04/09/2020

steirischer herbst 2020

24.09. – 18.10.20
20

Das Festival reagiert auf die Ängste und Unsicherheiten der heutigen Zeit und erfindet sich mit Paranoia TV neu als Medienkonzern.

Der steirische herbst gab am 31.08.2020 das vollständige Programm für die 53. Festivalausgabe bekannt. Eine Kalenderübersicht und detaillierte Informationen zu allen Veranstaltungen von Paranoia TV sind nun unter dem Link > paranoia-tv abrufbar. Die nächsten beiden Wochen gelten als Test- und Feedbackphase für die interaktive Website, die benutzeroptimierte App ist ab 24.09.2020 im Apple App Store und auf Google Play verfügbar.

Festiavalzentrale 2020:
Paranoia-TV-Zentrale
Herrengasse 26, 8010 Graz

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04/09/2020
©: steirischer herbst

Paranoia TV Zentrale, Herrengasse 26, 8010 Graz

©: steirischer herbst

„Wir sind dieses Jahr überall, und manchmal nicht dort, wo man uns erwartet“, schreibt Intendantin und Chefkuratorin Ekaterina Degot in der Paranoia TV-Programmzeitschrift. Der analoge Wegweiser durch den heurigen steirischen herbst ist ab Mitte September in der Paranoia-TV-Zentrale erhältlich. Mit einer Auflage von 390.000 Stück wird er außerdem der Kleinen Zeitung, den Salzburger Nachrichten, dem Standard und dem Falter unmittelbar vor der Festivaleröffnung österreichweit beigelegt. Einen Überblick über die größtenteils kostenfreien Veranstaltungen und facettenreichen Formate gibt es aber schon jetzt auf der von Paranoia TV gekaperten Website des steirischen herbst und unter dem Link > paranoia-tv.
   Ganz im Sinne der Grundfesten des steirischen herbst stehen auch 2020 Auftragsarbeiten im Mittelpunkt. Aus aktuellem Anlass hat sich das kuratorische Team für eine breit gefächterte Auswahl an Formaten entschieden, um den Zugang zu Kunst auch in einer Zeit der sozialen Distanzierung und der prekären Beschäftigung sicher sowie größtenteils kostenfrei zu ermöglichen. „Wir haben die KünstlerInnen darum gebeten, Arbeiten zu entwickeln, die sowohl in einer Zeit des Lockdowns, als auch in einer wie auch immer gearteten ‚Normalität‘, als auch dazwischen funktionieren können“, sagt Ekaterina Degot über das heurige Programm. Der Festivalkalender enthält neben Interventionen, Performances, Screenings und Talks an Schauplätzen in Graz und Umgebung auch ein reichhaltiges Online-Angebot. Dazu gehören Premieren von Filmen und Serien, die speziell für Paranoia TV produziert wurden, ebenso wie Diskussionsrunden, Hörspiele, Onlinespiele und sogenannte Give-aways, also künstlerische Arbeiten zum Mitnehmen. Das Festival wird so auch zu einem Experiment, wie Kunst abseits gewohnter Pfade und Kontexte Menschen erreichen kann.

Programmüberblick – Vor Ort in Graz
Der steirische herbst ’20 startet am Donnerstag, dem 24.9., wie jedes Jahr mit der Eröffnungsrede von Intendantin und Chefkuratorin Ekaterina Degot, dieses Mal auf dem Balkon des Orpheums. Aufgrund der aktuell geltenden Bestimmungen für Veranstalter ist die Anzahl von BesucherInnen auf dem Orpheumvorplatz stark begrenzt und nur nach vorheriger Registrierung möglich. Um trotz Kontaktbeschränkungen vielen ZuschauerInnen die Möglichkeit zu geben, diese Rede zu erleben, wird sie zusätzlich in einer noch nie dagewesenen, groß angelegten Aktion auf 99 Bildschirmen in Schaufenstern der Grazer Innenstadt übertragen. Dank der Unterstützung der Grazer Einzelhändler wird gleichzeitig, um 17:00, die Eröffnungsrede untertitelt durch die Innenstadt flimmern und so den Weg zu den PassantInnen finden. Im Anschluss läutet Janez Janšas Verschmelzung von Hörspiel und Performance den steirischen herbst ’20 ein. BesucherInnen werden dabei von Taxis auf eine tatsächliche und eine fiktive Reise mitgenommen. Auf einer speziellen Radiofrequenz führen zwei Kommentatoren durch das Finale der für 2020 geplanten und dann Corona-bedingt auf 2021 verschobenen Fußball-EM. In Janšas Endspiel trifft Deutschland auf Schweden, während das abendliche Graz vor den Taxifenstern vorbeifliegt – mit ungewissem Ausgang. Es geht um ausgeklügelte Spielzüge, Fangesänge, Einblicke in die Abgründe des kalkulierten Fußballmarkts, Reflexionen über das aktuelle politische Weltgeschehen und schließlich auch um das utopische und emanzipatorische Potenzial der Krise.
   Weitere künstlerische Arbeiten in Graz, die ab 25.9.20 für BesucherInnen zugänglich sind, umfassen Akinbode Akinbiyis Installation Photoautomat am Eisernen Tor, die dazu einlädt, Passfotos von sich zu machen. Doch der Automat spuckt andere Bilder aus: Sie zeigen Berlin während des Lockdowns – als unheimliche, sozial distanzierte Stadt von universeller Einsamkeit. Am Burgring erweckt die Installation Dictionary of Imaginary Places von Vadim Fishkin zwei Straßenlaternen zum Leben. Sie flüstern sich Namen von geheimnisvollen, weit entfernten Städten und Ländern aus der Welt der Literatur zu, Orte, nach denen man sich sehnt in einer Zeit, in der das Reisen nur noch schwer möglich ist. Eine weitere Besonderheit ist Roee Rosens Malbuch für Erwachsene mit dem Titel Lucy Ist Krank, das über die Festivaldauer in Kooperation mit dem Landeskrankenhaus Universitätsklinikum Graz an stationäre PatientInnen und Personal geschenkt wird. Darin reflektiert Rosen über Entdeckungslust und Krankheit und kehrt in witzig-melancholischen Zeichnungen und Texten zurück an den Anfang seiner Laufbahn als Künstler. Für die deutsche Übersetzung konnte Thomas Melle gewonnen werden.
   Die Kunst findet auch im Falle von Joanna Piotrowskas Zeitung ihren Weg auf ungewöhnliche Weise zu den LeserInnen. In Kooperation mit dem nachhaltigen Lieferservice velofood transportieren zahlreiche lokale Restaurants mit jeder Bestellung die eigens entstandene künstlerische Arbeit direkt an Grazer Haushalte. Und wessen Hunger auf Kunst noch immer nicht gestillt ist, kann beim nächsten Einkauf in den Spar-Filialen in der Sackstraße und am Hauptbahnhof der Klanginstallation A Convention of Tiny Movements des Turner-Preisträgers Lawrence Abu Hamdan lauschen. Mit wissenschaftlichen Methoden des Massachusetts Institute of Technology messen dort Taschentücher, KitKat-Verpackungen und Kartoffelchips Objektschwingungen, die von der menschlichen Stimme erzeugt werden, und berichten so aus einer nicht allzu fernen Zukunft, in der Alltagsgegenstände und Oberflächen als Überwachungsgeräte fungieren.
 
Online-Content
Über den gesamten Festivalzeitraum finden außerdem regelmäßig Premieren von KünstlerInnenfilmen auf paranoia-tv, in der Paranoia-TV-App und in der Paranoia-TV-Zentrale statt. Ab 24.9. ist etwa Ahmet Öğüts essayistische Dokumentation Artworks Made at Home zu sehen. Josef Dabernig nimmt ab 25.9. ZuschauerInnen mit auf eine analoge Fahrt ins Tal des Unheimlichen. Die trügerisch unscheinbare Handlung seines neuen Kurzfilms All the Stops entfaltet sich auf den Landstraßen Österreichs zu einer gänzlich verwunschenen Welt mit akribisch getakteten Kameraeinstellungen und Einfallswinkeln. Clemens von Wedemeyers Emergency Drill Revisited, Dani Gals Three Works for Piano, Pauline Curnier Jardins Langsame Leidenschaften sowie Night Herons von Joanna Rajkowska und Robert Yerachmiel Sniderman feiern während des Festivals ebenfalls ihre Uraufführung.
   Zu den speziell für Paranoia TV produzierten Serien zählt unter anderem Ingo Niermanns explosive neue Satire Deutsch Süd-Ost. Gelesen von Mavie Hörbiger, persifliert Niermanns Text in 25 Episoden die Identitäre Bewegung, die Reichsbürger, die sich in ihre Enklaven zurückziehen, die Ex-Linken und „Neuen Rechten“, die auf dem Land nach Blut und Boden suchen, aber auch die allgemeine Empörung der weißen, patriarchalischen Mittelschicht, wenn sie sich in ihrer Alleinherrschaft bedroht fühlt. Am Eröffnungswochenende findet ein Public Viewing der gesamten Serie in der Paranoia-TV-Zentrale statt, online werden täglich neue Episoden veröffentlicht. Auch die subversive Seifenoper Soap von Tamar Guimarães (mit Luisa Cavanagh und Alejandro Millán Pastori) feiert während des Festivals auf Paranoia TV Premiere. Und in Das Ende vom Lied macht sich Christian von Borries zusammen mit dem berühmten Pianisten Jonathan Aner auf eine politische Spurensuche durch die Geschichte der Kammermusik.
   Das textbasierte Onlinespiel Year 01 von Alexandra Pirici & Jonas Lund erzählt von einer geheimnisvollen Erschöpfungskrankheit, die die Welt zum Stillstand bringt – mit choreografischen Qualitäten und ethischen Herausforderungen. Mit PRAAB lernt man, wie man wieder ins Büro geht, um sich zu verlieben. Chrystèle Nicots und Antoine Alesandrinis Onlinespiel hinterfragt ab 30.9. sowohl die alte Office- wie auch die neue Online-Tutorial-Kultur. In Screen-Talk.com 1.9 konkurrieren hingegen zwei egozentrische Ärzte um das Heilmittel für eine geheimnisvolle Pandemie. Neïl Beloufa & Bad Manner’s entwickeln eine bissige Satire auf medizinische (Pseudo-) Wissenschaft im neoliberalen Informationszeitalter, welche teils als Spiel, teils als Miniserie zu verstehen ist.
   Paranoia ist ein zentrales Thema im Hörspiel von Susanne Sachsse, Marc Siegel und Xiu Xiu. YOU’RE SO PARANOID, YOU PROBABLY THINK THIS RADIO SHOW IS ABOUT YOU versteht sich als musikalischer Unterhaltungsrundfunkdienst, der hinterfragt, was mit dem Körper in einem Augenblick der intensivierten gesellschaftlichen und staatlichen Kontrolle passiert. In Sprechchören und Sprachkollisionen liefert ihre Arbeit eine Antwort zwischen Paranoia, Poesie und Theorie.
   Eine breite Kooperation mit Ö1 bringt das Programm von Paranoia TV auch ins Radio. Im Spannungsfeld zwischen persönlicher Erfahrung und künstlerisch-erzählerischer Reflexion fragt der 17-teilige Podcast Who’s Afraid of … nach den Verwundbarkeiten von KünstlerInnen und AutorInnen und deren Verhältnis zu diversen Bedrohungsszenarien. Außerdem ist am 18.10. der Kunstsonntag auf Ö1 inhaltlich dem steirischen herbst ’20 gewidmet.

Diskursives Programm
In „Ideen“, dem Diskussionsformat von Paranoia TV, debattieren PhilosophInnen, KünstlerInnen, DenkerInnen und SpezialistInnen über die aktuelle Weltlage, Paranoia und das Virus. Eine Mischung aus livegestreamten Diskussionsrunden, voraufgezeichneten Gesprächen und Talks in der Paranoia-TV-Zentrale versprechen spannende Stunden mit hochkarätigen Gästen wie Franco „Bifo“ Berardi, Bill Fontana, Bobby Gillespie, Heimo Halbrainer, Herwig G. Höller, Srećko Horvat, Eva Illouz,Adam Kleinman, Stephanie Krisper, Achille Mbembe, Robert Pfaller, Milo Rau, Drehli Robnik, Johann Skocek, Hito Steyerl, Natascha Strobl, Ece Temelkuran, Mark Terkessidis, Yanis Varoufakis, Martin Wabl und Mark Waschke.

Konferenz
Unter dem Titel Utopie. Konferenz für praktische Kritik wird vom 09.–11.10. im Forum Stadtpark utopisches Denken zum Thema der Auseinandersetzung gemacht. In Workshop-, Vortrags- und Onlineformaten diskutieren ReferentInnen und BesucherInnen unter anderem über Alternativen zum aktuellen Verhältnis zwischen Mensch und Tier sowie über antirassistische, feministische, ökonomische und demokratische Utopien. Zu den Mitwirkenden zählen der AK.Unbehagen, Fahim Amir, Antonia Biberger, Silvia Federici, das kollektiv, Antonia Manhartsberger, Alexander Neupert-Doppler und Jonas Schändlinger. Nika Dubrovsky & David Graeber stellen sich im Zusammenhang der Konferenz die Frage „Wie sieht die ideale Pflege aus?“. Ein Webinar entwirft gemeinsam eine utopische Care Unit, deren Strukturen und Protokolle in einer Kreidezeichnung vor der Medizinischen Universität Graz live visualisiert werden.

Festivals im Festival
Heuer beheimatet der steirische herbst gleich drei Festivals im Festival. So arbeitet der steirische herbst das zweite Jahr infolge mit der Murauer Initiative STUBENrein zusammen. Vom 5.9.–19.9. finden unter dem Thema #breakthecircle / Systeme neu denken in den vierzehn Gemeinden des Bezirks Murau prozessorientierte Projekte in Reaktion auf die Corona-Krise statt.
    Out of Joint ist das neue Literaturfestival im steirischen herbst, das vom 6.10.–9.10. zum ersten Mal stattfindet und eine dreijährige Partnerschaft mit dem Literaturhaus Graz einläutet. Der aus Hamlet entlehnte Titel der Reihe stand bereits Ende vorigen Jahres fest. In der gegenwärtigen Situation erhält er eine neue Bedeutung. Der Eröffnungsvortrag wird vom Grazer Autor Clemens J. Setz gehalten, und Teile des Programms werden auch als Livestream auf Paranoia TV übertragen. Weitere Mitwirkende sind Martin Brachvogel, Tanja Busse, Jonathan Coe, Tomer Gardi, Lisz Hirn, Klaus Kastberger, Konrad Paul Liessmann, Robert Pfaller, Das Planetenparty Prinzip, Monika Rinck, Kathrin Röggla, Judith Schalansky, Eva Schulev-Steindl, Franz Solar, Martin Sprenger, Daniela Strigl, Tessa Szyszkowitz, Margarethe Tiesel, Cécile Wajsbrot und Rudi Widerhofer.
   Das diesjährige musikprotokoll steht unter dem Motto Hidden Sounds und bietet vom 7.10.–11.10. zahlreiche Live-Konzerte, Klanginstallationen, Hörspaziergänge, Musiktheater und Projekte, die für das Internet und Ö1 konzipiert wurden. Vorgenommen und interpretiert werden die Hör- und Klangerkundungen vom RSO Wien, Spitzenensembles zeitgenössischer Musik sowie MusikerInnen von SHAPE, dem EU-Festivalnetzwerk für innovative Musik und audiovisuelle Kunst.

Parallelprogramm
Wie jedes Jahr wird das Programm des steirischen herbst von lokalen Institutionen und Partnern flankiert und in ein reichhaltiges Parallelprogramm eingebettet. Der Rundgang am 26.9. bietet eine hervorragende Möglichkeit, große Teile des Parallelprogramms zu erleben. Neben der Installation Privater EU-Grenzzaun von Catrin Bolt in Zusammenarbeit mit dem Institut für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark bieten zahlreiche Ausstellungen einen Überblick über die vielfältige Grazer Kunstszene. Dazu zählen etwa Im Bild (Sein) im Forum Stadtpark, Image Wars. Macht der Bilder und Gerlind Zeilner. Cowgirls im Künstlerhaus, Halle für Kunst & Medien, CYBORG SYNTHESIS im esc medien kunst labor, Domestic Optimism. Scene One: Modernism – A Lesbian Love Story im Grazer Kunstverein, Bill Fontana. Sonic Projections und Bill Fontana. Primal Energies im Kunsthaus Graz, PER TINA von Ryts Monet in der QL-Galerie, In der Schwebe. Eine gewisse – wenn auch ungewollte – Akrobatik im < rotor > Zentrum für zeitgenössische Kunst und Wohnen bei Benjamin und Brecht. MitbewohnerIn auf Zeit gesucht ab 1.11.2020, in Altbauwohnung um 1900, teilmöbliert im kunstraum_8020.
 
Paranoia TV-App
Vielleicht das komfortabelste Tool, um in das Universum des Medienkonglomerats Paranoia TV einzutauchen, ist die Paranoia TV-App, die ab dem 24.9.20 zum kostenlosen Download für iOS und Android verfügbar ist. Sie beheimatet die gesamte Festivallaufzeit über das Programm von Paranoia TV. Dazu ist die App in drei Ansichten unterteilt. Die erste ist ein Feed mit einer chronologischen Anordnung der veröffentlichten Inhalte, der mehrmals am Tag aktualisiert wird. Die zweite ist eine Übersicht des vollständigen Programms von Paranoia TV, in Kategorien unterteilt. Die dritte ist ein Kalender für den Zeitraum 24.9.–18.10., der sowohl Online-Veranstaltungen als auch Veranstaltungen in Graz und der Steiermark anzeigt. Die drei Ansichten geben auch Auskunft über die Veranstaltungen des Büro der Offenen Fragen, dem Bildungs- und Kunstvermittlungsteam des steirischen herbst, des Parallelprogramms sowie der Festivals im Festival musikprotokoll, STUBENrein und Out of Joint. Mehr Informationen zu jeder dieser Sparten finden Sie über das App-Menü.
   Kurzfristige Programmaktualisierungen, Last-Minute-Ereignisse und Informationen zu speziellen Screenings online oder vor Ort werden, wenn gewünscht, über Push-Benachrichtigungen versandt und scheinen so direkt auf dem Smartphone auf. Neue Inhalte werden täglich um Mitternacht (Grazer Zeit) hochgeladen. Im Laufe des Tages gibt es mehrere Aktualisierungen und Live-Veranstaltungen im Feed. Filme und Videos stehen (mit wenigen Ausnahmen) bis 1. November in der App zur Verfügung und können mit Lesezeichen versehen werden, um sie im eigenen Tempo anzusehen. 
 
Die Paranoia TV Zentrale
Tickets für einzelne Performances vor Ort in Graz sind ab 16.9. in der Paranoia-TV-Zentrale (Herrengasse 26, 8010 Graz) und ab sofort online im Webshop unter dem Link > paranoia-tv erhältlich. Die Zentrale ist aber nicht nur ein Ort der schnellen Transaktion – sei es im Ticketverkauf oder im BesucherInnenservice –, sondern ist auch ein Ort der Kunst und des Diskurses.
   Eine digitale Reinkarnation von Sigmund Freud lädt zu einer interaktiven „Therapiesitzung“ der anderen Art. Während der Festivallaufzeit können BesucherInnen mit ihren Sorgen und Ängsten an den Deepfake-Avatar des Paranoia-Experten herantreten und brennende Fragen stellen – und dank künstlicher Intelligenz und „machine learning“ auch Antworten erhalten.
   Im Untergeschoß werden ab 24.9. eigens für Paranoia TV produzierte KünstlerInnenfilme projiziert. Der 1. Stock bietet ab dem 16.9. ein hauseigenes Café, geführt von Gatto Lupo, sowie einen Bereich für KünstlerInnengespräche, in dem auch die Möglichkeit besteht, Online-Events nach Anmeldung vor Ort zu verfolgen. Die Installation Cuddle Porn des Moskauer Künstlers Igor Samolet und die kartografischen Kunstwerke der Kollektive Gelatin und studio ASYNCHROME befinden sich ebenfalls dort. Ein eigenes Exemplar dieser Fantasietopografien erhält man auch in der nahe gelegenen Buchhandlung Moser.
   Die Zentrale beheimatet außerdem das Büro der Offenen Fragen, das Bildungs- und Kunstvermittlungsteam des steirischen herbst. Alle, die sich über Fragen und Diskussionen mit Paranoia TV auseinandersetzen wollen, sind eingeladen, an den Veranstaltungen online und vor Ort teilzunehmen. Wie auch in den letzten Jahren ist das Büro der Offenen Fragen darauf ausgerichtet, in einem offenen Dialog diverse Eindrücke und Meinungen der BesucherInnen zu sammeln, Diskussionen anzuregen und neue Zugänge und Perspektiven zu den künstlerischen Positionen zu eröffnen. Die Vermittlungsangebote reichen heuer von DIY-Workshops und Watchpartys bis hin zu Zoom-Konferenzen und interaktiven Touren.
   Eine Übersicht aller Veranstaltungen in der Paranoia-TV-Zentrale findet sich im Kalender auf paranoia-tv, kurzfristige Änderungen sind möglich.

Teilnehmende KünstlerInnen und Kollektive
Lawrence Abu Hamdan, Akinbode Akinbiyi, Neïl Beloufa & Bad Manner’s, Christian von Borries & Jonathan Aner, Sergey Bratkov, Alexander Chernyshkov, Pauline Curnier Jardin, Josef Dabernig, Nika Dubrovsky & David Graeber, Vadim Fishkin, Dani Gal, Thomas Geiger, Gelatin, Tamar Guimarães in Zusammenarbeit mit Luisa Cavanagh und Rusi Millán Pastori, Rana Hamadeh, Janez Janša, Maika Knoblich & Hendrik Quast, Lina Majdalanie & Rabih Mroué, monochrom, Chrystèle Nicot & Antoine Alesandrini, Ingo Niermann, Lulu Obermayer, Ahmet Öğüt, Diederik Peeters, Joanna Piotrowska, Alexandra Pirici & Jonas Lund, Judy Radul, Joanna Rajkowska und Robert Yerachmiel Sniderman, Roee Rosen, Susanne Sachsse / Marc Siegel / Xiu Xiu (Jamie Stewart), Igor Samolet, Liv Schulman, John Smith, studio ASYNCHROME, Theater im Bahnhof, Sung Tieu, Clemens von Wedemeyer und Anna Witt

Teilnehmende am Diskussionsprogramm Ideen
Franco „Bifo“ Berardi, Bill Fontana, Bobby Gillespie, Heimo Halbrainer, Srećko Horvat,  Herwig G. Höller, Eva Illouz, Adam Kleinman, Stephanie Krisper, Achille Mbembe, Robert Pfaller, Milo Rau, Drehli Robnik, Johann Skocek, Hito Steyerl, Natascha Strobl, Ece Temelkuran, Mark Terkessidis, Yanis Varoufakis, Martin Wabl und Mark Waschke

Paranoia TV Design: Grupa Ee

Kuratorisches Team
Mirela Baciak, Ekaterina Degot (Intendantin und Chefkuratorin), Henriette Gallus, Dominik Müller, Christoph Platz, David Riff

Terminempfehlungen

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