14/10/2013

Die “SB13 Graz” ist eine Konferenz im Rahmen der internationalen Konferenzen zum Thema Nachhaltiges Bauen, die vor mehr als zehn Jahren vom "International Council for Research and Innovation in Building and Construction" (CIB) und der "International Initiative for a Sustainable Built Environment" (iiSBE) gestartet wurde. Diese Konferenzserie wird mittlerweile auch von der "Sustainable Building and Climate Initiative" (SBCI) der "United Nations Envirnment Programme" (UNEP) und der "International Federation of Consulting Engineers" (FIDIC) getragen. Die Konferenzreihe  findet im Intervall von drei Jahren statt.

14/10/2013

SB13 Graz

SB13 Graz

Blue Buildings, Green Products und Smart Cities weisen den Weg in die Zukunft

Der in anderen Lebensbereichen oft überstrapazierte und mitunter inhaltsleer gewordene Begriff „Nachhaltigkeit“ stand als handfestes Anliegen im Mittelpunkt einer internationalen Konferenz an der Technischen Universität Graz. Die „SB13 Graz“ (Sustainable Building Conference 2013, 25. bis 28. Sept.) bildet eine Station der Konferenzreihe zum Thema Nachhaltiges Bauen, die vom International Council of Research and Innovation in Building and Construction (CIB) und der International Initiative for a Sustainable Built Environment (iiSBE) vor mehr als zehn Jahren gestartet wurde. Das hauptsächliche Anliegen dieses Symposiums im Megaformat mit weit über 100 Fachvorträgen war es, einen substanziellen Beitrag zum Bereich des Nachhaltigen Bauens in Mitteleuropa zu leisten.

Als Veranstalter der „SB13 Graz“ firmierte das Institut für Materialprüfung und Baustofftechnologie der TU Graz in Zusammenarbeit mit AEE-INTEC – Institut für Nachhaltige Technologien in Gleisdorf. Die weltumspannende Serie SB13 wurde diesmal gemeinsam mit der seit Jahren in der Steiermark (Weiz, Graz) etablierten ökosan-Tagung abgehalten. In enger Kooperation der beiden Veranstaltungen wurden für ein breit gefächertes Publikum interessante Schwerpunkte auf dem Gebiet der energieeffizienten und nachhaltigen Sanierung und Renovierung gesetzt. Geboten wurden den TeilnehmerInnen zahlreiche Vorträge mit praktischen Beispielen aus den Bereichen der Projektentwicklung, Planung, Ausführung und Sanierung von Gebäuden; ebenso aber auch wissenschaftliche Beiträge über nachhaltige Gebäude, umweltfreundliche Produkte sowie nachhaltige Sanierung und Stadtentwicklung.

Die Bau- und Städteplanung der Zukunft steht zweifellos vor riesigen Herausforderungen: einerseits verschlingt der Bereich Gebäude, ihre Errichtung, deren Heizung bzw. Kühlung sowie die dazu erforderliche Haustechnik rund 40 Prozent des weltweiten Energieverbrauchs und verursacht damit entsprechend hohe klimaschädliche Emissionen, andererseits eröffnen technologische Innovationen und Materialien sowie alternative Energien ungeahnte Möglichkeiten für emissionsarme, nachhaltige und zugleich komfortable Gebäudenutzung der Zukunft. Die Veranstaltung bot damit ein einzigartiges Forum für den aktuellen Stand der Forschung auf dem Gebiet nachhaltiger Gebäudenutzung, Berichte über die Umsetzungen von konkreten Projekten sowie die Möglichkeit zur fachlichen Diskussion.

Die vier zentralen Bereiche der Konferenz bildeten Vorträge zu den Themenblöcken „Blue Buildings“ (Nachhaltige Gebäude), „Green Products“ (Umweltfreundliche Produkte) und „Smart Cities“, sowie weiters zu dem Schwerpunkt „Retrofitting“ (Sanierung).
Die letzte Themengruppe ist der im Rahmen der SB 13 eingebetteten „ökosan“-Konferenz zuzuordnen. Ihr Fokus liegt auf dem Gebiet der hochwertigen thermisch-energetischen Sanierung von großvolumigen Gebäuden, wobei sich die Perspektive in diesem Jahr auf die nachhaltige Nutzung von Nicht-Wohngebäuden richtete. Das Thema „hochwertige Sanierung“ ist heute aktueller denn je zuvor, denn der vorhandene historische Gebäudebestand in Mitteleuropa nimmt gegenüber Neubauten den Löwenanteil ein, die Sanierung von Gebäuden auf modernen, emissionsarmen Standard bekommt daher einen immer wichtigeren Stellenwert.

Aus dem reichhaltigen Programm seien daher an dieser Stelle zwei durchgängige Themenstränge paradigmatisch hervorgehoben: Eine zunehmende Aufmerksamkeit erhält das Lifecycle-Management von Gebäuden, das nicht nur die energetische Gesamtbilanz eines Gebäudes, sondern auch sinnvolle Nachnutzungskonzepte mit entsprechenden zeitgemäßen Adaptierungen der technischen Systeme ins Auge fasst. Die Lebenszyklusperspektiven bei der ökologisch hochwertigen Sanierung bildeten das verbindende Element der ökosan-Schiene, in welcher verschiedene europäische Projekte detailliert und mit konkretem Zahlenmaterial untermauert vorgestellt wurden.
Das Keynote-Referat zu diesem Thema lieferte DI Werner Nussmüller über die Rolle des Architekten bei energetischen Umbauten und Renovierungen provozierend unter dem Motto: „Braucht es dafür überhaupt einen Architekten?“ Die Antwort lautet natürlich „ja“, denn es geht ja nicht nur um stumpfsinniges Anbringen von Dämmplatten und Einheitsfassaden, sondern um Gestaltung von Gebäuden mittels Farben, Glas und Licht; auch braucht moderne Haustechnik heute nicht mehr schamhaft versteckt werden, sondern kann sich auch stolz dem öffentlichen Blick zeigen. Dabei kommen inzwischen vermehrt vorgefertigte Fassaden und Innenausbauelemente zum Einsatz, um die Bauphasen zu beschleunigen, zu optimieren und Kosten niedrig zu halten, auch wenn im Sinne der Wohnqualität qualitätvolle Materialien Verwendung finden, wie bei der von Nussmüllers Team geplanten Wohn- und Bürohausanlage in Reininghaus Süd. In den Einzelreferaten zu diesem Themenblock kamen einzelne Aspekte, die bei den unterschiedlichsten Sanierungsprojekten berücksichtigt werden müssen, so u.a. der schonungsvolle Umgang mit alter Substanz, langfristige Wartungs- und Energiekostenrechnungen sowie die Verwendung traditioneller Materialien versus modernen Bauteilen, etwa in der Fenstertechnik.

In einem größeren Planungsrahmen bewegt sich das Konzept der Smart Cities, das einen weiteren eigenen Schwerpunkt der Konferenz bildete. Dabei geht es um die Konzeption ganzer Stadtteile, die in den ständig wachsenden Städten durch Minimierung des Energie- und Ressourcenverbrauchs mit Hilfe intelligenter Systeme den Impact urbaner Räume auf Umwelt und Klima möglichst gering halten sollen. Ansätze und Beispiele lieferten die ReferentInnen nicht nur für die großen Metropolen der USA, Chinas und Westeuropa, sondern auch für mittlere Städte in Norwegen, der Schweiz oder eben Graz mit dem Plus Energie-Vorzeigeprojekt Reininghausgründe in Österreich.

Parallel zu den vier Vortragspanels fanden im Rahmen der SB13 Graz themenspezifische Workshops statt, z. B. zur Umsetzung der Gesamtstrategie für Nachhaltigkeit im Gebäudebereich und ein Smart Cities Workshop zum Thema kommunale Strategien mit den Städten Graz und Zürich. Den Abschluss der Veranstaltung bildete am Samstag eine Exkursion zu energetisch hochwertig sanierten Gebäuden in der Steiermark: Die Tour führte zum optisch ansprechenden Niedrigenergie-Wohnbauprojekt in historischen Fassaden Zanklhof in Graz-Gösting, dem Stadtentwicklungsgebiet Reininghaus Süd mit dem Smart Cities-Pilotprojekt „Plus Energie Netzwerk“ sowie zu der mittels Fertigteilelementen Energie sparend sanierten Wohnanlage in Kapfenberg (Nussmüller Architekten).

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