08/10/2009
08/10/2009

Das ist wirklich schön, dass wir heute so fein unter uns sind. Nur geladene Gäste, alles bekannte Gesichter, kein Plebs. Und vor allem keine Buffetschnorrer. Die können einem mit ihrem Geschlürfe und Geschmatze den ganzen Abend verderben. Einmal im Leben bekommt man so einen schönen Preis, aber die ungebetenen Gäste, die schon während der feierlichen Ansprachen mit den ungeputzten Schuhen scharren, denen schon der Speichel aus dem Maul tropft vor Freude auf den Gratisschmaus, verderben alles.
Und da gibt es doch wirklich Stimmen, sogar aus dem Kolleginnen- und Konkurrentenkreis, die anregen, ja verlangen, aus dieser schönen Feierstunde eine öffentliche Veranstaltung zu machen. Ja, wo kämen wir denn da hin? Zu unschön egalitären Zuständen! Wehret den Anfängen! Sonst sitzen hier bald alle, für die wir nie im Leben bauen werden! Die sollen in ihren Substandardwohnhöhlen sitzen bleiben und uns nicht den Schaumwein wegtrinken!

Der Architekturpreis des Landes ist ein zu wichtiger Anlass, um allen Einlass zu gewähren. Nicht von ungefähr findet er im Weißen Saal der Burg statt, in dem man immer noch eine gewisse höfische Atmosphäre schnuppern kann. Im Weißen Saal, nicht im Bahnhofswartesaal! Machen wir uns nichts vor: Klassenunterschiede wird es immer geben. Ich fahre ja auch im Zug immer nur erster Klasse, ich liege ja auch im Krankenhaus nicht unter zehn Mitpatienten. Das muss man sich schon wert sein, dass man sich heraushebt aus der Masse. Schließlich bekommt ja auch nicht jeder diesen Preis, sondern ich. Und die anderen Auserwählten. Man darf die Demokratie nicht übertreiben. Zahlen darf das Volk, aber feiern müssen die Berufenen. Das ist ungeschriebenes Gesetz. Ja, soll hier vielleicht eine Maurerpartie aufkreuzen? Ein Polier samt Anhang? Oder gar Richard Lugner?
Nein, unter solchen Umständen müsste ich diesen Preis glatt ablehnen! Krethi und Plethi an meiner Festtafel! Allein beim Gedanken verfliegt jeder Gusto, verdunstet der Sekt im Glas! Wie es ist, so ist es recht. Verstehen Sie mich richtig: Ich bin selbst Sozialist. Ich verbringe meinen Urlaub in der Toskana. Ich bin durchaus für den sozialen Wohnbau zu haben, man muss ja leben. Aber es gibt weihevolle Stunden im Leben, da will man ganz en famille sein, unter Gleichgesinnten. Als Gleicher unter Gleichen. Als Primus unter Primanern.
Und darauf will ich jetzt mein Glas erheben. Ich danke dem Land Steiermark und seinen Repräsentanten für diesen Preis, den ich fürwahr verdiene, und kann nur bedauern, dass ich ihn nächstes Jahr nicht wieder bekommen kann.

Verfasser/in:
Günter Eichberger, Glosse
Trixl

Sg Herr Bogensberger - Zitat auf der HDA Seite:
"Montag 12. Oktober 2009
Verleihung des Architekturpreises des Landes Steiermark 2008
Geschlossene Veranstaltung!
Einlass nach Voranmeldung auf Einladung des Landes Steiermark
Grazer Burg"
Wo steht da genau, dass JEDER sich anmelden kann bzw konnte? JEDER bekam eine Einladung des Landes Steiermark? Wer ist JEDER? Und vor allem: WO wurde dieser Preis öffentlich publiziert (außer in einschlägigen Publikationen des HDA)?
Um Architektur endlich jedermann zugänglich und verständlich zu machen, scheint eine ÖFFNUNG unumgänglich, eine Wende in der Art, Architektur zu kommunizieren - nicht nur für uns (die Branche) selbst. Werbung oder gelungene Aussendarstellung sieht anders aus.

Mo. 12/10/2009 9:10 Permalink
Trixl

Reicht es für eine Demonstration? Oder reicht es zumindest zu einem Denkanstoss für jene die drin sind uns sich überlegen: "Sind wir Elite? Bauen wir nur für Eliten?"
Oder im Umkehrschluss: Wollen wir nur von Eliten wahrgenommen werden? Offensichtlich schon.
Wenns ums Buffet geht - da wären ja Essensmarken die Lösung - für den Sieger sogar zwei!!
Traurig, aber Graz!

Do. 08/10/2009 11:30 Permalink
Michaela wambacher_www

Eine Veranstaltung ist nicht öffentlich zugänglich, wenn sie öffentlich nicht bzw. nur mit dem Hinweis, es sei eine geschlossene Veranstaltung, angekündigt wurde und Einladungen nur an einen ausgewählten Personenkreis ergangen sind. Möglichkeiten, einen großen BesucherInnenansturm zu bewältigen, gäbe es übrigens wie z. B. eine Videoübertragung der Verleihung ins Foyer, Stiegenhaus, den Hof...

So. 11/10/2009 9:24 Permalink
Martin Krammer

...fragt man sich warum das Kind auf dem Titelblatt des Buches das Trikot des 2007 pensionierten, kroatischen Stürmers Miladin "Dado" Pršo trägt. Gar ein Hinweis auf eine Verschwörung? Und was spielt er auf der Gitarre? Ein Partisanenlied?

Do. 08/10/2009 8:41 Permalink
Markus Bogensberger

Die Verleihung ist selbstverständlich öffentlich und für jeden zugänglich. Allerdings war, da der Platz in der Burg begrenzt ist, eine Anmeldung notwendig. Das ist auch nicht sonderlich ungewöhnlich und schon gar nicht "elitär" und wurde auch seit mehreren Monaten kommuniziert. Da der Saal bereits 2 Wochen vor der Verleihung vollkommen ausgebucht war wird in den Ankündigungen nun die "geschlossene Veranstaltung" betont, da für spontane Besucher physisch kein Platz sein wird. Das Büffet findet übrigens im HDA um 21Uhr nach der Ausstellungseröffnung der Fotoarbeiten (über die zum Landespreis nominierten Projekte) von Livia Corona statt und steht natürlich jedem zur Verfügung. Es freut mich, dass der Landespreis so viel Aufmerksamkeit erhält, der aggressive Unterton in manchen Kommentaren verwundert mich allerdings.

So. 11/10/2009 10:46 Permalink
Häuslbauer

Auch wenn ich nicht eingeladen bin, werde ich trotzdem zur Verleihung gehen, denn schließlich möchte ich mir Architektur vermitteln lassen und wo sonst, wenn nicht dort, wo alle bedeutenden Architekten auf einem Fleck beisammen sind. Außerdem habe ich als Steuerzahler die Veranstaltung und das Buch ja quasi mitfinanziert. Daher frage ich mich: Darf man mir den Zutritt verwehren?

Do. 08/10/2009 10:53 Permalink
Emil Gruber

ach, geschlossene gesellschaften bei preisverleihungen sind ganz in ordnung und auch fokussiert demokratisch. jeder der auserwählten gäste darf sich, ohne am podium dankesreden halten zu müssen,trotzdem ausgezeichnet fühlen.

Do. 08/10/2009 10:25 Permalink
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