16/06/2020

GAT veröffentlicht in der Kolumne Privatissimum vom Grilj jeden dritten Dienstag im Monat Texte zum Nachdenken.

Zur Person
Mathias Grilj (* Kamnik, SLO) lebt als freier Journalist und Schriftsteller in Graz.

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16/06/2020
©: Mathias Grilj

Confessiones

 

"Erinnerungen sind der einzige Besitz,
den uns niemand stehlen kann"
Erich Kästner

"Werch ein Illtum!"
Ernst Jandl

Ich verblöde bei lebendigem Leib. Zwar bin ich noch nicht soweit, meine Kinder zu fragen, wer sie überhaupt seien und wie sie dazu kämen, mich zu duzen, aber einst geläufige Namen fallen mir mit immer längeren Verspätungen ein. Oder gar nicht. Im Moment kann ich gerade nicht sagen, ob das Bild im Kunstkalender von Monet oder Manet ist. Das waren die bärtigen Franzosen, die in ihrem werktätigen Leben gemalt haben, Öl auf Leinen, Pracht. Sie haben feine Sachen geschaffen und es geschafft, dass man bei deren Anblick zum Kind wird und sich erinnert, wie es im Garten gerochen hat und am Teich und später dann im Bett. Ihre Malerei ist ein einziger Beweis, dass Leben schön ist.
Neulich lese ich, die Verblödung könne man hinauszögern, indem man jeden Tag mindestens drei Minuten lang auf nur einem Bein steht. Ohne Anhalten. Das hab ich sofort ausprobiert, aber es ist nach einer guten Minuten kläglich ausgegangen. Deswegen werden Manet und Monet wohl verwechselt. Manet ist der mit der nackten Schönheit, wie sie da im Grünen frühstückt, und Monet ist der mit den Seerosen, oder?
Bevor ich diese Geschichte weitertippe, muss ich wohl drei ewige Minuten lang auf einem Bein stehen. So, jetzt habe ich es – zugegeben, mit ein bisserl Schummeln – geschafft, nur habe ich darüber glatt vergessen, was ich eigentlich sagen wollte. Irgendwas in der Art, dass Leben schön ist und dass man sich daran freuen kann. Und wenn man Bilder von Manet oder Monet sieht, wird es noch bunter und diffiziler und reicher.
And now for something completely different, wie es bei jenen Dings heißt... Aber ich weiß, dass ich auch eine Tochter namens Katharina habe. Als wir neulich, vor circa 35 Jahren, in Italien waren, hat gleich neben „unserer“ Gelateria eine Combo gespielt. Und die hab ich gebeten, dass sie, sobald ich mit dem Kind vobeikomme, "Katarina o-o-o" anstimmt. Das haben die ragazzi augenzwinkernd gemacht. Und Katharina hat gelacht.
Na bitte! Leben ist – soweit ich mich erinnern kann – schön. Oder war es zumindest einmal...

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