZ 1989 führte Friedl Groß-Rannsbach ein eigenes Büro, zeitweise mit seiner Tochter DI. Tina Groß-Rannsbach. Sein Geborgensein in der Familie mit Ehefrau Marion und Sohn Niko hat ihm immer viel Kraft gegeben, zunächst auch durch Bewirtschaftung des Wein- und Obstgartens in St.Stefan bei Stainz, schließlich in seiner Stadtvilla im Leechviertel in Graz, die ein beliebter Treffpunkt mit Freunden war.

Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
GAT+