05/09/2012

Die Ausstellung „Eilfried Huth – Einblicke“ ist bis zum 13. Mai 2013 im Burgmuseum Deutschlandsberg zu sehen.

05/09/2012

Eilfried Huth, 'Altes Testament, Buch der Richter 19/4', 2009, Öl/Leinen, 145 x 145 cm

©: Wenzel Mraček

Eilfried Huth, 'Torso', 2009, Öl/Leinen, 145 x 145 cm

©: Wenzel Mraček

Eilfried Huth, ohne Titel

©: Wenzel Mraček

Eilfried Huth & Günther Domenig, Hotelanlage 'Floraskin', 1971

©: Wenzel Mraček

Medium Total', Ausstellung in der Galerie nächst St. Stephan, 1970

©: Wenzel Mraček

In der Ausstellung „Einblicke“ im Burgmuseum Deutschlandsberg werden maßgebliche Werke des Architekten und dessen malerische Arbeiten präsentiert.

Gemalt hat Eilfried Huth wie er sagt „immer schon“, „wenn er Zeit dazu hatte“. Bestärkt darin während seiner Studienzeit an der Technischen Hochschule in Graz durch Kurt Weber und dessen Malerklasse. Intensiviert nochmals während Eilfried Huths Professur an der Berliner Akademie der Künste. Auch wenn er das Malen, die bildende Kunst, als seinen „zweiten Beruf“ versteht, zeichnet sich seine Haltung als Architekt auch im Werk als Maler ab. Nämlich in einem über die Jahre und Arbeiten subtil geführten Rückzug des Baukünstlers – als Autor gewissermaßen autonomer Entwürfe –, gegenüber einem Engagement des Architekten als Mediator, sagen wir, in der Gesellschaft.

So schreibt der Architekt Bernhard Hafner über seinen Freund Eilfried Huth: „Er hat den Aufstand nicht nur geprobt. Er hat einen Einmann-Aufstand begonnen, inszeniert und mit wachsendem Erfolg auch zelebriert; den Aufstand gegen einen Wohnbau ohne Architekten und ohne Bewohnermitsprache. ‘Seine’ Sache ist der soziale Wohnbau mit Bewohnerbeteiligung. Ich sage bewusst sozialer Wohnbau, da er sich das Problem des Wohnens als einem sozialen Anliegen zum Thema machte. Als Architekt machte er sich zum Anwalt der Wohnungswerber.“

Im Sinn einer Parabel behandelt Huth, neben anderen, gesellschaftspolitische Fragen, auf die er in den Büchern und Erzählungen des Alten Testaments stößt und damit Ereignisse der jüngsten Geschichte und Gegenwart evoziert. Tatsächlich sind es Schichten, über die Eilfried Huth seine Leseerfahrungen, quasi nach gedanklicher Filterung, in malerisch bildliche Formen bringt. Die Bezeichnung Metapher beschreibt dabei bestens die Arbeitsweise, als Übertragung imaginierter Bilder in nun subjektivierte und abstrahierte, die in mehreren Arbeitsgängen, in Schichten, auf die Leinwand gebracht werden. Es dominieren jeweils wenige Farben, die schließlich durch nicht farbliche, schwarze Strukturen kontrastiert werden. Für Eilfried Huth sind dabei Ölfarben und Leinwand die adäquaten Mittel, weil, im Vergleich etwa zur Acrylmalerei, die lange Trockenzeit der Farbe, wie er sagt, auch ein „langes Nachdenken über die angemessene Form“ bedingen.

Die biblischen respektive alttestamentarischen Themen erweisen für den Künstler Eilfried Huth – wie in der Darstellung auch für uns – als durchaus zeitlos: weltweit geführte militärische Auseinandersetzungen, die jeweils auch mehr oder weniger deutliche Elemente von Religionskriegen erkennen lassen, damit verbunden Diskriminierung, Rassismus, Despotentum, Schändung und Folter, ökologische und ökonomische Phänomene von Machtgefällen.

Im Wechsel mit der Malerei ermöglicht die Ausstellung zudem „Einblicke“ in Architekturprojekte, die neben beispielsweise dem „Haus WU“(1984) oder „Haus Hödl“ (1986) noch gemeinsam mit Günther Domenig konzipiert bzw. realisiert wurden und die von deutlich experimentellem Charakter geprägt sind. So die aufgrund eines Regierungsumsturzes in Marokko nicht ausgeführte Hotelanlage „Floraskin“ (1971), die in ihren Ansätzen aus den Überlegungen zu „Stadt Ragnitz“ (1965-69) entwickelt wurde. Die Struktur bestand aus Fertigteilen, einer Zugkonstruktion in Elementen, in deren Freiräume die Infrastruktur eingeschoben werden sollte. Ein Hotelzimmer-Cluster sollte aus kunststoffverstärkten Zellen im Kokon-Verfahren produziert werden und die gesamte Außenhülle (Floraskin) mit „hängenden Gärten“ bepflanzt werden.

Architektur, Utopie und Konzeptkunst treffen einander in der 1970 mit Günther Domenig konzipierten Ausstellung „Medium Total“, in der Galerie nächst St. Stephan. Dies zu einer Zeit, als vom Konzept im Rahmen der bildenden Kunst in Österreich noch nicht die Rede war – bis zum Verständnis um einen erweiterten Kunstbegriff sollte es hier noch eine Weile dauern.

Monsignore Otto Mauer hatte damals auf eine Ausstellung in der Folge des Baus der Kirche in Oberwart gehofft. Umgesetzt wurde aber ganz anderes. Das „Medium Total“ war nämlich ein amorphes, gallertiges Habitat für Suprahominiden, „mit total vernetzten bedingungen, aber gegen null reduzierter mobilität“. Ein Konzept, das Leben auch extraterrestrisch ermöglichen sollte, dabei „das bedürfnis nach stoffwechsel und fortpflanzung nähren“, „gefühle und emotionen beleben und so die sehnsucht nach liebe, tod und ewigkeit ahnbar“ (Vilém Flusser) machen sollte.

Es handelt sich damit um Denkhaltungen übergreifende Architektur, deren Rezeption aus der Sicht von Kunsthistorikern bis jetzt aussteht und die endlich in der österreichischen Kunstgeschichte den ihr gebührenden Platz finden muss.

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