03/08/2015

Von 1. Juni bis 30. September 2015 findet der erste steirische Architektursommer statt. GAT nimmt mit dem Projekt A Tempo – Die mobile High Definition Baustelle teil. KEINE Architekturschwalbe ist der 22. Clip der Serie.

Konzept & Grafik: Norbert Rusz
Text: Emil Gruber
Videoclips: Nico Schrenk
Musik: Norbert Rusz

03/08/2015
©: Melinda Fawver
©: HDA – Haus der Architektur

Die Hotelgruppe wurde irgendwann in den 1990ern gegründet. Trotz geringem Kapital, nicht vorhandenem Geschäftsplan und ohne jede Marketingstrategie erwarteten die Investoren von Beginn an eine große Auslastung. Mittlerweile sind die Hotels in vielen Ländern der Erde zu finden. Sie haben sich dem jeweiligen Markt angepasst, einen hohen Wiedererkennungswert, auch wenn Letzteres keine Rolle im Businessmodell spielt.
Die Zimmer sind für das Notwendige adaptiert, der Preis ist maximal günstig. Der Komfort wirkt bescheiden. Es gibt weder Service, noch Reinigungspersonal, auch keinen Portier. Wer essen oder trinken will, muss außer Haus. 
Die Bausubstanz ist gewöhnungsbedürftig. Trotz teilweise ausgeprägter Dachkonstruktionen können die Zimmer feucht sein, dafür wurde an Nasszellen gespart. Heizungs- oder Klimaanlagen waren nie im Programm, Lifte nie eingebaut. Barrierefreiheit wurde ignoriert. 
Animation wird nicht angeboten, Meerblick und Hausstrand spielen keine Rolle. Dennoch schätzt die Zielgruppe – SaisonarbeiterInnen und ihre Familie – der Betreiber die Lage. Die Hotels werden in der Nähe von Beschäftigungsfeldern errichtet und gelten als kinderfreundlich. Gratis Gästeparkplätze rund um das Hotel sind in großer Menge vorhanden.
Die Gäste stammen aus allen Schichten. Es gibt durchaus Gruppierungen, die sich besser aus dem Weg gehen. Dennoch haben die zahlreichen Besucher etwas gemeinsam, einen Hang zum Ungestörtsein. 
Online sind diese Hotels nicht zu buchen, Reisebüros ignorieren sie. Hotelbewertungen gibt es nicht. Trotzdem scheinen sich viele Gäste so wohl zu fühlen, dass sie gar nicht mehr ausziehen oder regelmäßig wiederkommen.

Ein architektonischer Ausreißer dieses Typus ist das von ortlos architects 2010 gestaltete Inn Vertebrate. Es wurde trotz einem bestehenden Bauverbot ohne jeglichen Widerstand auf den Bunhill Fields, einem aufgelassenen, aber unter Denkmalschutz stehenden Friedhof in London errichtet und hatte von Beginn an eine hohe Auslastung. 
Neben Suiten, Zimmern und Kammern gibt es hier einen einzigartigen, zentralen Mehrzweckraum. 
Ob die von ihren Gestaltern augenzwinkernd als Diskothek bezeichnete Öffnung in diesem Insektenhotel genützt wird, entzieht sich unserer Kenntnis. 

Ausgefallene Architektur: Luftschlösser
Gernot Stangl: geplant – errichtet – verändert – vernichtet. Ungebautes Graz (2008)

Aufgefallene Architektur: Erbhöfe
Josef Schiffer: Altstadtrundgang „Was ist das Weltkulturerbe?“ (2007)

Angefallene Architektur: Schutzhütten
Elisabeth Lechner: Grünangersiedlung – Eine Wohnanlage der etwas anderen Art in Graz-Liebenau (2008)

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