28/08/2015

Soziale Mischung in der Stadt.
Case Studies – Wohnungspolitik in Europa – historische Analyse.

Herausgeber
Tilman Harlander, Gerd Kuhn, Wüstenrot Stiftung.

Kraemerverlag Stuttgart, 2012

440 Seiten,
 zahlreiche Abbildungen, Pläne und Zeichnungen,
 22,5 x 27 cm
, Hardcover,
 EUR 29,50,
ISBN 978-3-7828-1539-0

28/08/2015

Soziale Mischung in der Stadt. Case Studies – Wohnungspolitik in Europa – historische Analyse.
Buchcover, Kraemerverlag Stuttgart, 2012

Stadt ist der Ort wo Fremde wohnen
Siebel, Walter. Die Stadt und die Fremden.
In Brech/Vanhué, Migration – Stadt im Wandel, 1997,34


Die "richtige“ soziale Mischung, nur eine urbanistische Schimäre?

Das Idealbild der europäischen Stadt ist bedroht! Globalisierung, neoliberale Wirtschaftspolitik, Zuwanderungs- und Binnenwanderungsdruck treffen auf verfehlte / versäumte Wohnbaupolitik und gefährden die soziale Mischung der europäischen Städte.
Schlagworte, die Tilman Harlander und Gerd Kuhn in einem umfangreichen Buch hinterfragen. Sie zeigen gemeinsam mit internationalen Experten an Hand zahlreicher Beispiele die städtebaulichen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte und die damit einhergehende Bedrohung des sozialen Friedens auf.

Die europäische Tradition des Sozial- und Wohlfahrtsstaates war lange Zeit ein Garant für sozialen Ausgleich und gegen extreme Segregation. Jetzt, am Anfang des 21. Jahrhunderts, gilt es komplexe Flüchtlings- und Migrationströme aber auch wirtschaftlich bedingte Binnenwanderung zu bewältigen. Die soziale Kluft zwischen Arm und Reich vergrößert sich, die Disparitäten und sozialräumlichen Polarisierungstendenzen müssen im großen Maßstab auf Länderebene, aber auch kleinräumlich in den Städten ausgeglichen werden.

Welche große Sprengkraft im Auseinanderdriften von Arm und Reich liegen kann, zeigen außereuropäische Beispiele. Die Vervielfachung illegaler Selbsthilfesiedlungen und deren Gegenpol, die Gated Communities, führen uns die zunehmende soziale Segregation und Verunsicherung vor Augen.

Aber auch das harmonische Bild europäischer Städte hat in den letzten Jahrzehnten tiefe Kratzer abbekommen. Man denke an die Ausschreitungen in den Pariser Banlieus, die Rassenkämpfe zwischen asiatischen und britischen Jugendlichen in den englischen Städten und an brennende Autos in Berlin. Das Bedürfnis nach Sicherheit in geschlossenen Siedlungsformen steigt und wird zudem von internationalen Investoren in Form homogener Lifestyle-Communities angeboten. Als Reaktion hat die Europäische Union die soziale Kohäsion, also den wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhalt in den europäischen Städten bereits Ende des 20. Jahrhunderts zu einem ihrer Kernthemen gemacht.

Im letzten Abschnitt gehen die Autoren auf die Situation in Deutschland ein. Seit 2002 bekennt sich Deutschland zu seinem Status als Einwanderungsland. Segregation und fehlender Integrationswille haben zu einer heftigen sozialwissenschaftlichen Richtungsdiskussion seit Ende des letzten Jahrhunderts geführt. Einerseits erkennt man die positiven Seiten einer monoethnischen Segregation mit informellen Netzwerken als Sprungbrett zur späteren Integration, fürchtet aber andererseits das Entstehen einer undurchlässigen Parallelgesellschaft, die bewusst kulturelle Differenzen verfestigt.

Dieses Buch bietet einen spannenden und notwendigen Anstoß, die Zeichen der Zeit nicht zu verdrängen.
Wir erleben zur Zeit eine der stärksten Flüchtlingswellen der 2. Republik und viele Menschen aus fremden Kulturen hoffen bei uns Zuflucht zu finden Werden sie auch in unserer Gesellschaft eine Heimat finden?

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