12/07/2004

522 Wohnungen mit unterschiedlichen Wohnungstypen / Kommunikationsebene im 4. OG / öffentliche Dachterrassen / Kindergarten / überdachte Spielbereiche... Schlüsselprojekt für die Mitbestimmung im Wohnbau: Terrassenhaussiedlung Graz-St. Peter

Architektur: Werkgruppe Graz
Arbeitsgemeinschaft Eugen Gross, Friedrich Gross-Ransbach, Hermann Pichler, Werner Hollomey (diese vier Architekten bilden später die Werkgruppe) sowie Walter Laggner und Peter Trummer

Planung: 1965
Umsetzung: 1972-78

12/07/2004

Terrassenhaussiedlung

©: WERKGRUPPE GRAZ

Terrassenhaussiedlung, Hof

©: WERKGRUPPE GRAZ

Zeichnung: Werkgruppe Graz

Zeichnung: Werkgruppe Graz

Am Arbeitsmodell wurde der strukturelle Aufbau in der Verbindung vertikaler und horizontaler Organisation untersucht. Durch Versetzung und Höhenstaffelung der Baukörper wurde gute Besonnung bei gleichzeitiger vorteilhafter Aussicht erreicht.Foto: Werkgruppe Graz

Das Verkaufsmodell diente den Käufern von Eigentumswohnungen zur Bewußtwerdung ihrer Präferenzen hinsichtlich Lage, Größe, Aussicht und räumlicher Zuordnung der Wohnungen.Ebenso diente es als Hilfe zur Veranschaulichung bei der Bauausführung.Foto: Werkgruppe Graz

Pläne: Werkgruppe Graz

Pläne: Werkgruppe Graz

Foto: Werkgruppe Graz

Foto: Archiv HDA Graz

522 Wohnungen mit unterschiedlichen Wohnungstypen: Terrassenwohnungen, Maisonetten, Atelier-Einheiten, Dachterrassen-Wohnungen; Sammelgarage für 550 PKW mit Waschplätzen, Fahrradabstellraum, Müllraum, einer Kommunikationsebene im 4. OG und öffentlichen Dachterrassen, Kindergarten, überdachten Spielbereichen und Spielplätzen.
Die Terrassenhaussiedlung ist nicht nur eines der wenigen utopischen Projekte dieser Größenordnung, das tatsächlich realisiert wurde, sie ist gleichzeitig ein Schlüsselprojekt für die Mitbestimmung im Wohnbau.

Idee
Die ehemalige Lehmgrube war nach 1945 mit dem Bauschutt zerstörter Häuser aufgefüllt worden. Diese besondere Situation - anstelle eines Kellergeschosses, galt es acht Meter bis zu tragfähigem Boden mittels Pfahlgründung zu überwinden - begründet auch die Entwurfsidee Schwimmende Häuser zu planen, wiewohl der Entwurf auch im Kontext der international geführten Diskussion des Typus Terrassenhaus als Neue städtische Wohnform lesbar ist.
Die Logik des Entwurfes ergibt sich aus der Unterbringung sämtlicher Nebenräume im Inneren der Baukörper in den ersten Geschossen.

Wohnen in der Stadt verlangt nach erkennbaren gesellschaftlichen Beziehungen. [...] Die Wohnanlage wird zur Stadt, indem sie ein Allen-Gemeinsames ausdrückt - die Primärstruktur. Innerhalb der gemeinsamen Verständlichkeit erst kommt die individuelle Verschiedenheit und private Freiheit zu ihrem Recht. In der Wohnanlage wird das Gerüst der horizontalen und vertikalen Verkehrswege, als offener Raum geplant, zum grundlegenden Ausdrucksmittel der Primärstruktur. Neben den Kommunikationsebenen im ersten und vierten Geschoß übernehmen die Treppenfixpunkte mit den Liften diese Funktion. [...] Die Anordnung der Wohneinheiten beruht auf einer konstruktiven Grundausstattung von tragenden Wänden und Decken, innerhalb welcher der individuelle Ausbau erfolgte. Durch Stapelung und Höhenversetzung der Einheiten wurde der Spielraum der Ausbaumöglichkeiten beträchtlich erweitert. (Publikation: Demonstrativbauvorhaben Terrassenhaussiedlung Graz -St. Peter 1972-1978, o.J., o.O.)

Sekundärstruktur Die Wohnung - Ort der Individualität
Soll die Wohnung des Menschen seinem Bedürfnis entsprechen, muß sie für ihn erkennbar sein. Jeder Bereich, jeder Weg zu seiner Wohnung und jede Wohneinheit müssen ihren Ort haben. Wie Menschen verschieden sind, so will auch ihr Lebensraum sein. Das Prinzip der Unterscheidbarkeit steht gegen Monotonie und Unterwerfung. In der Terrassenhaussiedlung kann jede Familie die Wohnform eines Einfamilienhauses erleben, ohne auf Gemeinschaft zu verzichten. (Publikation: Demonstrativbauvorhaben Terrassenhaussiedlung Graz -St. Peter 1972-1978, o.J., o.O.)

Tertiärstruktur Partizipation und Selbstbau
Die Bewohner der Terrassenhausanlage wurden in den Gestaltungsprozeß einbezogen (Partizipation) und haben nach Bezug ihrer Wohnung diese weiter ausgebaut (Selbstgestaltung). Das Angebot zur Mitgestaltung bestand aus: Auswahl aus 24 Wohnungstypen; freie Anordnung der Innenräume um einen Installationsschacht; freie Anordnung der Außenräume (Loggien) und Außenwandabschlüsse (elementierte Leichtwand), Auswahl der Ausbaumaterialien; Bestimmung der Installation und Geräte; Auswahl der Bepflanzung zusammen mit einem Gärtner; Ausstattung der Gemeinschaftsräume.

Umstrukturierung einer alten Industrielandschaft
– bestimmt durch Ziegeleien – in ein Reines Wohngebiet.
Die "Eustacchiogründe" wurden als Grünflächen und Biotop mit bestehenden alten Ziegelteichen als Ausgleich zur Urbanisierung der umliegenden Zonen erhalten. Spielplätze, Fitneßpfade und Fußgängerwege verbinden die einzelnen Wohnbebauungen.
Die Eisteichsiedlung im nördlichen Bereich besteht zu diesem Zeitpunkt bereits, die Wienerberger Gründe werden ab Anfang der 80er Jahre nach Entwürfen von Ralf Erskine und Hubert Rieß bebaut.

Artikelempfehlungen der Redaktion

Terminempfehlungen

Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
GAT+