30/04/2013

Der „UNESCO Weltkulturerbe Graz Managementplan“, an dem das Internationale Städteforum in Graz (ISG) mitgewirkt hat, liegt in einer Auflage von 1.000 Exemplaren vor; erhältlich ist das Stück in der Weltkulturerbe-Koordinationsstelle der Stadtbaudirektion Graz. In Kürze soll er ebenso wie die älteren Fassungen auch per Internet-Download als Pdf auf den Seiten der Baudirektion Graz abrufbar sein.

Kontakt
Mag. Daniela Freitag
Europaplatz 20
8011 Graz
T +43 (0)316/872-3511
weltkulturerbe@stadt.graz.at

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30/04/2013

Den „UNESCO Weltkulturerbe Graz Managementplan“ präsentierten DI Christian Probst, Dr. Astrid Wentner, Bgm. Mag. Siegfried Nagl, Mag. Daniela Freitag, Stadtbaudir. DI Mag. Bertram Werle und Arch. DI Christian Andexer.

©: Stadt Graz_Fischer

Nach der 2010 beschlossenen Erweiterung des Grazer UNSECO-Weltkulturerbes um Schloss Eggenberg und seine Parkanlagen wurde nun Ende April im Grazer Rathaus eine aktualisierte Neuauflage des WKE-Managementplans von 2007 präsentiert. Als eine Art von „Bedienungsanleitung“ für Planungen und Bautätigkeiten in der sensiblen Weltkulturerbezone soll er fungieren, und InvestorInnen für ihre Projekte „höchstmögliche Planungssicherheit“ gewähren, betonen die Vertreter der Stadt unter Vorsitz von Bgm. Siegfried Nagl. Daneben ist das reich bebilderte und übersichtlich gegliederte Werk gewiss ein attraktiver Leitfaden für alle an der Architekturgeschichte der Grazer Altstadt und ihrer Befestigungsanlagen Interessierten.

Die rund 120 Seiten starke Broschüre ist auf jeden Fall schon optisch attraktiver gestaltet als die Vorgängerpublikation und bietet bei den besprochenen Örtlichkeiten im Stadtgebiet aktuelle Luftaufnahmen parallel zu Reproduktionen des Franziszeischen Katasters. Die inhaltlichen Änderungen im Text bei den Beschreibungen der schutzwürdigen Gebiete halten sich naturgemäß in Grenzen und orientieren sich weitgehend am Vorgängerband. Das ist wenig erstaunlich, ist doch das verantwortliche Team rund um Stadtbaudirektor Bertram Werle mit der Kunsthistorikerin Astrid Wentner, dem Architekten Christian Probst und der Juristin Daniela Freitag (alle UNESCO Welterbe-Koordinationsstelle der Stadtbaudirektion) das gleiche wie 2007 geblieben. Für die historisch-topografische Beschreibung zeichnen ebenfalls wiederum Arch. Christian Andexer und Kunsttopographin Dr. Wiltraud Resch verantwortlich, wobei sich letztere aus Altersgründen inzwischen von der offiziellen Mitarbeit weitestgehend zurückgezogen hat. Ergänzend zu den bereits vorhandenen Beschreibungen der Innenstadtzonen und des Gebietes um Schloss Eggenberg ist nun die gestalterische Einbeziehung der Verbindung von der Innenstadt zum Schloss durch den Schutz der Eggenberger Allee sowie die Neugestaltung sowie zumindest teilweise Bepflanzung der Annenstraße für die nähere Zukunft vorgesehen.
Ausgebaut wurde der Informationsteil mit Kapiteln zu den Einrichtungen des Denkmalschutzes und der Palette an gesetzlich verankerten Schutzinstrumenten, sowie den Aufgaben der Welterbe-Koordinationsstelle in der Stadtbaudirektion. Aus den Erfahrungen der Vergangenheit heißt es lernen: Heiße Konflikte mit dem Denkmalschutz gab es in der Vergangenheit zahlreiche, und nicht immer konnte sich dieser durchsetzen. Mitunter stand Graz gar in der harschen Kritik der Weltkulturerbe-Hüter, wie beim umstrittenen Abriss des Kommodhauses oder bei dem nach langen Querelen doch noch verwirklichten Bauvorhaben in der Thalia. Positive und architektonisch innovative Lösungen wurden beim Kunsthaus sowie beim Kastner-Dachausbau angestrebt. Nach langen Verhandlungen konnte bei diesen Projekten mit ICOMOS (Rat für Denkmalpflege) und UNESCO letztendlich Einigkeit erzielt werden.

Während das Grazer Kunsthaus inzwischen wohl zu den akzeptierten architektonischen Akzenten der Innenstadt gezählt werden kann, sorgt die über Jahre hinweg verschleppte farbliche Anpassung der Dachlandschaft von Kastner & Öhler für Verstimmungen. Verzögerungen bei der Wahl der geeigneten Materialien sowie verbesserte technologische Lösungen, die man abwarten wolle, werden zur Erklärung ins Treffen geführt. Nach den umfangreichen und kostspieligen Ausbauten, deren Verschalung mit bronzefarbenen Metallschindeln weitere Millionen Euro verschlingen werde, müsse man die Situation des für die Stadt wirtschaftlich bedeutenden Unternehmens auch aus dessen Perspektive sehen, wirbt Bgm. Nagl um Verständnis. Er habe die fixe Zusage der Eigentümer für eine verlässliche Umsetzung der vorgegebenen Auflagen, diese könne sich allerdings angesichts der besonderen Umstände wohl noch einige Jahre hinziehen. Ein kulantes Entgegenkommen seitens der Behörde, das weniger einflussreichen Hauseigentümern wohl nicht zuteil werden wird.

Zukünftige willkürliche Eingriffe in die historische Altstadt werden angesichts der Empfehlungen und Vorgaben im Managementplan wohl erschwert werden, hoffen viele Altstadtschützer, die die Entwicklungen mit Sorge verfolgen. Unverändert bleibt die kritische Situation vom Abriss bedrohter historischer Gebäude, wie zum Beispiel in der Sackgasse, oder bei bereits genehmigten Bauprojekten in sensiblen Bereichen, wie im ehemaligen Pfauengarten am Karmeliterplatz. Anstelle eines ursprünglich geplanten Hotelprojekts wird dort die Errichtung eines exklusiven Wohnbaus mit Luxusapartments in Angriff genommen. Weder vom Erscheinungsbild noch von seiner Zweckwidmung ist hier eine Bereicherung des Ensembles auf der Stadtkrone zu erkennen. Formulierungen aus dem Managementplan wie etwa von „der sinnvollen harmonischen Ergänzung eines lebendigen Stadtorganismus“ mit neuer Architektur, die der höchsten Achtsamkeit bedürfen ohne kompromittierende Einfügungen (Seite 9) erhalten unter diesem Aspekt einen Beigeschmack der Beliebigkeit.

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