Susanne Baumann-Cox (Mitte) im Gespräch mit DI Andreas Stiasny und Schwester Josefine Schramm

Volldimmbare LED-Farblichtscheibe mit 80 cm Durchmesser über einem Patientenbett. Design: DI Andreas Stiasny, Light of Wellness. Foto: KAGes

Jede Lichtscheibe kann über eine ausgefeilte Analogsteuerung individuell eingestellt werden. Foto: KAGes

Foto: KAGes

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Grundriss der neuen Aseptischen Intensivstation am LKH KLinikum Graz. Planung: Arch. DI Irmfried Windbichler, Graz

Seit einiger Zeit ist bei allen KAGes–Projekten die Basale Stimulation ein wichtiges Thema und wird regelmäßig mit einbezogen. Unter Basaler Stimulation versteht man eine Beeinflussung der unterschiedlichen Gehirnaktivitäten durch die Sinneswahrnehmungen. Das ist vor allem für Patienten mit eingeschränkter Wahrnehmungsfähigkeit ein Thema. Bislang wurde die Basale Stimulation in den KAGes-Projekten teilweise durch Malereien oder Wandapplikationen an Wände, wie zum Beispiel auf der Männerstation 4 des Pflegeheims Schwanberg, umgesetzt. (GAT berichtete).

Am LKH Klinikum Graz geht man jetzt jedoch einen bemerkenswerten Schritt weiter. Die lange und ungeduldig erwartete Umsiedelung der Aseptischen Intensivstation vom Altbau der Univ. Klinik für Chirurgie in die Erweiterung des Operations-Zentrums A, welches von Architekt Irmfried Windbichler geplant wurde. Das Gebäude befindet sich im Innenhof der alten Chirurgie und nimmt nun Formen an: Mitte Juni 2010 wird umgezogen.

Als auch bei diesem Projekt in der Planungsphase das Thema der Basalen Stimulation im Raum stand, kam die Sprache sehr bald auf DI Andreas Stiasny, der sich mit seiner Firma „Light for Wellness“ schon seit Jahren mit der Idee der Raumatmosphäre und dem, „was mit den Menschen in der Architektur passiert“ auseinandersetzt. Auch das Personal der Intensivstation, allen voran die leitende Schwester Josefine Schramm, war Feuer und Flamme und stand voll hinter der neuen Idee, animiertes Farblicht in die Station zu integrieren. In intensiver Zusammenarbeit wurde ein innovatives Konzept für die Intensivstation entwickelt.

Die neue Station ist ein großzügiger, lichtdurchfluteter Raum, in dem 10 Intensivbetten Platz haben werden. Über jedem Bett ist eine volldimmbare LED-Farblichtscheibe mit 80 cm Durchmesser so angebracht, dass der Patient sie gut wahrnehmen kann. Ist es draußen dunkel, werden die Farben je nach Intensität auch zart von der Bettwäsche zurückgeworfen. Jede Lichtscheibe kann über eine ausgefeilte Analogsteuerung, die von einer auf therapeutische Lichtanwendungen spezialisierten Firma entwickelt wurde, individuell und in Abstimmung mit dem Patienten, je nach Kommunikationsfähigkeit, für jedes einzelne Bett eingestellt werden.

Stiasny und das Pflegepersonal werden nicht müde zu betonen, wie wichtig diese Individualität ist. Waren es vorher oft Poster von Sonnenuntergängen, Bergen oder Segelbooten an der Wand, an denen sich Patienten orientieren, festhalten und eben auch stimulieren konnten, stehen heute modernste Techniken für individuelle Möglichkeiten zur Verfügung. Denn was für den einen eine schöne Assoziation von Freiheit auf dem Meer bedeutet, bewirkt beim anderen unter Umständen Bedrückung oder Unwohlsein. Da aber die Assoziation von Farben vollkommen bar jeglicher Bildvorstellungen ist, kann man die Farbtöne immer so einstellen, dass sie angenehm wirken. Auch hier vermitteln im Allgemeinen Rottöne Wärme und Blautöne Kühle und Beruhigung – im Einzelfall kann das aber noch einmal ganz anders sein. Mit diesem System wird über eine zentrale Steuerung ein „emotional nährendes Gesamtraumklima geschaffen“ (Stiasny). Die Farben des Konzeptes für die Intensivstation sind immer paarweise zusammengestellt, um damit mehr der Natur zu entsprechen, die sich ja auch selten monochrom darstellt.

Obwohl statistisch und wissenschaftlich schwer nachweisbar, scheint der positive Effekt so logisch, dass es zunehmend Einrichtungen gibt, die in ein System dieser Art investieren. Sicher ist auf jeden Fall, dass die neue Aseptische Intensivstation des LKH-Univ. KlinikumsGraz gänzlich anders ist als die alte. Dies bedeutet sicherlich auch eine große Umstellung für das Personal, das sich nun an das wesentlich größere Raumangebot gewöhnen wird müssen.

Als Wohlfühlstation kann eine solche Einrichtung zwar nicht bezeichnet werden, aber wenn dem Aufenthalt dort einiges an Schrecken genommen werden kann und sich auch der Stress des Personals durch das Farblichsystem mindern lässt, ist doch schon sehr sehr viel gewonnen.

Verfasser/in:
Susanne Baumann-Cox, Bericht
Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
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