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Im Wettbewerb der Städte spielt die Lebensqualität eine bedeutende Rolle, denn sie ist nicht nur ein Faktor bei der Wahl des Wirtschaftsstandortes von großen Unternehmen, sondern auch wesentlich für die Entwicklung der Bevölkerungszahlen. Nur eine sich dynamisch entwickelnde Stadt kann die Anforderungen eines modernen Wohn- und Arbeitsumfeldes gewährleisten. Die Stadt Graz hat zur Messung ihrer Lebensqualität elf Indikatoren entwickelt, um auf notwendige Erfordernisse reagieren zu können.
Die Städte und Ballungszentren sind seit einigen Jahren wieder beliebter Wohnstandort. Auch Graz als zweitgrößte Stadt Österreichs liegt mit einem Bevölkerungszuwachs von rund einem Prozent pro Jahr im internationalen Trend. Der Großraum Graz hat zudem prozentuell das stärkste Bevölkerungswachstum von allen österreichischen Ballungsregionen. Die Versorgung mit Arbeitsplätzen sowie die gute infrastrukturelle Ausstattung sind maßgebliche Gründe für den Zuzug in die mittelgroßen Städte. Bei der Wahl des Wohnstandortes ist jedoch eine hohe Lebensqualität von besonderer Wichtigkeit im Konkurrenzkampf zwischen den Stadtregionen. Hierzu zählen neben vorhandenen Arbeitsplätzen und Versorgung an Sozial-, Kinderbetreuungs- und Bildungseinrichtungen auch die gute Erreichbarkeit von Wohnstandort, Arbeitsplatz und Freizeiteinrichtungen. Auch die Umweltqualität und das subjektive Sicherheitsgefühl sowie die Kosten des täglichen Lebens spielen eine wesentliche Rolle.
Im Grazer Modell der Lebensqualitätsindikatoren (LQI) wurden diese Themenbereiche in elf Indikatorengruppen zusammengefasst, um einen Einblick in die Erfordernisse für die Stadtentwicklung der einzelnen Stadtteile zu erlangen. Im Abstand von fünf Jahren wird die Grazer Bevölkerung zu unterschiedlichen Fragestellungen des täglichen Lebens befragt. Daraus wird ein Handlungsbedarf errechnet, der als strategisches Planungsinstrument für die Fachabteilungen herangezogen werden kann. Die jeweiligen Auswertungen werden dem Lebensumfeld der BefragungsteilnehmerInnen zugeordnet, so dass für die einzelnen Grazer Stadtgebiete Aussagen getroffen werden können.
Im Herbst 2013 fand eine neuerliche Bevölkerungsbefragung zur Lebensqualität in Graz statt. Insgesamt nahmen fast 10.000 Menschen an der Befragung teil, das entspricht rund 3,5 Prozent der Hauptwohnsitze in Graz. Bei der Befragung wurde nach der subjektiven Wichtigkeit bzw. der Zufriedenheit für die unterschiedlichen Themenbereiche gefragt, zum Beispiel wie die befragte Person mit dem Kinderbetreuungsangebot im Wohnumfeld zufrieden und ob das Vorhandensein dieser Einrichtungen von persönlicher Wichtigkeit ist. Erst dadurch kann eine genaue Abschätzung über den politischen Handlungsbedarf abgeleitet werden. Zusätzlich wurden generelle Fragestellungen zur persönlichen Zufriedenheit zum Wohnumfeld gestellt, etwa ob der Wunsch nach einem Wohnungswechsel besteht oder ob sich nach der persönlichen Einschätzung die Lebensqualität verändert hat.
Von den genannten Lebensqualitätsindikatoren weisen die Themen Nahversorgung, Lebenserhaltungskosten, Wohn- und Umweltsituation sowie die Arbeitsplatzsituation die höchste Bedeutung auf. Diese haben einen sehr starken Einfluss auf die subjektive Lebensqualität der Bevölkerung im gesamten Stadtgebiet. Die Bezirke Geidorf, Andritz, Innere Stadt, St. Leonhard und Jakomini weisen die höchste Zufriedenheit mit dem Lebensumfeld auf. In Mariatrost, Andritz, St. Peter und Waltendorf gibt es eine sehr hohe Zufriedenheit mit der Wohnsituation.
Auffallend ist, dass besonders Bezirke, die offenkundig eine hohe Verkehrsbelastung haben, einen leichten Rückgang in der subjektiven Lebensqualität verzeichnen. Lärmemissionen, oftmals ausgelöst durch den Verkehr, sind zudem ein sehr häufig genannter Grund, warum Menschen den Wohnort wechseln. Das betrifft in Graz primär jene Stadtteile, die an Zufahrtsstraßen in das Stadtgebiet angrenzen. Die Stadtentwicklung in Graz setzt daher nicht von ungefähr auf eine verkehrsberuhigte Nachverdichtung in einer urbanen Stadt mit einer Anbindung an den öffentlichen Verkehr und einem gut ausgebauten Wegenetz, so dass die täglichen Wegstrecken auch ohne Auto zurückgelegt werden können.
Eine kompakte Stadt benötigt zudem großzügige öffentliche Flächen, wie Platzbereiche und Grünräume, die fußläufig erreicht werden können. Stadtteilentwicklungen im Grazer Westen, wie z.B. in der Waagner-Biro-Straße und in Graz-Reininghaus, die große Potenziale für die wachsende Nachfrage an Wohnraum aufweisen, setzen daher auf intelligente Mobilitätskonzepte bis hin zur „autofreien“ Quartiersentwicklung.
Das Wohnen in der Stadt bietet zahlreiche Chancen und Herausforderungen. Durch das Bevölkerungswachstum rücken die Menschen enger zueinander, was nicht immer ohne Konflikte abläuft. Nachbarschaftsthemen gewinnen daher zunehmend an Bedeutung. Eine generell sehr hohe Zufriedenheit mit der infrastrukturellen Ausstattung hinsichtlich Bildungs-, Betreuungs- und Gesundheitseinrichtungen kann fast im gesamten Stadtgebiet festgestellt werden, wobei die zentrumsnahen Bezirke hier besonders gut abschneiden. Wohnen in der Stadt ist daher wieder ein Modell, das sich großer Beliebtheit erfreut.
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Kommentare
Infobox
Der Artikel von Bertram Werle und Simone Reis erschien im ISG Magazin Lebensqualität in Stadtzentren und wurde GAT zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt.
Resümee der 2013 durchgeführten Bevölkerungsbefragung zur Lebensqualität in Graz.
DI Mag. Bertram Werle
Stadtbaudirektor und Welterbebeauftragter der Stadt Graz
Mag. Simone Reis
Projektleiterin LQI (Lebensqualitätsindikatoren) -Modell Graz
Im Grünen
Wo wohnt eigentlich der Grazer Baudirektor?
Wie passt das mit Ihren frommen Wünschen zusammen, Herr Werle?
Zitat Bericht: "Auffallend ist, dass besonders Bezirke, die offenkundig eine hohe Verkehrsbelastung haben, einen leichten Rückgang in der subjektiven Lebensqualität verzeichnen. Lärmemissionen, oftmals ausgelöst durch den Verkehr, sind zudem ein sehr häufig genannter Grund, warum Menschen den Wohnort wechseln. Das betrifft in Graz primär jene Stadtteile, die an Zufahrtsstraßen in das Stadtgebiet angrenzen."
Zitat Prospekt "Ihr Wohntraum im Herzen von St.Peter": Das Projekt liegt im ursprünglichen Ortsteil von St.Peter zwischen der St.Peter Hauptstraße und der Pfarrwies'n (Anmerk. an der St.Peter Hauptstr.) .... 47 Wohnungen und 2 Geschäftslokale. Gefällige Allgemeinflächen und Innenhöfe ergeben spannende Wohnsituationen mit teils dörflichem Charakter (!) Es entstehen großteils 2-Zimmer Wohnungen mit vermietungsoptimierten (!) Grundrissen, in den Randbereichen ... und Dachgeschoßen familienfreundliche Grundrisse und Penthäuser, die EG- Wohnungen verfügen teilweise über Eigengärten.
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zum Studium der Lebensqualitätsindikatoren (LQI)
Wichtige Ergänzung zum Zitat aus dem Bericht Grazer Modell der Lebensqualitätsindikatoren (LQI) von Werle/Reis, auf das sich meine Antwort bezogen hat: "....Das betrifft in Graz primär jene Stadtteile, die an Zufahrtsstraßen in das Stadtgebiet angrenzen. Die Stadtentwicklung in Graz setzt daher nicht von ungefähr auf eine verkehrsberuhigte Nachverdichtung in einer urbanen Stadt mit einer Anbindung an den öffentlichen Verkehr und einem gut ausgebauten Wegenetz, so dass die täglichen Wegstrecken auch ohne Auto zurückgelegt werden können."
Nachsatz: Verkehrsberuhigte Nachverdichtung mit Vorsorgewohnungen im "Wohntraum im Herzen von St.Peter" von REMAX? Lärmschutz auf Terrassen durch offene, raumhohe, käfigartige Lattenverkleidung?
Wird alles erlaubt und genehmigt, obwohl Stadt "nicht von ungefähr" auf verkehrsberuhigte Nachverdichtung setzt?