16/12/2008
16/12/2008

“Lebensbilder”, vorgestellt von (v.l.n.r.) Henrietta Egerth, Geschäftsführerin der FFG, Staatssekretärin Christine Marek, Erika Jensen-Jarolim, Leiterin des Instituts für Pathophysiologie der Medizinischen Universität Wien.

Deckblatt der Broschüre

Frauen in der Technik. Ingenieurinnen, die Maschinen reparieren, Architektinnen, die unkonventionelle Wege gehen, eine Elefantenforscherin in Afrika, eine Eisforscherin in der Antarktis. Ein Druckwerk zeigt „Lebensbilder“ von außergewöhnlichen Frauen in Forschung und Technologie.

Die Architektin Barbara Hollerer ist ein logistisches Ausnahmetalent, dirigiert Baustellen und weiß um die speziellen Antennen von Frauen im Bauwesen. Deshalb sollte es auch mehr Frauen am Bau geben und mehr technische Unternehmerinnen täten der gesamten Branche gut“, ist die Architektin überzeugt. Vor acht Jahren machte sich Hollerer in Graz selbständig. Ihr Schwerpunkt ist die Bauleitung und Baustellenlogistik. Sie ist spezialisiert auf den Umbau von Krankenanstalten und medizinischen Einrichtungen, sowie auf Sanierungen bei laufendem Betrieb. „Grenzbereiche erspüren“ möchte Elsa Prochazka, die einen „weichen“ Architekturbegriff vertritt. Sie entwickelt Universitätsstudien mit neuen Impulsen für konzeptionelles Denken und möchte „hardcore Developer“ aus ihrer Reserve locken. Die Architektin leitet seit 2001 die von ihr begründete Studienrichtung „Raum- und Designstrategien“ an der Kunstuniversität Linz. Von ihr stammt eine Serie provokant ungefälliger MusikerInnengedenkstätten, wie das Mozart-Geburtshaus in Salzburg. Auch im Städtebau und im geförderten Wohnbau hat sie sich einen Namen gemacht. In Kagran West – in Wien 22 – werden nach ihrem Masterplan 3.000 Wohnungen umgesetzt. Neben Architektinnen, die ungewöhnliche Wege beschreiten, werden in der Publikation „Lebensbilder von Frauen in Forschung und Technologie insgesamt 40 Frauen porträtiert.

Einleitend diskutieren „führende Expertinnen“, die Nationalratspräsidentin Barbara Prammer, die Rektorin der Universität für Bodenkultur Ingela Bruner und die Technikforscherin Tanja Paulitz, wie Rollenklischees überwunden werden können. Sie reflektieren über Strategien zur Überwindung von Ungleichbehandlung und beruflichen Zugangsbarrieren. Sie schildern persönliche Erfahrungen als Frau im Job, wie wichtig das Knüpfen von Netzwerken ist und wie man sich Hilfe von Mentorinnen holen kann.

Barrieren überwinden
Das Sichtbarmachen von weiblichen Vorbildern (Role Models) in dieser Broschüre wird als wichtiger Schritt in diese Richtung gesehen. Darin waren sich Staatssekretärin Christine Marek, die Geschäftsführerin der Forschungsförderungsgesellschaft FFG Henrietta Egerth und Erika Jensen-Jarolim, Leiterin des Instituts für Pathophysiologie der Medizinischen Universität Wien (MUW), bei einer Pressekonferenz in Wien einig. „Eine Druckschrift wie ‚Lebensbilder‘ sensibilisiert die Öffentlichkeit, aber auch die Wirtschaft für die Anliegen engagierter und kompetenter Wissenschafterinnen“, so Staatssekretärin Marek. Die Leistungen und Kompetenzen dieser Frauen sollen damit stärker ins öffentliche Bewusstsein gerückt, neue zeitgemäße Bilder mit Signalwirkung geschaffen und Zugangsbarrieren in männerdominierten Berufen überwunden werden. Als eine zentrale Herausforderung bezeichnete Marek die Förderung und Forcierung von Frauen in Spitzenpositionen. Henrietta Egerth, Geschäftsführerin FFG, betonte wie wichtig es sei, das Innovationspotenzial von Frauen zu nützen. Bei der Broschüre sei es darum gegangen, "Bilder von Forscherinnen und Technikerinnen neu zu zeichnen", so Egerth. Man müsse von dem Bild des weißen Laborkittels wegkommen und die Vielfalt an Segmenten im Bereich der Natur-, Ingenieurswissenschaft und Technik aufzeigen, in denen Frauen tätig sind.

Kluge Strategien
Neben dem gesellschaftlichen Problem der Rollenklischees verwies Jensen-Jarolim auf den „Überhang von Selbstkritik" bei Frauen. Anstatt zurückhaltender zu agieren als die männlichen Kollegen, sollten sie „Sich ans Licht stellen, gegen den Strom schwimmen“. Die Medizinerin wurde in der Broschüre selbst porträtiert und so lautet auch der Titel. Aufgrund des vorwiegend männlichen Konkurrenzdrucks in Mainstream-Forschungsgebieten, aber auch durch ihr besonderes Interesses an provokanten Fragestellungen beschritt sie unkonventionelle Wissenschafts-Wege: Sie hinterfragte etabliertes Wissen und etablierte neue Forschungsrichtungen, denn „nur Querdenken ermöglicht wissenschaftliche Innovation". Sie baute sich nützliche Karrierenetzwerke auf und fand dabei die Unterstützung von vorwiegend männlichen Kollegen, denn Frauen sind in Entscheidungsgremien immer noch unterrepräsentiert. Damit sich das bald ändert, damit Frauen einander effizient den Rücken stärken können, trat sie auch dem kürzlich gegründeten „Club der Professorinnen“ der MUW bei, denn: „Von oben aus kann man die vielen weiblichen Talente am besten herauf holen.“ Zu ihren Karrierestrategien gehört es, sich aktiv um Positionen oder Funktionen zu bewerben.

Die Porträts wurden vom Frauenförderungsprogramm w-fFORTE – „Wirtschaftsimpulse von Frauen in Forschung und Technologie“ im Auftrag des BMWA erstellt.
Die Broschüre kann unter www.w-fforte.at kostenlos bestellt werden.
www.ffg.at

Verfasser/in:
Gerlinde Knaus, Empfehlung
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