architektur und bauforum_Interview_10 Jahre GAT
Im Bild v. li.: Karin Wallmüller, Michaela Wambacher, Gerhard Mitterberger, Susanne Fritzer, Wolfgang Feyferlik
Foto: Hanna Geisswinkler ,

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Interview
Von Protagonisten und Realisten

Anlässlich des 10-Jahres-Jubiläums der steirischen Architektur-Website „www.gat.st“ traf FORUM deren Initiatoren und Betreiber. Ein Gespräch über kulturelle Ansprüche, die Gewohnheit, etwas mehr als das Geforderte und Bezahlte zu leisten, über den Verzicht auf Profit in einer Sache, die einem am Herzen liegt, und was es heißt, einen Verein zu betreiben, der mit anderen steirischen Architekturinitiativen jedes Jahr aufs Neue um Fördergelder kämpfen muss.

Hanna Geisswinkler im Gespräch mit Susanne Fritzer, Wolfgang Feyferlik, Gerhard Mitterberger, Karin Wallmüller und Michaela Wambacher

Im Frühjahr vor 10 Jahren ging die GAT-Website online. Wie waren die Anfänge?

Wolfgang Feyferlik (W. F.): Es sollte eine Möglichkeit geschaffen werden, die regionale Architekturszene abzubilden. Charlotte Pöchhacker, die gemeinsam mit Alexander Kada eine entsprechende Website kreieren wollte, gab dazu den Anstoß. Parallel dazu bildete damals das Internetportal „koelnarchitektur.de“ den zündenden Funken für unseren Entschluss, ein ebensolches Projekt für die Steiermark zu initiieren.

Zu dieser Zeit war ein professioneller Internetauftritt noch keine Selbstverständlichkeit. Waren der Zeitpunkt und die Architekturszene reif für einen Onlineauftritt mit regionalem Bezug?

W. F.: Ja, durchaus. gat ist zu dem Zeitpunkt entstanden, als die steirische Architekturszene nach einem gemeinsamen „Pressesprecher“ aller Institutionen – Haus der Architektur (HDA), TU Graz, Architektenkammer usw. – gesucht hat.

Gerhard Mitterberger (G. M.): Diese Überlegung einer „Ein-Personen-Pressestelle“ war eigentlich das Dilemma. So viele Interessen in einer Person festzumachen, war nicht möglich. Insofern sahen wir das Internet als willkommenes Medium, um jedem Partner die Möglichkeit zu geben, sich gleichberechtigt einzubringen.

W. F.: Wir wollten den Architekturinstitutionen die technische Möglichkeit einer Inputeingabe in Form einer Website anbieten. Jeder Partner hatte einen eigenen Zugang, war also als eigenständige Redaktion angedacht und sollte News und Berichte selbstständig veröffentlichen können.

Susanne Fritzer (S. F.): So ergab die Suche nach einem physischen Pressesprecher zu guter Letzt einen im virtuellen Sinn.

Wurde die Möglichkeit eines redaktionellen Inputs damals von den Partnern angenommen?

W. F.: Sehr zögernd.

G. M.: Lesen will jeder, Inhalte zu liefern ist dann eine andere Geschichte. Die damals rein technische Redaktion ist heute zu einer inhaltlichen geworden. Wir haben neben den GAT-Redakteurinnen Michaela Wambacher und Karin Wallmüller auch einen fixen Pool von fünf bis zehn freien Redakteuren – was uns inhaltlich vielfältige Sichtweisen ermöglicht.

Verlangt eine solche Meinungsvielfalt seitens der Redakteure und Partner, die beliebig Inhalte einbringen können, nach einer Art Zensur?

W. F.: Damals wie heute existiert so etwas nicht. Wir kontrollieren lediglich die Regeln des Anstands. Auch das ist stets eine Gratwanderung – denn alle Äußerungen müssen ja nicht jedem gefallen.

Michaela Wambacher (M. W.): Aber mitunter publizieren wir durchaus kritische Äußerungen. Aus diesem Grund ist schon mal ein Partner ausgestiegen. Das muss man eben in Kauf nehmen.

G. M.: Auch was unsere freien Redakteure anbelangt, haben wir nur wenige Vorgaben. Manche halten ihre Artikel eher neutral, andere legen Wert darauf, ihre persönliche Meinung einfließen zu lassen. Allein die journalistische Textgattung gibt letztlich die Richtung vor.

Wie steht es mit inhaltlichen Grenzen zum Thema oder zum Begriff Architektur?

G .M.: Der Architekturbegriff ist ein sehr weit gestreuter. Wir wollen nicht nur über die gebaute Umwelt sprechen, sondern auch über deren Randerscheinungen. Aber man kann es hierbei nicht jedem Recht machen. Dem einen sind wir zu breit aufgestellt, dem anderen zu wenig weit gestreut.

S. F.: Ursprünglich hieß die Website „GAT – Internetplattform für Architektur und Lebensraum“. Der Begriff „Lebensraum“ umfasst bereits per se – auch wenn negativ konnotiert – am treffendsten das ganze Rundherum, das wir nicht außen vor lassen möchten.

Verfasser / in:

Hanna Geisswinkler

Datum:

Thu 23/01/2014

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Das Interview mit dem GAT-Team wurde erstmals in der Fachzeitschrift
Architektur & Bau FORUM (Ausgabe 12/13) in der Rubrik "Architekturvermittlung"  veröffentlicht.

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