18/01/2014

Der Artikel ist am 18.01.2014 im Spectrum der Tageszeitung "Die Presse" erschienen

18/01/2014

Schubhaftzentrum in Vordernberg

©: Hertha Hurnaus

Selten wird Architektur so ideologisch verhandelt. Über das neue Schubhaftzentrum in Vordernberg, Obersteiermark, die Möglichkeiten der Architekten, zum würdevollen Umgang mit Schubhäftlingen beizutragen, und die Frage, ob die Erfüllung solcher Bauaufgaben statthaft ist.

Mein erster Gedanke – impulsiv, bar jeder Reflexion: Das ist kein Thema für die Architekturseite eines Feuilletons. Der Bau eines Schubhaftzentrums könne kein Anlass für eine Auseinandersetzung mit architektonischer Qualität und Baukunst sein, möge sie noch so kritisch ausfallen, ist keine Frage von baulicher Funktionalität, Ästhetik und gestalterischem Können. Freunde und Architektenkollegen äußerten Bedenken und stellten die Integrität von Architekten, die sich an Wettbewerben für eine derartige Bauaufgabe beteiligen, infrage. Darf man das überhaupt, wird man damit nicht zum Handlanger eines Systems, das man vielleicht gar nicht gutheißt?

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Anonymous

In meinem ersten Semester der Architektur las ich über ein Projekt im Regenwald. Das Siegerprojekt war, aus persönlicher Sicht, so hässlich und unsensibel, dass ich mich entschied, sobald einmal mit dem Studium fertig, nur noch Wettbewerbe machen würde wie ebensolche und qualitativ hochwertige Architektur generiere.
Die realistische Ansicht dahinter war, die Projekte würden ja sowieso gebaut werden, bevor also nur Architekten ohne Skrupel daran teilnehmen, warum nicht selbst gewinnen und der Welt damit einen Dienst erweisen?
Natürlich weiß ich heute, dass es anmaßend ist zu glauben, dass ich, und nur ich, eine eierlegende Wollmilchsau generieren kann, die sich im Rahmen des Budgets befindet, den Bauwerbern gefällt und noch dazu architektonische Qualität hat.
Den Traum habe ich trotzdem nie ganz aufgegeben.
Daher finde ich es auch richtig, dass Sue-Architekten diesen kontroversen Wettbewerb mitgemacht und gewonnen haben.
Hin oder her, wir Architekten sind heutzutage ja doch nur mehr Dienstleister im Auftrag des demokratischen Systems, waren wir jemals mehr?

Mo. 20/01/2014 10:11 Permalink
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