28/02/2010
28/02/2010

Notation des Rhythmus „Schagaga“ von Josef Klammer (Foto: wm)

Front row left to right: Harry A. Longabaugh, alias the Sundance Kid, Ben Kilpatrick, alias the Tall Texan, Robert Leroy Parker, alias Butch Cassidy. Standing: Will Carver, alias News Carver and Harvey Logan, alias Kid Curry; Fort Worth, Texas, 1901. (Fotodatei gemeinfrei)

Wenzel Mraček
STATT DER ENGEL – Eine Parallaxe

Zweiter Teil

...
Wie ein Deus ex machina fuhr der seinerseits hochgepriesene und vermittels seiner algorithmischen Architektur gleichwohl internationalen Rufes sich erfreuende Professor Fred Wolfdrucker dazwischen, während D’Aimonić vorgab, sich zu schnäuzen, wirklich aber im Wegdrehen seine tränenden Augen mit dem Sacktuch wischte –
- Welchen Stuß (s.o.) dieser Bankert eines Rudi Steiner
sich erlaube,
- in der Architekturhauptstadt …!
er hatte damals sicher nicht
- in der derzeitigen Architekturhauptstadt …!
gesagt, vielleicht hatte er geschrieen
- im Think Tank der Grazer Schule …!
jedenfalls etwas, das in Rückschau dem monierten Stuss nicht wirklich Beeindruckendes entgegenhielt,
- als Beispiele zur zeitgenössischen Architektur …?
So ein Rachit!

und so weiter.
Roten Auges wachelte D’Aimonić mit seinem Sacktuch, Wolfdrucker möge sich doch beruhigen,
- Es ist doch gleich vorbei, wir werden das im Braunschaum bei einem Absolut besprechen!
Gar nichts sei vorbei, schrie Wolfdrucker und ihm
- aus den Augen!
in Richtung des Belgiers.
Der hatte sich inzwischen wirklich ins Winkerl begeben, stand schreckensgebeugt mit dem verlängerten Rücken zur Wand, während Vollny versuchte, in einer höflichen Übersetzung den Belgier nicht alles, was Wolfdrucker da geschrieen hatte, wissen zu lassen.
Die anthroposophische Lehre verbindet etliche Elemente des Platonismus, der Gnosis, der Mystik und des philosophischen Idealismus sowie verschiedener indischer Lehren. Inbegriffen glauben Anthroposophen an Engel, Teufel und Dämonen.
Aus seinem Winkel – und unter Einfluss, auch hier, der Parallaxe – wies der Belgier mit zitterndem, dürrem Finger auf Wolfdrucker und murmelte etwas Apotropäisches auf Französisch.
Vollny, zu Wolfdrucker gewandt, übersetzte leise:
- Er sagt, – Sie seien der Inkubus!
Es war augenblicklich still im Hörsaal.
- Verflucht noch Eins!
Wolfdrucker musste nicht mehr schreien,
- Was bin ich, sagt er? Fragen Sie ihn noch mal, Frau Vollny!
Erneut sprach der Belgier mit dünner Stimme und Zeigefinger und er führte offenbar genauer aus. Vollny wieder zu Wolfdrucker, ganz leise, aber jeder konnte es hören.
- Er sagt,

Atempause,

- Sie sind der Teufel und alle Engel haben den Raum verlassen.

(Ende des ersten Teils, http://www.gat.st/pages/de/nachrichten/4157.htm)

- It may be the devil or it may be the LOrd,
sang der Schotte wieder hinter meinem Rücken,
- But you gonna have to serve somebody …
- Halt’s z’samm, Lester, Überflüssiger! – Hat er das wirklich gesagt?
fragte Artin Rammer bei ein Kilo neunzig, jetzt weg vom Gaspedal, um nicht versehentlich in Richtung Venedig einzubiegen und vorbei am unsichtbaren Festungsstern Palmanova.
- So wahr ich hier sitze – bestätigte Vollny – zumindest habe ich es so in Erinnerung. Aber ich habe noch eine Geschichte. Wenige Tage später …

Über die Sache mit dem unglücklichen Belgier sprach man Professor D’Aimonić besser nicht mehr an; es galt eine stille Vereinbarung. Mag sein, dass drei Tage vergangen waren, da platzte mit ungeminderter Verve Professor D’Aimonić ins Büro unserer Übersetzerin:
- Frau Vollny, ich fliege in einer Woche nach Los Angeles. Dort bin ich zu einem Vortrag an der Universität von Kalifornien eingeladen. – Wir haben von jetzt ab vier Tage Zeit, Sie müssen mir Englisch beibringen!

Sagen wir, seit der Strukturalist Ferdinand de Saussure Sprache als ein System von Zeichen beschrieben hat, wissen wir um die Unterschiede von Langue und Parole, von Sprache als Werkzeugkiste und ihrer Anwendung in der Rede. Die Rede des ständig nervenden Lester beispielsweise war sein Singsang, darüber hinaus mangelte es ihm offenbar an jeglichem inhaltlichen Verständnis. Die Sprache des Architekten dagegen äußert sich in einer Art Rede als Übertrag, der zu Zeiten D’Aimonićs noch von Hand zu Papier gebracht wurde – das Analoge verschwand im Digitalischen –, als Entwurfzeichnungen für Bauwerke, oft ornamentiert durch Brandspuren von abfallender Zigarettenasche und fallweise auch Rückständen von Flüssigkeiten, die nach Brennvorgängen entstehen. Des Architekten Rede, könnte man vereinfacht festhalten, ist die Zeichnung. Die gesprochene D’Aimonićs aber basierte auf Muttersprache, erweitert durch rudimentäre Kenntnisse der englischen, Bruchstücke der französischen und der slowenischen. Mladen Stilinovićs Diktum „An artist who cannot speak English is no artist” erwies sich im Fall D’Aimonićs – gleichermaßen Architekt wie Artist – schlichtweg als falsch. Selbstredend, und seinem Selbstbewusstsein geschuldet, ging er also jetzt davon aus, Ria Vollny und er würden das schon bewerkstelligen, ihn binnen vier Tagen für eine englische Rede vor der Akademie mit der dafür nötigen Sprache auszustatten.
- Wie stellen Sie sich das vor, Herr Professor?
fragte Vollny etwas konsterniert.
- Wir fangen jetzt gleich mit der Praxis an und Sie geben mir Unterlagen mit zur Vertiefung.
- Aber erstens gebe ich ja keine Sprachkurse und zweitens müssen Sie zum Erlangen der Basics von wenigstens einigen Wochen ausgehen.
- Ich? Nein! Lassen Sie uns beginnen. Wie sage ich: Ich danke für die Einladung und wie Sie richtig erkannt haben ist es ist hoch an der Zeit, …
- Die Zeit ist zu kurz!
- Ich habe den Vortrag schon auf Papier. Sie könnten ihn übersetzen und ich lerne ihn auswendig.

Kurz, es gelang Ria Vollny zwar nicht, D’Aimonić von der Aussichtslosigkeit seines Unterfangens zu überzeugen. Immerhin akzeptierte er schließlich ihren Vorschlag, seine Rede in Simultanübersetzung dem Publikum in Los Angeles nahe bringen zu wollen.
- If I don’t get somebody, I’ll go back to the farm,
Milk the cows and the chickens –
I don’t give a golly gosh darn.

Und so wird es wohl gewesen sein.
Etwa eine halbe Fahrtstunde vor Triest – soweit sie ihm bekannt war, hielt sich Rammer jetzt beinahe an die italienische STVO und meine bisher gepflegte Körperspannung lies merklich nach – setzte der Präsident die Erzählung an dem Zeitpunkt fort, als D’Aimonić wieder zurück war aus Los Angeles.
- Ich war damals noch Assistent bei D’Aimonić. Und er führte die Reihe von Architekten-Vorträgen weiter. Es war ihm wirklich gelungen, Jean Nouvel einzuladen!
- Ich weiß – warf Vollny ein – ich habe seinen Vortrag übersetzt.

An dem Abend, als Jean Nouvel auf dem Flughafen Thalerhof eintreffen sollte, saßen Rammer der Assistent, D’Aimonić der Professor und einige Jünger nah der Technischen Universität in der Guten Gastwirtschaft Braunschaum mit Schagaga, das ist ein Schattiger Gastgarten,
- schagaga, schagaga …
nahm Lester den Rhythmus auf, untermalt von zwei Rasseln, die er irgendwo hervorgezaubert hatte. Er bewegte sich jetzt im Fond des BMW wie Dr. Wenz, der Sänger der Mardi Gras Brass Band – wer’s kennt. Ich überlegte kurz, ob ich Lester am Kongress in Triest als Juke Box, oder genauer, als Shanty Box gegen Provision anbieten sollte. „Lester Mowl: Die Shanty Box“ wäre keine kleine Attraktion auf jedem Fischmarkt. Ohnehin musste ich mich nach einer neuen Betätigung umsehen. Warum nicht als Impresario?
Rammer also, der Professor und die Jünger saßen im Braunschaum, den für nächsten Tag angesetzten Vortrag Nouvels zu besprechen und eine kleine Mahlzeit aus dem Angebot von etwa 200 á la carte einzunehmen. Wenig später wollte D’Aimonić selbst Jean Nouvel vom Flughafen abholen.
- Ich fahr’ jetzt den Nouvel holen, sagt dann D’Aimonić,
erzählte Rammer,
- And out the door he went …
sang Lester nach George Thorogood und den Delaware Destroyers.
- Die Crux war, das wurde uns im Braunschaum aber erst klar, nachdem der Professor schon unterwegs war, …
dass die beiden wahrlich bis dato einander nicht von Angesicht bekannt waren. Man muss demnach davon ausgehen, dass vor allem D’Aimonić sein internationales Ansehen etwas überschätzt haben mochte, so er glaubte, in der Ankunftshalle des Flughafens von seinem Gast Nouvel erkannt zu werden.
- Eine Stunde später,
fuhr Rammer fort,
- kam Professor D’Aimonić alleine ins Braunschaum zurück.

Er setzte sich wieder an den Tisch, niemand wagte zu fragen, und er orderte:
- Heinrich, den Absolut!
Heinrich, der Oberkellner, vertraut mit den Usancen des Professors, brachte auch sogleich Glas und eine volle Flasche.
Nach dem ersten Schluck schaute der Professor in die Runde fragender Gesichter und sagte ungehalten und lakonisch:
- Nouvel ist nicht gekommen!
Und Lester ergänzte:
- If I lose, let me lose. I don’t care how much I lose,
If I lose a hundred dollars while I’m trying to win a dime,
For my baby she keeps the money all the time.
- Big L for you, Lester!
parierte ich mit den Armbewegungen eines Verkehrspolizisten, der eine Kreuzung regelt, so gut es unter dem Himmel des BMW eben möglich war.

Da lief etwas aus dem Ruder, die Einladungen für Nouvels Vortrag waren verschickt. Wie sollte man jetzt noch eine Absage lancieren? D’Aimonić war verstimmt und sprach kräftig dem Absolut zu.
Nach einer halbe Stunde ging die Tür der Guten Gastwirtschaft auf, eintrat Jean Nouvel, der sich sogleich suchend umsah. Während D’Aimonić melancholisch nachschenkte, erfasste Rammer die Situation, sprang auf und begrüßte Nouvel in bestem Französisch – denn er war zu Recht ein guter Assistent!
- Ich habe irgendeine Entschuldigung gefunden und Nouvel an unseren Tisch gebeten.

Nachdem er die Runde vorgestellt hatte, wagte der Assistent die Frage zu stellen, wie der Gast ausgerechnet ins Braunschaum gefunden habe.
- Nachdem ich ja nicht abgeholt worden war, habe ich den erstbesten Taxifahrer gefragt, wo denn abends die Architekten zu sitzen pflegen. Er hat mich direkt hierher gefahren …,
habe er geantwortet, erzählte Rammer etwa auf Höhe Duino bei moderaten ein Kilo fünfzig, während Lester vor Ria Vollnys Gesicht in Richtung links fuchtelte:
- Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben …

Rammer musste zwischen D’Aimonić und Nouvel dolmetschen.
- Nachdem die beiden ein paar Höflichkeiten ausgetauscht hatten, huldigten sie jetzt aber nicht, wie man annehmen könnte, einander, sondern sie erzählten dem anderen von den jeweils eigenen Meriten.

Abgesehen von Übersetzungspausen führte vor allem D’Aimonić das Wort und konsequent sprach er dabei auch dem Absolut zu. Nouvel hatte sein absolutes Angebot schon höflich abgelehnt. Stattdessen – mit Hilfe des Dolmetschers – bestellte er einen kleinen, ihm steirisch traditionell erscheinenden Imbiss aus den 200 á la carte: Gebackener Emmentaler.
- Mit Pomm Frie?
wollte der Oberkellner Heinrich noch rasch von Rammer wissen, überzeugt, der Franzose verstünde ohnehin kein Deutsch. Vorsichtshalber winkte Rammer ab, das gastronomische Experiment sollte nicht zu weit führen, zu trinken aber ein Coca Cola. Nouvel erwies sich als sehr unprätentiös.
Um nicht jetzt schon den morgigen Vortrag vorweg zu nehmen, beschränkte sich Jean Nouvel in seinen Ausführungen auf wenige Einzelheiten. Nicht so D’Aimonić, der gestikulierend in die schier endlose Problematik seines Petrodom einführte.
- Ähiheijeh …
präludierte Lester – wie Leon Thomas mit Überschlägen in die Kopfstimme– hinter meinem Rücken,
- The creator has a master plan –
Peace and happiness for every man.

Über die Schwierigkeiten, die Langwierigkeit und die Widerstände, die ihm bereitet worden waren, lamentierte der Professor, bis er sein Petrodom einem ohnehin unmöglich zu erreichenden Endzustand angenähert hatte, nicht unähnlich dem Verfahren der Infinitesimalrechnung. An einem Gebirgssee gelegen, war das Petrodom zu einem Steinhaus auf Stelzen gewachsen, inspiriert von einer Bergformation in jenem dunklen Land einerseits, andererseits von einem sogenannten Pataka, einem Steinhaus der Maori, auf das D’Aimonić in einer Publikation über die erste Umsegelung Neuseelands durch Kapitän James Cook, im Jahr 1769, gestoßen war. Aufgeregt erzählte er, Satz für Satz von Rammer ins Französische gebracht, das Cooks Zeichner die Form des Pataka festgehalten hatte. – Da wurde Rammers Erzählung einmal mehr von Lester unterbrochen:
- Der Name von Cooks Zeichner war Sidney Parkinson. Der schon hatte die Form des Pataka auf die Waka Taua der Maori zurückgeführt; Katamarane mit Dreiecksegeln, die sich mit ihren Segeleigenschaften dem damaligen Schiffsbau der Entdecker als weit überlegen erwiesen hatten.

??? Wer war dieser Lester? Was war das für ein Mann? Er hätte nachgerade einer der berittenen Detektive gewesen sein können, die Butch Cassidy und the Sundance Kid verfolgt hatten und sich nicht abschütteln ließen. Und als könnte er meine Gedanken lesen, sang er schon wieder:
- I was born about ten thousand years ago
And there’s nothing on this earth that I don’t know.

Den Call aufnehmend, sang jetzt auch noch Ria Vollny eine Response:
He’s the man who rode the mule around the world.

Das Petrodom, ergänzte Rammer die Ausführungen seines Chefs für Nouvel, stieß aufgrund seiner Form und der weit hergeholten Umstände seiner Konstruktion auf völliges Unverständnis bei den als unbedarft sich gerierenden und allem für sie unverständlich Fremdartigen abholden Dörfler in der Nachbarschaft des Petrodom. Die Grenzen ihrer Welt bildeten nicht allein die ihrer Sprache, eine für sie unüberbrückbare Grenze war schon jene Gebirgsformation. Wie ein plastisches Fazit – gleichermaßen über dem Petrodom und dem Land – schwebt seither der Vogel Nix Nuz Nix,
- Design jenseits von vordergründigem Funktionalismus …,
wie der Professor Nouvel den Vogel erläuterte.
Mit inzwischen sehr schwerer Zunge wechselte D’Aimonić schließlich aber in die jüngste Vergangenheit:
- Ich muss Ihnen aber, Herr Kollege, erzählen, wie ich vor eineinhalb Wochen einen Vortrag an der Universität von Kalifornien gehalten habe – übersetzen Sie Rammer!

Und der Assistent tat wie ihm geheißen ward. Nouvel nickte,
- oui, très volontiers!
- Nachdem wir also auf dem Los Angeles International Airport, den sie dort KLAX nennen, gelandet waren, wurde ich schon von einer wunderschönen jungen Frau erwartet – übersetzen Sie Rammer!
- I asked her if she’d kiss me
And this is what she said –
She said she woudn’t kiss me,
So I kissed her instead …
fiel Lester, who else, dazu ein.
Nouvel gab sich gespannt und D’Aimonić nahm einen Schluck.
- Eine junge Frau also, engelsgleich, holte mich vom Flughafen mit ihrem Automobil, einem Dodge, ab – übersetzen Sie Rammer!
- Ich übersetzte nochmals für Nouvel und mein Chef nutzte die Zeit, sich wieder einzuschenken. Er hatte da schon die halbe Flasche geschafft.
- Als ich auf dem Flughafen angekommen war,
versuchte D’Aimonić den Faden wieder zu finden,
- wartete schon eine junge Frau auf mich, schön wie ein Engel …
- Herr Professor,
wollte Rammer behilflich sein,
- das wissen wir schon …
- Unterbrechen Sie mich nicht Rammer! Sie sollen übersetzen! Gut. – Mit ihrem Dodge fuhren wir in den nächsten zwei Tagen zu allen wichtigen Bauwerken in Los Angeles, die sie mir aus ihrem stupenden Wissen auch plausibel erläutern konnte – übersetzen Sie!
- I asked her if she’d marry me
And this is what she said –
She said she wouldn’t marry me
If the rest of the world was dead.
- Ruhe jetzt, Lester! D’Aimonić ist bei zunehmendem Spiegel mit seiner Geschichte nicht mehr in die Gänge gekommen. Nouvel hat sich zwar immer noch interessiert gegeben, er ist aber schon etwas unruhig auf seinem Stuhl herumgerutscht.

Und wieder setzte D’Aimonić an:
- Engelsgleich … Eine junge Frau hat mich damals am Los Angeles International Airport abgeholt. Das Fliegen war ja ein KLAX …
- Herr Professor, wie ging es weiter?
- Sie haben keine Geduld Rammer, das ist mir schon vor einiger Zeit aufgefallen. Übersetzen Sie, sonst versteht der Nouvel die Zusammenhänge nicht. Sie hat mich also zu den architektonisch wichtigsten Orten …,

während Rammer, auf die Flasche Absolut deutend, seinen Meister gegenüber Nouvel bereits entschuldigte.
- Hat er das jetzt? – Mit ihrem Dodge hat mich eine wunderschöne junge Frau am Flughafen abgeholt. Ihren Namen weiß ich jetzt zwar nicht mehr – Rammer!
- Herr Professor! Bei allem Respekt, aber Nouvel weiß das jetzt schon.
- Nouvel kann das nicht wissen, er war ja nicht dabei. Fragen Sie ihn, ob er jetzt vielleicht einen Absolut will. – Eine engelsgleiche Frau in Los Angeles …

Der Professor hatte sich in einer absoluten Endlosschleife verfangen.
Es habe dann noch etwa eine Viertelstunde gedauert, bis das von Rammer georderte Taxi vor der Guten Gaststätte Braunschaum hielt. In Vertretung, aufgrund dessen fortgeschrittener Indisponiertheit, verabschiedete sich der Assistent anstelle seines Chefs. D’Aimonić fuhr im Taxi ab. Tags darauf hielt Jean Nouvel seinen Vortrag an der Fakultät für Architektur.
- Money’s just paper, liquor’s thicker than water –
High wide and handsome in thought, word and deed.

Wieder eine Woche später,
- läutet mein Telefon, D’Aimonić ist dran und er sagt: …
- The angels are calling, they’ll carry me home …
- Jetzt nicht Lester! Rammer, sagt D’Aimonić, da fällt mir gerade ein: Der Abend, an dem wir mit Nouvel im Braunschaum gesessen sind …

Atempause

- das war hoffentlich nicht peinlich?!

Wir waren an der Einfahrt unsres Hotels Design Inn an der Piazza Lloyd angelangt, die ihren Namen zu Ehren des Großvaters unseres Gastgebers, Franz W. Lloyd, trägt. Die Shanty Box stimmte noch eins an:
- Oh, goodbye booze, for evermore,
My boozin’ days will soon be o’er.
Oh, I had a good time, but we couldn’t agree.
You see what booze has done for me.
She swelled my head, she broke my heart,
So good bye booze, we now shall part.
Oh, I had a good time, but we couldn’t agree.
You see what booze has done for me.

Artin Rammer, der Präsident, parkte den rotbraunen Leih-BMW virtuos rückwärts in die einzige Parklücke, öffnete die Tür und stieg aus wie er es bei Steve McQueen gelernt haben mochte: zuerst das linke Bein auf den Asphalt und in der Position eine Zeitlang verharren – bis es alle wahrgenommen haben, dann aussteigen.

„Ist nicht die Quintessenz der Erfahrung: erfahren, wie höchst schwierig Vieles zu erfahren ist, das doch anscheinend sich in wenigen Worten sagen ließe.“ Walter Benjamin (über Prinzipien des Fahrens)

Wenzel Mraček, geb. 1962 in Klagenfurt, Kunsthistoriker, Kulturredakteur, Autor, Seefahrer, lebt in Graz.
Literatur: W.M., Simulierte Körper. Vom künstlichen zum virtuellen Menschen. Wien, Köln, Weimar 2004 (Böhlau, www.boehlau.at).

Verfasser/in:
Wenzel Mracek
Wenzel Mracek

Wie wär's mit Mustang von Ford oder Charger von Dodge? Dann passt das mit McQueen. Wieder nix für ungut.
Wenzel

Di. 02/03/2010 6:19 Permalink
der Präsident

also im märz könnte ich wieder eine mitreise anbieten. eine frage des fahrzeugs wärs noch...

Di. 02/03/2010 4:43 Permalink
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