09/06/2013

Der Artikel von Ursula Baus erschien am 15. Mai 2013
im german-architects eMagazin

09/06/2013
©: Redaktion GAT GrazArchitekturTäglich

Im dritten und vorläufig letzten Teil der Beitragsserie "Architektur und Immobilie" rücken systemrelevante Überlegungen in den Vordergrund. Ging es im ersten Beitrag (eMagazin 07|13) um das Phänomen der "zwei Welten", die unsere Städte und Architektur prägen, folgte im zweiten Beitrag (eMagazin 09|13) ein Blick auf alle Beteiligten. Es entstehen vor dem Hintergrund der Finanzmarktverschärfung Probleme, die systembedingt eine deutliche Verschlechterung der Baukultur in Deutschland nach sich ziehen.

Kapitalismus und Gemeinwohl
Wenn Michael Sandel, der in Harvard lehrende Kritiker der Marktlogik, feststellt, dass sich der Markt gerade auch da breit macht, wo er nicht hingehört, wird ihm derzeit kaum jemand widersprechen. Sandel kündigt mit dieser fast banalen Analyse der kapitalistischen Gesellschaft den Kampf an. Und wenn es um Immobilie und Architektur geht, sind in diesem Zusammenhang schwierige Bereiche zu erschließen: Denn Architektur ist als Immobilie zwar ein renditeträchtiges Konsumgut, sie muss aber auch bezahlbarer Wohnraum sein und als Kita, Schule, Hochschule, Rathaus, Gericht oder Bildungseinrichtung jeweils ein Ort bleiben, der dem Gemeinwohl dient. Und in diesen Funktionen wirft Architektur ihre "Rendite" – wenn man ihren Wert denn überhaupt so nennen will – erst in kommenden Generationen ab. Als Teil unserer Städte und Dörfer, auch als Teil unserer Vergangenheit ist Architektur außerdem ein scheinbar nutzloses, aber identitätsstiftendes Kulturgut. So, wie sich die Republik derzeit in ihren Architekturdebatten verheddert und mit Feindbildern rüstet, wird aber offenbar, dass Architektur ein Opfer der Marktlogik geworden ist. ...

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