07/04/2020

CORONA GEDANKEN 06

Nach Corona

von Roland Gnaiger

Der Artikel von Roland Gnaiger erschien erstmal am 28.03.2020 im Spectrum der Tageszeitung Die Presse, im Rahmen der "Spectrum-Umfrage" unter elf AutorInnen – Vom Leben nach der Corona-Krise (siehe Link)

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07/04/2020

Schrittweise

©: Emil Gruber

Unsanft ist unsere Machergesellschaft gerade aus ihrer Illusion erwacht: Allmacht war eine Fantasie. Leben folgt nicht unseren Regeln. Leben ist unendlich fragil, und das individuelle ist endlich. Vielleicht bereitet sich schon das nächste Virus vor und folgt die Steigerung unserer Lebenserwartung auch keinem Automatismus. Es ist bitter, aber bei der Architektur der Weltordnung haben wir auf die Statik vergessen. Egal, auf welche Karte wir setzen, es kann jene sein, die das Haus zum Einsturz bringt.
    Werden die Alten nun den Jungen jene Solidarität schenken, die sie eben zum wiederholten Mal ungefragt und um den Preis deren sozialer und wirtschaftlicher Zukunft abverlangt haben? Oder werden sie ihre Party auf Kreuzfahrtschiffen, in Billigfliegern und SUVs weiter abfeiern? Müssen wir weiter beschleunigen, Felder abgrasen und Depots leeren bevor wir erkennen, dass es kein Ankommen gibt außer in der Zufriedenheit? Glücklichsein ist nicht Ziel, sondern Weg. Es gibt ein unbegrenztes Potenzial für Wachstum: Einsicht, Phantasie und Tugenden, vor allem Mitgefühl. Endlich dürfen wir Bäume pflegen, regionale Netzwerke und -Wertschöpfung, unsere Innerlichkeit, unsere Beziehungen und Blumengärten.     
     

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