09/07/2014

Der EU-weit offene, zweistufige Realisierungswettbewerb mit anschließendem Verhandlungs-verfahren zur Vergabe von Generalplanerleistungen für den Neubau Landespflegezentrum (LPZ) Mürzzuschlag wurde vom 30. Jänner - 25. März 2014 (Stufe 1) und 3. April - 13. Mai 2014 (Stufe 2) durchgeführt.

Das LPZ Mürzzuschlag soll das bestehende LPZ Kindberg ersetzen.

Auslober: Steiermärkische Krankenanstaltengesellschaft m.b.H. KAGes TDZ, Billrothgasse 18a, 8010 Graz

82 Projekte wurden eingereicht. Die ARGE MRP, Arch. DI Thomas Mayer und Arch. DI Robert Rohsmann, Graz gewinnen vor der ARGE Pucher Seifert, Graz (2. Platz). und Ralf Thiede, daniels thiede architects limited, Manchester (3. Platz)

09/07/2014

Wettbewerb Landespflegezentrum Mürzzuschlag, 1. Preis: ARGE MRP _ Arch. DI Thomas Mayer Arch. DI Robert Rohsmann, Graz

Wettbewerb Landespflegezentrum Mürzzuschlag, 1. Preis: ARGE MRP _ Arch. DI Thomas Mayer Arch. DI Robert Rohsmann, Graz

Wettbewerb Landespflegezentrum Mürzzuschlag, 2. Preis: ARGE Pucher Seifert, Graz

Wettbewerb Landespflegezentrum Mürzzuschlag, 2. Preis: ARGE Pucher Seifert, Graz

Wettbewerb Landespflegezentrum Mürzzuschlag, 3. Preis: Ralf Thiede, daniels thiede architects limited, The Flint Glass Works, Manchester

Auf Basis der Entscheidung, das bestehende Landespflegezentrum Kindberg zu ersetzen, wurde seitens der KAGes mit den Planungsvorbereitungen für den Neubau des Landespflegezentrums am Standort Mürzzuschlag begonnen. Die Notwendigkeit des Neubaus ist auf Grund der funktionellen Schwierigkeiten bzw. der damit längerfristig nicht realisierbaren Betriebsbewilligung für das Pflegeheim Kindberg gegeben. Das Haupthaus des Pflegewohnheims Kindberg, errichtet Ende des 19. Jahrhunderts, verfügt über keine Sanitärbereiche in den jeweiligen Zimmern und hat keine durchgängigen Niveaus. Abgesehen vom baulich schlechten Zustand wären massive Umbauten (zum Teil gänzliche Neubauten) erforderlich, um langfristig die Vorgaben des StPHG 2003 zu erfüllen.

Der Standort Mürzzuschlag mit dem bestehenden Landeskrankenhaus (LKH) verfügt über Grundstücksflächen im Ausmaß von 34.000 m2. Die attraktive, ruhige Ortsrandlage mit Blick zum Waldrand und in die Berge, bietet sich ideal für eine Wohnnutzung an. Defizite in der Bestandssituation, wie der renovierungsbedürftige Park und die zum Teil nicht mehr genutzten Gebäude, können ebenso mit dem Neubauprojekt LPZ bereinigt werden.

Mit den entwickelbaren Freiflächen, einer bestehenden Infrastruktur sowie allen erforderlichen Logistikanbindungen werden sich gegenseitige betriebsorganisatorische Synergien für beide Institutionen, das LKH und das LPZ, ergeben. Erwünscht ist die Einbindung des neuen LPZ in die örtliche Umgebung im Sinne eines Wohnumfelds. Die Außenwirkung soll eine positive Beeinflussung bzw. Entwicklung des Quartiers erzeugen. Neben der Vorplatzsituation ist auch der Straßenraum Teil der Wettbewerbsaufgabe. Das neue LPZ und das bestehende LKH sollen als eine Betriebseinheit geführt werden. Das Betriebskonzept für den neuen Betrieb wird parallel zur Planung erstellt werden. (Auszüge aus der Wettbewerbsauslobung)

Das Preisgericht für die 1.Stufe tagte am 01. und 02. April 2014 im HDA Graz. Es wurden 82 Projekte termingerecht und ordnungsgemäß abgegeben. Von diesen wählte die Jury unter dem Vorsitz von Arch. DI Heinz Lang 15 Projekte in die 2. Stufe aus.
Die Stufe 2 wurde in den Preisgerichtssitzungen am 20. und 21. Mai 2014, wieder im HDA Graz, behandelt. Die Jury kam zum Entschluss, 3 Preise und 1 Anerkennung zu vergeben, sowie 1 Nachrücker zu nominieren.

ERGEBNIS & PROJEKTBESCHREIBUNG JURY:

Projekt 1032 = 1. Platz
Verfasser: ARGE MRP _ Arch. DI Thomas Mayer, Arch. DI Robert Rohsmann, Körösistraße 17/1, 8010 Graz
PROJEKTBESCHREIBUNG
Der Empfehlung der Jury nach einem größeren Abstand zwischen Bestandsgebäude und Neubau wurde durch den Verfasser durch eine vergrößerte Abrückung der Baukörper vom Bestands-LKH angenommen. Besonders hervorzuheben sind der sparsame Flächenverbrauch des Baukörpers, der einen großen Freiraum zulässt und einen sehr wirtschaftliche Umgang mit den Parkierungsflächen ermöglicht. Generell zeichnet sich das Gebäude durch eine gute Aufteilung der Funktionen und das gelungene Wechselspiel zwischen privaten, halböffentlichen und öffentlichen Zonen aus.
 Die Nutzungsmöglichkeiten nach Außen (Balkon) und Innen (Atrium) wird positiv beurteilt, die Durchwohnmöglichkeit für die BewohnerInnen in den allgemeinen Wohnbereichen nach Außen und nach Innen wird als hervorragend gelöst attestiert. Die Wohnbereiche wurden umgruppiert, dadurch ergeben sich eine Verbesserung der Belichtungsmöglichkeiten und eine außerordentlich gute räumliche Atmosphäre für die BewohnerInnen. Das Raum und Funktionskonzept wurde hervorragend erfüllt, einzelne Bereiche werden in der weiteren Bearbeitung noch vertieft betrachtet. Positiv angemerkt wird darüber hinaus, neben der guten Situierung der Dienstzimmer, die Großzügigkeit der Atrien und das gelungene Angebot an Sitzgelegenheiten und Kommunikationsflächen. Zusätzlich wird die weitreichende Bespielbarkeit der Erdgeschoßzone in den Nutzungsmöglichkeiten und zu den Freibereichen hervorgehoben. Der schwebende Eindruck des Gebäudes ist eine projektspezifische Qualität und sollte in der Weiterbearbeitung jedenfalls weiterentwickelt und gestärkt werden.

Projekt 1048 = 2. Platz
Verfasser: ARGE Pucher Seifert, Atelier Thomas Pucher ZT GmbH, Bahnhofgürtel 77, 8020 Graz
PROJEKTBESCHREIBUNG
Der Teilnehmer nimmt auf die Empfehlungen der ersten Stufe Bezug. Die spezifischen Qualitäten der Interpretation eines Pflegezentrums durch das Angebot einzelner „Häuser“ wird sehr anerkennend gewürdigt, wobei einzelne Raumdimensionierungen und im speziellen auch Gangbreiten nicht den funktionellen Anforderungen entsprechen. Die Anordnung der „Häuser“ rund um einen zentralen Kernbereich wurde sehr positiv aufgenommen. Die Qualität des Projekts liegt weiters darin, dass spätere Anpassungen umsetzbar sind. Positiv gesehen wird auch der sparsame Einsatz von architektonischem Repertoire, welcher an der richtigen Stelle die richtigen Botschaften vermittelt. So wird zum Beispiel der zweigeschoßige Entreebereich in adäquater Weise als Eingang hervorgehoben. Auch die Anordnung der Nebenräume in der Mittelzone der zweihüftigen Anlage gelingt generell ohne Defizite in Belichtung- und belüftungstechnischer Hinsicht. Der Erweiterungsvorschlag im Mikrobereich wird kritisch gesehen, da dabei die wesentlichen Vorzüge im Wohnbereich verloren gingen. Gelobt wird darüber hinaus die ansprechende Herangehensweise an das Pflegekonzept, inklusive der Darstellung mit Sprechblasen einzelner BewohnerInnen, welche eine hohe soziale Kompetenz des Verfassers vermittelt. Die Situierung der PKW-Abstellplätze, nun komplett in einer Tiefgarage, wird aus Kostengründen kritisch angemerkt. Die Darstellung der Höhenschichtentwicklung kann nicht in allen Teilbereichen den Nachweis erbringen, in welchen Höhenanbindungen einzelne Funktionsräume situiert sind; weiters wird der im UG angesiedelte Palliativbereich als ungünstig situiert gesehen.

Projekt 1040 = 3. Platz
Verfasser: Ralf Thiede, daniels thiede architects limited, The Flint Glass Works, 64 Jersey Street UK-Manchester M4 6JW
PROJEKTBESCHREIBUNG
Der Ansatz wird aus der Interpretation der inneren Abläufe heraus entwickelt, insbesondere aus der Sicht der Benutzung durch die BewohnerInnen sowie durch das Pflegepersonal. Eine hohe räumliche Qualität in allen Erschließungs- und Verweilbereichen ist zu erkennen, dies kann ein innovativer Ansatz für zukünftige Entwicklungen sein. Hervorgehoben wird die charmante Gestaltung des Erdgeschoßes mit einer weichen, runden Wegeführung und dem angenehmen Dorfplatzcharakter. Das großzügige Allgemeinflächenangebot setzt sich im Erdgeschoß durch weiträumig überdeckte Flächen fort. Der Jury ist bewusst, dass die Umsetzung eines derart konzeptionellen Projektes mit der Bereitschaft des Betreibers bzw. Auslobers neue Wege zu gehen und gegebenenfalls einen finanziellen Mehraufwand zu investieren verbunden ist. Die vorgeschlagene Fassadenlösung wurde durchaus auch kritisch gesehen, da die Lammellenstruktur für die BewohnerInnen des Pflegezentrums keine direkte Durchsicht in den Freiraum ermöglicht.
 Die Gestaltung der Außenbereiche wird ebenso kritisch gesehen, da sie durch den großen Flächenverbrauch des Baukörpers in Teilbereichen nur mehr schwer zufriedenstellend gestaltbar sind. Die Parkplätze wurden zwar nach Empfehlung der Jury weiter bearbeitet, das Ergebnis der neu situierten Parkierungsflächen kann jedoch auf Grund des nunmehr erhöhten Flächenverbrauchs nicht überzeugen.

Projekt 1080 = Anerkennung
Verfasser: ARGE planorama ZT GmbH, Eichholzer - Walluschek ZT GmbH, Burggasse 17, 8010 Graz
PROJEKTBESCHREIBUNG
Der Teilnehmer schafft ein sensibles Projekt mit einer wohltuenden Maßstäblichkeit und Kleinteiligkeit, die jedoch einen nicht unerheblichen Einschnitt ins Gelände durch die flächendeckende Ausdehnung des Gebäudes notwendig macht. Die Reaktion des Verfassers auf die Empfehlung der Jury (die im Modell dargestellten Mitteltrakte der Baukörper) wird durch das Angebot von einem Wechsel zwischen bekiester und begrünter Dachausbildung als 5. Fassade entsprochen. Das Projekt zeichnet sich durch einen maßvollen und sehr sensiblen Umgang mit dem Naturraum aus und begeistert durch die Situierung und die Gestaltung des gemeinsam bespielbaren Festplatzes. Die familiäre und kleingliedrige Wirkung setzt sich im Innenraum fort. Die Unterteilung der Gruppen wird positiv vermerkt, ebenso wie der zusätzliche Dachgarten - auch wenn dieser im Bezug zu den Stationen etwas disloziert erscheint, ist er für die Mitarbeiter gut geeignet. Die Wegeführung der inneren Erschließung vermeidet lange Gangfluchten.
 Die Gestaltung der Außenräume erlaubt intim gehaltene Hofsituationen, insgesamt jedoch benötigt das Projekt bedingt durch seine Zweigeschoßigkeit, ein hohes Maß an Grundfläche am Standort.

Projekt 1053 = Nachrücker
Verfasser: Heuser + Piber Ateliers, Sporgasse 32, 8010 Graz
PROJEKTBESCHREIBUNG
Die Großform gewährleistet eine sehr gute Funktionalität, wenn gleich die daraus resultierenden langen Ganglinien einer gewisse Monotonie nicht entbehren. Positiv vermerkt wurde die Öffnung des Pflegebads Richtung Atrium; dieser Umstand führt aber dazu, dass das große Atrium von den allgemeinen Bereichen aus leider nur von 2 Seiten erlebbar ist. Die den Stationen zugeordneten Freibereiche wurden gegenüber dem Projektstand der ersten Stufe nicht wesentlich weiterentwickelt. Die Bespielbarkeit des Erdgeschoßes wird positiv angemerkt, ebenso die große, zwischen LKH-Bestand und LPZ aufgespannte Freiraumlösung. Die Parkierungslösung unter dem Gebäude mit der daraus resultierenden Geländeüberformung wird kontroversiell diskutiert, ermöglicht jedoch einen sensiblen Umgang mit der Landschaft. Die strenge Fassade wird durch die spielerisch, einzeln gestaltbaren Fensterelemente aufgelockert. Die innenräumliche Qualität der Bewohnerräume ist gut gelöst.

Der Auftraggeber beabsichtigt nach Abschluss des Wettbewerbes, unter Berücksichtigung der Empfehlungen des Preisgerichts, mit dem Gewinner des Wettbewerbes in Verhandlungen gemäß §30 (2) Z 6 BVergG über eine Beauftragung von Generalplanerleistungen (Generalplanerkoordinationsleistungen, Architektur/Innenraumgestaltung,
 Förderanlagen) zu treten.

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