15/12/2008
15/12/2008

Juwelier Pfundner, Murgasse 2, Graz.
Planung: Hans Karl Zisser. Fertigstellung: 1955. Bildquelle: Der Bau 1955

Ansicht Murgasse, Architekt Hans Karl Zisser

Grundriss, Architekt Hans Karl Zisser

Perspektive, Architekt Hans Karl Zisser

Zum Beispiel:
Juwelier Pfundner, Murgasse 2, Graz
Planung: Hans Karl Zisser
Fertigstellung: 1955

PROJEKTBESCHREIBUNG:

Das ehemalige Juweliergeschäft Pfundner, einer der letzten Grazer Vertreter der urbanen Geschäftsarchitektur der 50er-Jahre, musste 2008 dem Totalumbau eines Modehauses samt "Rückführung" in einen "historischen" Zustand weichen. Es war ein Beispiel für die Exaktheit der Moderne, die sich in der guten Benutzbarkeit des Objekts manifestierte, kombiniert mit dem für die Nachkriegszeit typischen Sinn für Details.

Der Eingang des Geschäftsportals aus eloxiertem und goldfarbig behandeltem Aluminium war in der Mitte angeordnet. Die Leichtigkeit und Schwerelosigkeit der 50er-Jahre kontrastiert mit dem Zitat des Herrschafts- und Statussymbols des monumentalen Tormotivs, das durch verschiedenenfärbige Materialien – Marmor und weißem Kunststein am Sturz – angedeutet wurde. Die beiden Auslagen links und rechts vom Eingang, die auf einem mit Rillenprofilen verkleideten Sockel aufgesetzt waren, wurden von der Baulinie leicht zurückversetzt und hatten von rückwärts (also vom Geschäftsinneren aus) zu öffnende Vitrinen.

Auf der Glasfläche über dem Eingang leuchtete abends ein dynamischer Neon-Namenszug, oberhalb der Vitrinen gab es eine ausfahrbare Sonnenschutz-Lamellenkonstruktion. Die sorgfältige Planung und Zweckmäßigkeit des Portals zeigte sich auch bei den seitlich der Auslagen angeordneten Mauerschlitzen, in die tagsüber ein nachts geschlossenes, kreisförmig perforiertes Schutzgitter eingeschoben werden konnte.

Hans K. Zisser, der Entwerfer, hatte sich bereits in den 1920er- und 1930er-Jahren als Gestalter von großstädtisch-modernen Geschäftsportalen profiliert, die in den meisten Fällen von der renommierten Grazer Metallbaufirma Treiber ausgeführt wurden. In der NS-Zeit schwenkte er zu einer behäbigen, bodenständigen Formensprache um und stellte sich als Ausstellungsgestalter und Planer von Parteiveranstaltungen in den Dienst des NS-Kultursystems.
(Text: Antje Senarclens de Grancy)

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Mag. Ute Angeringer-Mmadu
ute@angeringer.com

Verfasser/in:
Redaktion GAT Graz Architektur Täglich
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