07/09/2016

Keine Angst vor Parti- zipation! Wohnen heute

Magazin zur gleichnamigen Ausstellung im Architekturmuseum, TU München, 17.3. – 12.6.2016

Keine Angst vor Partizipation! Wohnen heute
Andres Lepik & Hilde Strobl (Hg.)
96 Seiten, über 100 Abbildungen
TU München, April 2016
ISBN 978-3-9817790-0-4
14,90 Euro

07/09/2016

Lange Eng Collective Living, Dänemark, 2009. Foto: Stamers Kontor

Architektur: Dorte Mandrup Arkitekter A/S ©: Dorte Mandrup Arkitekter A/S

Lange Eng Collective Living, Dänemark, 2009

©: Architekturmuseum der TU München

Hunziker Areal, Zürich, 2012–2015, Futurafrosch, Duplex Architekten, Müller Sigrist, Pool Architekten, Miroslav Šik, Foto: Ursula Meisser

©: Architekturmuseum der TU München

Kalkbreite, Zürich, 2012–2014. Zentraler, auch für das Quartier offener, Hof.

©: Martin Stollenwerk

Wohnprojekt Wien, Baugruppen-Projekt, 2012–2013.

©: Hertha Hurnaus

Baugruppenprojekt JAspern in Wien-Aspern, 2013–2014

©: Markus Kaiser

Cover

©: Architekturmuseum der TU München

In den vergangenen Monaten zeigte das Architekturmuseum der TU München unter dem Titel Keine Angst vor Partizipation! Wohnen heute eine Zusammenschau einiger der relevantesten partizipativen Gemeinschaftsprojekte der letzten Jahre. 12 Projekte, aus Dänemark, Deutschland, der Schweiz und Österreich wurden vorgestellt und der Ländervergleich offenbarte die regional unterschiedlichen Beweggründe Alternativen zu Staat und Markt zu suchen. Im Katalog streicht die Kuratorin Hilde Strobel noch einmal die projekt- und landesspezifischen Merkmale hervor, die auf den früheren, regionalen Erfahrungen im experimentellen und partizipativen Wohnbau und der unterschiedlichen öffentlichen Rezeption und Unterstützung fußen.

Der Vorbildcharakter aller Projekte liegt in ihrem Anspruch "mehr als Wohnen" zu generieren. Sie sind gemeinschaftsorientiert, generationsübergreifend, ökologisch und stehen im Dialog zu ihrer Umgebung, sie sind oft bewohnerinitiiert und zeigen auf wie im urbanen Raum durch BürgerInnen- und BewohnerInnenbeteiligung lebenswerter Wohnraum entsteht.

mehr als wohnen ist nicht nur ein BewohnerInnenwunsch sondern ist auch Programm und Name der Genossenschaft, die 2007 in Zürich zum 100-jährigen Jubiläum des gemeinnützigen Wohnbaus von über 50 Züricher Baugenossenschaften gegründet wurde.
In einem mehrjährigen Prozess und einem intensiven Beteiligungsverfahren wurde das 40.200m2 große Huntziker Areal in Zürich beispielhaft entwickelt und mit der Projektfertigstellung 2015 konnten 350 neue Wohnungen übergeben werden. Aus der Zusammenarbeit alter und junger Genossenschaften, darunter Kraftwerk 1, der Stadtverwaltung und Betroffener ist ein neuer Geist für eine bürgernahe Stadtentwicklung entstanden, der sich bereits in Folgeprojekten, wie der Kalkbreite, fortsetzt. Die Züricher Beispiele sind, wie auch Marion Goerdt von der FH Trier und Birgit Kaspar vom Netzwerk Frankfurt für gemeinschaftliches Wohnen, in einem Vortrag im deutschen Architekturmuseum im letzten November darlegten, Lehrbeispiele der städtebaulichen Nutzung der Innovationskraft von Betroffenenplanungen.

Die Stadt Wien versucht in den letzten Jahren ebenfalls die soziale Kompetenz von Baugemeinschaften gezielt in großen Stadtentwicklungsgebieten zu nutzen. Sie verfolgt einen etwas anderen Ansatz und steuert die gewünschte Vielfalt und Kleinteiligkeit der Projekte durch gezielte Wettbewerbe und Förderungsmittel. Im Magazin werden die Paradebeispiele, das Wohnprojekt Wien von einzueins architektur wie auch die Pionierprojekte der Jahrtausendwende, die Sargfabrik von BKK-2 und die Miss Sargfabrik von BKK-3 vorgestellt.

Die Ausstellung umfasste aber nicht nur architektonisch interessante und gebaute Projekte. Den gelungenen Berliner Projekten Wohnen am Spreestrand der Zusammenarbeiter – Gesellschaft von Architekten mbH und dem Studentenprojekt Wohnheim Siegmunds Hof der Baupiloten stellen die die Autoren auch das Protestcamp Gecekondu-Berlin gegenüber, das von einer Bürgerinitiative als Vorfeldorganisation, die leistbaren Wohnraum einfordert, gegründet wurde.

Es sind gerade die Unzugänglichkeiten des Wohnungsmarktes in boomenden Großstädten, die für ganze Bevölkerungsgruppen Auslöser für ein Gemeinschaftsprojekt werden. Mit dem Frauenwohnprojekt in München Riem, der Wagnisart und dem Projekt Mehrgenerationenwohnen Forstenried von bogevischs buero architekten stellt die Kuratorin letztlich auch 3 Münchner Projekte vor.

Der Katalog ist eine Ergänzung zur Ausstellung und im Zusammenspiel der beiden Medien erklärt sich eventuell das etwas willkürlich erscheinende, uneinheitliche Seitenlayout und der Verzicht auf durchgehend gut lesbares Planmaterial. Für weiterreichende Recherche findet der Leser aber bei allen Projekten Verweise auf Literatur- und Web-Publikationen.

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