15/02/2010
15/02/2010

Mithilfe eines Sanierungsprogramms wurde die Mur in den letzten Jahren wieder zu einem artenreichen Fluss, an dem man gerne Erholung sucht. Wie lange wird das noch möglich sein?

Mithilfe eines Sanierungsprogramms wurde die Mur in den letzten Jahren wieder zu einem artenreichen Fluss, an dem man gerne Erholung sucht. Wie lange wird das noch möglich sein?

Abholzung in den Murauen südlich von Graz

Ausleitung für die Staustufe Gössendorf. Fotos: Susanne Wechtitsch

Kommentar zum Bau zweier Staustufen im Landschaftsschutzgebiet Murauen Graz-Werndorf.

Seitdem ein Sanierungsprogramm die Mur wieder zum grünen Fluss werden ließ, wurde
für die Grazerinnen und Grazer ein weiteres Stück Natur mitten in der Stadt wieder greif- und spürbar. Mit dem Bau der Muruferpromenade wurden Uferzonen neu gestaltet. Viele Stadtbewohner suchen seither ihre Lieblingsplätze am Fluss auf und entspannen sich. Auch im Fluss kehrte das Leben zurück. Eine erstaunliche Anzahl von Fischarten tummelt sich in der Mur mitten in Graz, darunter auch der in Österreich sehr selten vorkommende Huchen.

Vor den Toren der Stadt liegen die im Jahr 1981 zum geschützten Landschaftsteil erklärten Murauen.
Trotz der Ende des 19. Jahrhunderts erfolgten Regulierung der Mur zählen sie zu den reichhaltigsten biogenetischen Reservaten mit zahlreichen unter Artenschutz stehenden Tieren und Pflanzen. Wegen der guten Anbindung an das Rad- und Fußwegenetz sind sie ein leicht und umweltfreundlich erreichbares Erholungsgebiet für 500.000 Menschen. Noch 2003 sollte dem mit öffentlichem Grünraum unterversorgten Grazer Süden mehr sanfte Nutzung des Naturjuwels ermöglicht werden. Bürgermeister Nagl gab sich damals überzeugt: "Es gibt so viele qualitätsvolle Plätze in dieser Au, die das zweitgrößte Augebiet in ganz Österreich ist, man muss sie nur entsprechend herzeigen.“

Damit ist nun wohl Schluss, denn der Ausbau der Wasserkraft an den letzten freien Fließstrecken der Mur hat Vorrang vor der Freizeitnutzung und dem Naturschutz. Zwei 13 km lange Streifen des Auwaldes werden für die beiden Staustufen Gössendorf und Werndorf der STEWEAG gerodet, insgesamt mehr als 50 ha. Die beiden Projekte sollen zwar in den Landschafts- und Naturraum integriert werden, verändern diesen jedoch mit negativen Auswirkungen auf Biotope und Ökosysteme, die Forstwirtschaft, das Landschaftsbild und die Wassersportnutzung. Im Zuge der Kraftwerksbauten wird der Mur beinahe das gesamte Wasservolumen für die Wasserkraft entnommen. Weniger als ein Prozent der Wassermenge wird der Rest-Au zugeführt - viel zu wenig, um ein hochkomplexes Ökosystem für die Zukunft zu sichern.

Da in Zeiten eines stetig wachsenden, aber nicht hinterfragten Energieverbrauchs die ausreichende Versorgung mit Strom Priorität genießt, überwiegt dieses öffentliche Interesse gegenüber dem Landschaftsschutz und somit der Erholung.

Berücksichtigt man die Zerstörung des Landschaftsbildes und die Verminderung der Erholungsfunktion, dann verliert die Wasserkraft als erneuerbarer Energieträger wohl ihre ökologisch „weiße Weste“. Denn Flusslandschaften sind in Österreich eine begrenzte Ressource, sind sie einmal wegen eines Kraftwerkbaus verbraucht, wachsen sie nicht mehr nach. Beeinträchtigt man für zukünftige Generationen ihre Wohlfahrtsfunktion - damit ist der Verlust an landschaftlichen Schönheiten und reichhaltiger Natur gemeint - dann ist ein weiterer Ausbau der Wasserkraft keine Lösung im Sinne von Nachhaltigkeit.

DI SUSANNE WECHTISCH lebt in Graz.
Architekturstudium an der Technischen Universität Graz.
Kreativnomadin in den Bereichen Malerei, Grafik und Fotografie.
Ausstellungen und Malreisen in Österreich.
Bevorzugte Themen sind Landschaften am Wasser, Stadtnatur
KONTAKT: susawe@gmx.at

Verfasser/in:
Susanne Wechtitsch
Georg Dornhofer

Bin kürzlich der Gruppe "rettetdiemur" beigetreten und habe heute folgendes Mail erhalten:
"
Hallo Leute!
Gestern und heute wurde bereits erfolgreich die Schlägerung des
Uferstreifens im Bereich der Kläranlage Mellach blockiert.
Da die Estag offensichtlich keine Genehmigung für die Schlägerungen dieses
Gebietes besitzt (der Uferstreifen ist im Besitz der Bundesrepublik),
wurde in keiner Form gegen die Protestanten vorgegangen. Auch Polizei
wurde daher keine eingeschaltet.
Die Blockade soll daher auch aufrechterhalten werden. Dafür brauchen wir
jede Unterstützung! Das Gebiet ist einfach mit der Buslinie 521 ab
Jakominiplatz zu ereichen bzw. gibt es auch nach Absprache die
Möglichkeit, mit dem Auto mitzufahren.
Wer also einen Blick in den noch realtiv schönen Teil der Au werfen und
sich dabei auch praktisch gegen die Naturzerstörung engagieren will, bitte
melden!
0650 7203837 Martin, 0650 5612586 Erwin, oder 0650 7040241 Raimund
Anbei noch ein Erfahrungsbericht der Besetzung der Baustelle.
Bis hoffentlich bald!
---
Nachdem wir das Kettenfahrzeug heute gegen 15 Uhr, 15. Feber bei der Arbeit
blockierten, verließ der Fahrer seinen Arbeitsplatz und kam später wieder
mit Verantwortlichen der ESTAG zurück.
Das ganze fand im derzeitigen Rodungsgebiet, nahe der Kläranlage Mellach,
also genau an der Position, für die geplante Staustufe Kalsdorf statt.
Auf Martins Verlangen, das die im Bundes Eigentum befindlichen Uferstreifen,
nur mit einer mitgeführten Genehmigung gerodet werden dürfen, wurde noch ein
zusätzlicher ESTAG Mitarbeiter angerufen, der dann schließlich auch kam und
uns 3 Seiten Papier mit null Aussagekraft präsentierte!!!
Der Einwand unsererseits, das es sich damit sicherlich um keine Genehmigung
für die Rodung der Uferstreifen handeln kann, wurde von ihm nur mit
Schweigen entgegnet!
Auf die Androhung, das wir mit hohen Kosten rechnen müßten, bzw. das sie uns
nun bei der Polizei anzeigen würden, reagierten wir unter anderem damit, das
wir alle bei der Baumaschine geblieben sind......
Die angedrohte Polizei kam natürlich auch eine Stunde später danach nicht,
na warum wohl..........
Sehr entgegenkommend zeigte sich der zuständige, dort anwesende Polier,
seine Einladung auf einen Kaffee danach, haben wir aber nicht angenommen....
Und Theresa hatte die Nacht zuvor im Zelt auf dem "Notburga Grundstück"
verbracht...........
Mit der dringenden Bitte nun um EURE Unterstützung für weitere NOTWENDIGE
Aktionen!
Einfach: 0650 7203837 Martin, 0650 5612586 Erwin, oder 0650 7040241 Raimund
rufen!
Bis.....Vorerst........!
"
Nach der Besetzung des Audimax und darauffolgender Besetzung diverser Hörsäle augrund der Missglückten Bolognareform passiert hier erneut aktive Zivilcourage!
Der Gefahr von grauslicher Verschandelung von Stadt- und Naturräumen wurde bis jetzt nur sehr wenig entgegengesetzt.
Die folgende Nachricht veranschaulicht eine erfreuliche Ausnahme.
Man kann nur hoffen dass dies eine Kettenreaktion auslöst.
Ich frage mich wo der Aufschrei und die Gegenwehr der Grazer Grünen gegen die Kraftwerke und gegen die Abholzung bleibt.
Ich habe höchsten Respekt vor dem Einsatz dieser AktivistInnen.

Mi. 17/02/2010 11:13 Permalink
E.mil

angeblich hängt die städtische genehmigung für die staustufen und kraftwerksbauten eng mit der eu-vorgabe zusammen, bis zu einem baldigen zeitpunkt die kanalisation der stadt zu 'erneuern'? da dies direkt mit den staustufen verbunden ist, scheint das ein abkommen aus finanziellen gründen zu sein, daher wohl keine rücksichtnahme auf alles andere, wie naturschutz und sonstige bedürfnisse von natur, tieren, menschen und grazern.

Mo. 15/02/2010 9:42 Permalink
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