04/08/2013

Der Essay ich am 03.08.2013 im Spectrum der Tageszeitung "Die Presse" erschienen.

04/08/2013

Die einen, Zuwanderer, heimatlos, suchen die Heimat in der Fremde. Den andern, den Eingesessenen, die zu Hause geblieben sind, wird die eigene Heimat fremd. Sind wir ein Kontinent der Heimatlosen geworden?

Wollen wir über Heimat reden? „Hat der Mensch sich erfasst“, so heißt ein berühmter Satz von Ernst Bloch in seinem „Prinzip Hoffnung“,„und das Seine ohne Entäußerung und Entfremdung in realer Demokratie begründet, so entsteht in der Welt etwas, das allen in die Kindheit scheint und worin noch niemand war: Heimat.“ Das ist etwas Neues: eine Heimat, die in der Zukunft liegt und nicht in der Vergangenheit. Es ist die Utopie vom Nachhausekommen. Bloch nennt das die Utopie vom Umbau der Welt in Heimat.

Von Heimat ist heute viel die Rede. Einmal, weil wir in einer Zeit der Völkerwanderungen leben und Millionen Menschen ihre Heimat verlassen oder verlassen haben, freiwillig oder unfreiwillig. Sie sind heimatlos oder, besser, auf der Suche nach Heimat. Sie suchen die Heimat in der Fremde, hoffen darauf, dass diese sich eines Tages in eine Heimat verwandelt. Und zum Zweiten, weil in unserer Epoche der rasanten Veränderungen aller Lebensverhältnisse auch vielen, die zu Hause geblieben sind, die eigene Heimat fremd geworden ist. Sie schauen sich um und stellen fest: Nichts ist mehr so, wie es war, als sie Kinder waren. Alles schaut anders aus, die Häuser, die Straßen, die Landschaft und auch die Menschen, die auf einmal hier leben und früher anderswo gelebt haben. Das ist verwirrend und macht nicht selten auch Angst. Manche sagen dann: Früher war alles besser. Sie sehnen sich nach der Welt ihrer Kindheit. Und andere, wie eben Ernst Bloch, halten es mit dem Prinzip Hoffnung, suchen die Heimat in der Zukunft und wollen die Welt in Heimat umbauen. ...

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