04/11/2005
04/11/2005

Am Donnerstag, den 27. Oktober 2005 erschien die zweite Ausgabe von bob zum Thema ESKAPADEN – flüchtig, lustvoll, rücksichtslos.

Eskapaden: Streiche, Abenteuer, (Seiten-) Sprünge
Rezension von Wenzel Mracek

Was als Verfolgung angelegt war, wird zur Flucht: Martin Ross, der selbst keinen Führerschein besitzt, analysiert eine der zwei vielleicht berühmtesten Autoverfolgungsjagden der Filmgeschichte, als Herr Bullitt, dargestellt von Steve McQueen, sich im grünen Desiderat Ford Mustang hinter seine Verfolger setzt und den Spieß umkehrt. Gut zehn Minuten später brettern die Killer Phil und Mike mit ihrem Dodge Charger in eine Tankstelle und enden im Inferno. Die Analyse eines fiktiven Fluchtszenarios, in der sich erzählte und Erzählzeit nahezu decken und die Erzählung den Charakter einer Verfolgung erhält. Die andere berühmteste Autoverfolgungsjagd der Filmgeschichte dagegen dient, wie wir wissen, der Beschleunigung von French Connection.
Das monothematische multiperspektivische Magazin bob ist in seiner zweiten Ausgabe erschienen und handelt in Bild und Text von „Eskapaden – flüchtig lustvoll rücksichtslos“.
Worein oder wohin flüchten, wenn Arbeitnehmer nach einer Gallup-Studie angeben, „dass sie eine Position ausfüllen, die ihnen nicht liegt, dass es seitens ihres Vorgesetzten an Anerkennung und Lob für gute Arbeit mangelt, die Führungskraft sich nicht für sie als Mensch interessiert, es niemanden im Unternehmen gibt, der die persönliche Entwicklung fördert und die persönliche Meinung und Ansicht kaum Gewicht haben“? In ihrem Beitrag mit dem an Huellebecq erinnernden Titel „Beförderung in die Kampfzone“ empfiehlt Joanna Noemi Pusch, selbst Personalverantwortliche eines Softwareherstellers in Graz, Corinne Maiers Ratgeber „Die Entdeckung der Faulheit“. Arbeitssucht erweist sich als ein Versuch, der unerträglichen Arbeitsgesellschaft dadurch zu entfliehen, dass man sich – jetzt besinnungslos – in die Arbeit stürzt.
Günther Holler-Schuster liefert einen Essay zu den Bildern von Andreas Leikauf, die sicherlich nichts mit Realitätsflucht zu tun haben. Vielmehr assoziiert Holler-Schuster ein Ambiente um das Phänomen Trash unter dem Titel „Boxen, Bebop, Whiskey und filterlose Zigarette“ und neben Leikaufs Bildern hätte hier das doppelseitige Foto des Mustang GT 390 von den Seiten 12, 13 ohne weiteres nochmals platziert sein können.
Zur Dekadenz schließlich fordert Tiz Schaffer mit „Der Wille zur Nacht“ auf wenn er empfiehlt: „Verlassen Sie die Kneipe Ihrer Wahl niemals vor Sonnenaufgang ...“. Wir sind ohnehin Schaffers Meinung, die ein bisschen nach Walter Serners Brevier für Hochstapler klingt, und arbeiten guten Mutes an der Selbstzerstörung.
Weitere Textbeiträge kommen von Dieter Wellmann, Fernanda Krahn Uribe, Dahlia Schweitzer, Gunther Gebauer, Martina Schirrmeister und Hermes Phettberg, Fotografien von Ditz Fejer, Nidako, Klaus Mähring und Markus Strasser.

Die zweite Ausgabe von Bob ist in Deutschland, Österreich und der Schweiz im Zeitschriftenhandel zum Preis von 4,80 EUR erhältlich.

Herausgeber des Magazins Bob ist der Club Bellevue mit Sitz in Graz und Wien. Club Bellevue sind Alois Gstöttner, Wolfgang Haas, Anaïs Horn, Christof Huemer, Kira Kirsch und Rainer Rosegger.

KONTAKT:
Wolfgang Haas
T +43 (0)699/292 04 755
F +43 (0)699/292 04 755
Club Bellevue
c/o Bob
Rainergasse 34, A 1050 Wien
und
Glacisstraße 25, A 8010 Graz

Verfasser/in:
Wenzel Mracek, Rezension
Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
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