17/04/2007
17/04/2007

Abriss oder Renovierung? Da das historische Glashaus im botanischen Garten der Universität Graz unter Denkmalschutz steht, bleibt zu hoffen, dass es renoviert und einer neuen Nutzng zugeführt wird. Derzeit fehlen allerdings die finanziellen Mittel.

Das filigrane Gewächshaus springt sofort ins Auge. Sein desolter Zustand zeigt sich erst, wenn man sich ihm nähert.

Das filigrane Gewächshaus springt sofort ins Auge. Sein desolter Zustand zeigt sich erst, wenn man sich ihm nähert.

Fotos: Ch. Seuter

Fotos: Ch. Seuter

Das alte Glashaus im Botanischen Garten der Universität Graz befindet sich seit Jahren im Dornröschenschlaf und wartet darauf, wach geküsst zu werden.

Wer sich für Glashausarchitektur interessiert, begibt sich in den Botanischen Garten der Universität Graz, um die Glashäuser des Botanischen Instituts von Architekt DI Volker Giencke zu besichtigen (siehe auch gat.nextroom.at, Anm.). Beim Betrachten der Architektur und der Vielfalt der Pflanzenwelt fällt der Blick auf ein altes Glashaus in unmittelbarer Sichtweite. Im Jahr 1889 wurde es in Eisenskelettbauweise errichtet und ist heute eines der letzten erhaltenen Beispiele einer auf Funktion reduzierten Gewächshausarchitektur in Österreich (zitiert nach Georg Kohlmaier und Barna von Sartory). Als historisches Erbe steht es mittlerweile unter Denkmalschutz. Aus der Ferne wirkt das Glashaus romantisch und pittoresk. Aus der Nähe betrachtet wird jedoch sein desolater Zustand sichtbar: Gesprungene Glasscheiben, zahlreiche verrostete Stellen, im Inneren des Hauses verwelkte und vertrocknete Pflanzen. Seit den 1980er Jahren kann es den Anforderungen eines modernen Gewächshauses nicht mehr standhalten. Im Jahr 1995 wurden die neuen Gewächshäuser errichtet. Seitdem steht es funktionslos im botanischen Garten und müsste renoviert werden. Wie aber sieht die Zukunft dieses Glashauses aus? Steht auf Grund des immer desolater werdenden Zustands ein bald nicht mehr abwendbarer Abbruch oder doch eine Renovierung bevor?
Beim Eigentümer, der BIG, erfährt man, dass das Glashaus an die Universität Graz vermietet ist, die ihrerseits diese Immobilie zurückgeben will. Näher wollte man sich dazu nicht äußern. Die Grazer Universität gibt ihr Bedauern über die für eine Renovierung fehlenden finanziellen Mittel bekannt und sieht sich nicht in der Lage, die Kosten allein zu übernehmen. Bemühungen, finanzielle Unterstützung bei Bund, Land und Stadt zu lukrieren, blieben bisher erfolglos.

Wenn kein Geld für eine Renovierung vorhanden ist, scheint ein Abbruch unausweichlich zu sein. Dieser war auch im Jahr 1997 geplant: Das desolate Gebäude wäre damals beinahe abgerissen worden, wenn nicht im gleichen Jahr vier engagierte Frauen, Dr. Anne-Marie Leb, Helga Denk, Mag Anita Pieber und Dr. Astrid Wentner, die Bürgerinitiative „Rettet das Glashaus“ ins Leben gerufen hätten. Sie veranstalteten ein Symposium im Stadtmuseum und startete eine Unterschriftenaktion. Erfolgreich, wie man sieht, der Abbruch wurde nicht durchgeführt.

Zehn Jahre sind seither vergangen. Das Gebäude befindet sich nach wie vor im Dornröschenschlaf. Zu diesem Umstand meint Hofrat DI Dr. Friedrich Bouvier, Landeskonservator für die Steiermark, treffend: „Man kann den Besitzer zu keinen Handlungen zwingen.“ Dabei hätte Bouvier eine Idee für eine möglichen Nutzung: „Ein Palmencafé für den Sommerbetrieb mit wechselnden Ausstellungen, in deren Rahmen neueste Forschungsergebnisse präsentiert werden könnten.“ Eine sinnvolle Nutzung für dieses Kulturerbe. Es bleibt aber weiterhin die Frage offen: „Wer kann oder will die Kosten für die Renovierung tragen?“

Verfasser/in:
Christine Seuter, Bericht
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