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Um seine Aufgaben erfüllen zu können, braucht der Staat Einnahmen. Zu diesem Zweck erhebt er Steuern, Gebühren und sonstige Abgaben. Alle Bürger haben die Pflicht, im Rahmen der vom Parlament beschlossenen Gesetze ihren Anteil zur Finanzierung öffentlicher Leistungen beizutragen - auch dann, wenn sie nicht unmittelbar selbst in den Genuss der Leistungen kommen oder kommen wollen
Im internationalen Wettbewerb ist die Höhe des Steuersatzes eine wesentliche Größe dafür, wo ein Unternehmen seinen Gewinn versteuert und wo es seine Verluste anmeldet. Je niedriger die Sätze sind, desto attraktiver wird es, die Steuern im Land zu bezahlen. Das vorschnelle Urteil, eine niedrige Besteuerung der Unternehmen wäre ungerecht gegenüber den Arbeitnehmern, führt in die Irre. Theoretisch wäre ein Steuersystem mit einem Steuersatz null für die Betriebe denkbar, ohne dass sich an der heutigen Lastenverteilung in der Bevölkerung etwas ändert.
Im Vorjahr haben laut Statistik Austria 2.346.797 Lohnsteuerpflichtige keine Lohnsteuer bezahlt, da sie eine geringere Bemessungsgrundlage als 10.000 Euro aufwiesen. Wird diese Grenze gemäß den Plänen der Koalitionsverhandler auf 11.000 Euro angehoben, so steigt die Zahl derer, die überhaupt keine Lohnsteuer zahlen müssen, auf mehr als 2,5 Millionen an
43 Prozent unserer Wirtschaftsleistung werden heute in Form von Steuern und Abgaben vom Staat eingehoben. Und der weitaus überwiegende Teil dieser Steuern und Abgaben ist direkt oder indirekt personenbezogen, allen voran die Lohn- und Einkommenssteuer. Von jedem Schilling, den ein Unternehmen für menschliche Arbeit ausgeben muss, kassiert rund 40 Groschen der Staat, aber die Arbeit der Donau in einem Kraftwerk ist steuerfrei
Österreich eine Steueroase für Reiche? Seit der Steueraffäre in Liechtenstein ein politisches Schimpfwort, das Molterer als Finanzminister so nicht auf sich sitzen lassen konnte: „Österreich ist keine Steueroase, sondern ein transparentes Land mit hohem Standard. Das Bankgeheimnis steht nicht zur Disposition.“
Wer reich ist, hat’s gut in Österreich. Wer ein kleines oder mittleres Einkommen hat, bezahlt hohe Steuern, wer reich ist, legt sein Geld in "Stiftungen" an und zahlt winzige Steuern. Stiftungen sind eine Möglichkeit für Reiche, ihr Vermögen sehr steuerschonend anzulegen. Laut einer jüngsten offiziellen Bilanz sind in den mittlerweile mehr als 3.200 Privatstiftungen rund 60 Milliarden Euro geparkt. Wenn jemand sein Vermögen in eine Privat-Stiftung gibt, zahlt er/sie nur einmal 5% Eingangsbesteuerung. Ab da nichts mehr. Das ist der Mitgrund dafür, dass sich Superreiche in Österreich immer mehr von der Finanzierung des Sozialsystems verabschieden