13/09/2014

Architektur: heri&salli, Wien
Team: Klaus Molterer

Bauherr: FOB – face of buildings
Büro für Maschinenbau, Glas-, Alu- & Fassadentechnik
A-7350 Oberpullendorf

Baubeginn: Herbst 2012

Fertigstellung
: Winter 2013

Auszeichnungen:
_ Architekturpreis des Landes Burgenland 2014
_ Bauherrenpreis 2014

In der GAT-Reihe architektur> werden Bauwerke innerhalb und außerhalb Österreichs veröffentlicht, die an der Schnittstelle von Architektur und Kunst einzuordnen sind. Bei der Kuratierung werden Projekte von AkteurInnen bzw. ProtagonistInnen mit Bezug zur Steiermark bevorzugt.

13/09/2014

OFFICE OFF _ Bürogebäude für FOB - face of buildings, 2013

Architektur: heri&salli©: paul ott photografiert

Modell

©: heri&salli

Modell

©: heri&salli

Lageplan

©: heri&salli

EG

©: heri&salli

OG1

©: heri&salli

OG2

©: heri&salli

Schnitt A

©: heri&salli

Schnitt B

©: heri&salli

Skizze

©: heri&salli

Das Architektur-Studio heri&salli aus Wien konzipierte im Burgenland/Österreich für die Fassadenplanungsfirma FOB - face of buildings ein neues Bürogebäude aus Holz.

Obwohl als solches ein Ort des Arbeitens war von Anbeginn für die Konzeption die Thematik der Lebensqualität an sich, das Vorhandensein einer Freizeitkultur von großer Bedeutung. Der traditionelle Begriff und Akt des „In-die-Arbeit-Gehens“ ist immer wieder in den Hintergrund getreten. Integrierte Besprechungs- und Treffpunktzonen, angeschlossene Wohnungs- und Ruhebereiche, aber auch Fitnessräume, ein als Swimmingpool verwendeter Löschteich, außen liegende Aufenthaltsbereiche bis hin zu einer Kletterwand in der 3-geschossigen Eingangshalle versuchen die Aufgabe „Arbeiten“ in ein größtmögliches „Lebensumfeld“ einzubetten.

Energie- und haustechnische Überlegungen hinsichtlich einer weitgehend aber auch sinnvollen energetischen Unabhängigkeit verleihen dem Gebäude einen nachhaltigen und ökonomischen Bezug zu seiner Umwelt.
 Es war wichtig, das Gebäude hinsichtlich seiner Benutzer in ein ausgewogenes ökologisches Verhältnis einzubetten.

Materiell betrachtet wurde, ausgehend von den Grenzen des Grundstücks als Ebene, eine komprimierte Klimahülle in eine räumliche Rasterstruktur eingeschrieben. Wird die Rasterstruktur als Möglichkeitsraum einer funktionalen Ausdehnung verstanden und auch als solche verwendet, so ist die Hülle eine Art dazwischen liegende Membran, welche immer wieder durchbrochen wird, ohne den umzeichneten Raum zu verlassen.
An den unscharfen Grenzen der Hülle tritt, ähnlich wie durch Spalten sowie durch die gezielt angeordneten Kuben, das Licht in den umschlossenen Innenraum.
Sämtliche Inneneinrichtungsgegenstände wie Arbeitstische, Besprechungstische, Regale, Garderoben etc. inklusive Schlafkojen wurde ebenfalls eigens entworfen.

Konstruktion – Material
Die gesamte Konstruktion des Gebäudes wurde in Holz ausgeführt – wobei für die Innenbereiche Fichte, für die Außenbereiche Lärche und im Dachbereich kanadische Zirbe verwendet wurde. Teile der „Kuben“ wurden mit Alucobond verkleidet.
 Das horizontale Achsmaß für die Balken- und Stützenkonstruktion wurde aufgebaut auf einem 5x5 Meter-Raster mit einem innen liegenden scheibenartigen Kern aus Massivholzplatten. Erstmals befindet sich hiermit der Aufzugsschacht brandschutztechnisch normgerecht in einem Holzkern.
 Die außen liegende Hülle wurde aus vorgefertigten, in sich stabilen Flächenelementen aus Riegelbauweise hergestellt.
 Die sichtbare Stützen- und Balkenkonstruktion umschreibt das Grundraster der Gebäudeausdehnung und kann  als Montagehilfe für Fassadenprototypen, Klettergerüst und im Bedarfsfall als Tragkonstruktion für Sonnensegel vor großflächigen Verglasungen verwendet werden.

Energetische Konzeption
Das energie- und haustechnische Konzept wurde darauf aufgebaut, so weit als möglich, aber auch sinnvoll, Unabhängigkeit zu erreichen. Mit einem Wandaufbau von 52cm erreicht die Hülle einen extrem niedrigen U-Wert. Das Gesamtgebäude hat eine Heizleistung von 15KW. Die Heizung als Stückholzanlage wird von umliegenden Bauern beliefert und 2x pro Woche von Mitarbeitern nachgefüllt. Der bauphysikalisch errechnete Holzbedarf war bei 40-45m3 pro Heizperiode. Der tatsächliche Bedarf nach dem ersten Jahr hat 14m3 ergeben.

In den Sommermonaten wird das Gebäude über eine Nachtkühlung reguliert. Mittels einem BUS-System werden die Schiebefenster der Kuben in der Nacht entsprechend der Außentemperatur geöffnet und geschlossen. Durch den hinter dem Gebäude befindlichen Waldhang strömt bei Bedarf ständig kühle Luft in Richtung des Gebäudes – dieser Effekt kann optimal ausgenutzt werden. Durch den europaweit einmaligen Einsatz der 3-fach verglasten Schiebeanlagen (Schüco) mit Glasfaserverstärkten Profilen (U-Wert 0,5 W/m2K) wird die nötige Querdurchlüftung gesteuert. Bereits vor der Bauphase hat es dazu Windbeobachtungen gegeben. 
Während des Tages wird immerzu der CO2-Gehalt gemessen und bei Bedarf die Raumluft CO2-abhängig getauscht sowie die Stiegenhäuser über Parallel-Ausstellfenster gelüftet. Zusätzlich werden die Systeme über eine Wetterstation überwacht.

85% der Dachlandschaft sind mit Photovoltaik belegt. Der erzeugte Strom wird direkt in den Bürobereich eingespeist, als Notstrom gespeichert und nur der erzeugte Überschuss wird in das öffentliche Netz eingespeist – der Betrieb des Gebäudes kann als autark eingestuft werden.
Der Swimmingpool wird mit der Abwärme des Kühlsystems vom Server geheizt bzw. umgekehrt wird der Server auch vom Löschteichwasser gekühlt.
 Das Regenwasser wird in einem Schacht gesammelt und kann im Bedarfsfall in die nötigen Leitungen eingespeist werden.

Sozial-gesellschaftliche Anliegen
Bereits zu Planungsbeginn wurden die Mitarbeiter des Unternehmens in die Konzeption einbezogen bzw. mögliche Mehrwerte einer „Arbeitslandschaft“ erörtert. In den bereits erwähnten freizeitähnlichen Zusatzfunktionen wurde dies berücksichtigt und kann als maßgebliche Arbeitsphilosophie des Unternehmens FOB betrachtet werden.
Ein Fitness-Raum wurde von den Mitarbeitern selber finanziert. Eventuelle Mietkosten in Studios decken in absehbarer Zeit die diesbezüglichen Herstellungskosten.
Vorhandene Firmenautos werden bei Neuanschaffung von E-Autos ersetzt. Ebenfalls werden an Mitarbeiter mit einem Wohnsitz im Umkreis von 10km Fahrräder zur Verfügung gestellt.
Derzeit befindet sich im Bereich der restlichen 5000m2 Grundfläche die Errichtung eines Gemüsegartens inklusive Tierhaltung (Esel, Schafe, Hühner, Gänse) in Planung und soll 2015 umgesetzt werden. Die Bewirtschaftung soll ebenfalls nach Absprache von den Mitarbeitern bewerkstelligt werden, welche in weiterer Folge auch Zugriff auf die Erträge haben – der Aufwand je Mitarbeiter beträgt 2-3 Stunden pro Woche.

Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
GAT+