14/12/2022

Die Bürger*innenbeteiligungsprojekte „Green up Lend“ und „Green up Gries“ wurden von Architektin Elisabeth Kabelis-Lechner konzipiert und durchgeführt.
Die Finanzierung erfolgte über das Klima-Sonderbudget für Bezirke.
Die Schlusspräsentationen wurden allen Teilnehmer*innen und der Stadtregierung übermittelt und stehen hier als Downloads zur Verfügung.

14/12/2022

Lend: Potenzial für begrünten Schulvorplatz, KLEX, Marschallgasse

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

Lend: Marschallgasse hat Potenzial für eine grüne Meile

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

Lend: es fehlen konsumfreie Bänke vorm Lendhotel

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

Lend: zu viel Beton am Margarete-Hoffer-Platz

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

Lend: Grüne Gasse, Baumscheibe ohne Baum

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

Lend: überdimensionierte Kreuzung benachteiligt sanfte Mobilität

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

Lend: Zeillergasse, Baumpotenzial auf leeren Baumscheiben

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

Lend: Grünfläche mit Potenzial für einen Pocketpark in der Kalvarienberggasse

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

Lend: Kreuzung Wienerstrasse/Bienengasse hat Verbesserungsbedarf

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

Gries: Gruppe am Griesplatz

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

Gries: Schotterinseln begrünen

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

Gries: Lagergasse/Stadlgasse, Potenzial für einen Pocketpark Lagergasse

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

Gries: ungenützte Grünflächen mit Potenzial für einen Pocketpark, breite Stadlgasse in Wohnstrasse umbauen

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

Gries: Gruppe am Griesplatz Nord, Kinder wünschen sich hier eine Wasserfläche

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

Gries: überdimensionierte Kreuzung hat Potenzial für einen Rückbau mit Parklet

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

Gries: wir messen die Strassenbreite der Feuerbachgasse

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

Seit 2001 wird in Graz eine Zunahme der durchschnittlichen Lufttemperatur um 1,4°C gemessen. Graz ist damit überdurchschnittlich stark von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen. Die Zahl der Hitzetage und Tropennächte hat bereits stark zugenommen und wird laut Expert*innen noch weiter wachsen. Mitverantwortlich dafür ist die großräumige Bodenversiegelung durch starke Bautätigkeit. So vernichten und versiegeln Anlegerwohnprojekte, die ausschließlich nach der Logik des Kapitals geplant und errichtet werden, (letzte) Grünflächen und wertvollen alten Baumbestand. Die Auswirkungen sind nicht nur für das Stadtklima verheerend, sie wirken sich auch negativ auf Aufenthaltsqualität, Lebensqualität und Gesundheit der Stadtbewohner*innen aus. 

Was tut die Stadt, „um Graz klimafit zu machen“? Als eine Maßnahme hat sie 2020 den Grazer Klimaschutzfonds ins Leben gerufen. Dieser fördert verschiedene Projekte. Eines davon ist der Klimaeuro für Bezirke, der mit Ende 2022 ausläuft. Aus diesem Klima-Sonderbudget (ca. 1 EUR je Einwohner*in) konnten Projekte im Bezirk durch Bezirksratsbeschluss gefördert werden, die zum Klimaschutz und zur Klimawandelanpassung beitragen. Sowohl Privatpersonen als auch juristische Personen (Betriebe, Vereine, Schulen) konnten für bezirksbezogene Anliegen und Projekte eine Bezirkssubvention beantragen. Die gesamte Fördersumme für alle Bezirke beträgt: 326.000 Euro.

Die Idee von bezirksbezogenen Klimaschutzprojekten fand ich sehr interessant. So entwickelte ich ein Konzept für ein Projekt, in dem Bezirksbewohner*innen sich aktiv einbringen können. 2021 stellte ich das Projekt Green up Gries dem Bezirksrat Gries und 2022 das Projekt Green up Lend dem Bezirksrat Lend vor. Beide Projekte wurden auf Basis einstimmiger Beschlüsse der Bezirksräte gefördert und erfolgreich umgesetzt. 

Welche Ziele verfolgten die Projekte Green up Gries und Green up Lend?

- Bezirksbewohner*innen und der Bezirksrat sollten für das Thema mehr Bäume und mehr Grün als wirksame Klimaschutzmaßnahmen sensibilisiert werden. Als Lokalexpert*innen sollten sie ihre Anliegen und Ideen für eine Verbesserung des Stadtklimas und der Aufenthaltsqualität im Quartier einbringen.

- Schulen wurden eingeladen, sich mit eigenen Schulprojekten am Green up-Projekt zu beteiligen.

- Mithilfe des Beteiligungsprojekts sollte zivilgesellschaftliches Engagement für Klimaschutz gestärkt und gefördert werden. 

- Über Methoden der Bürgerbeteiligung sollten potenzielle Baumstandorte, Bereiche für neue Grünflächen und konsumfreie Sitzmöglichkeiten „entdeckt“ und Vorschläge für eine verbesserte Ausgestaltung vorhandener Grünflächen formuliert werden. Eventuelle Gefahrenstellen für Fußgänger*innen und Radfahrer*innen sollten dokumentiert werden.

Bezirksbewohner*innen kommen zu Wort:
Bewohner*innen und Bezirksrat wurden zu geführten Aktionsspaziergängen im definierten Projektgebiet eingeladen. Ein Bündel grüner Heliumballons symbolisierte einen Baum, für den ein potenzieller Standort gefunden werden sollte. Die grünen Ballons machten die Beteiligungsaktion öffentlich sichtbar und luden auch zum spontanen Mitmachen ein. Am Griesplatz und am Lendplatz waren wir damit besonders auffällig, manche Passant*innen fragten nach dem Zweck der Aktion, einige gingen auch ein Stück mit uns. Während der Spaziergänge nahmen wir uns gehörig viel öffentlichen Raum. Inmitten von Kreuzungen diskutierten wir Probleme und Verbesserungsideen, Autofahrer*innen mussten uns Platz machen, wir vermaßen die Straßenbreiten, um festzustellen, ob Baumreihen, Gehsteigverbreiterungen oder auch Fahrradstreifen Platz finden könnten. Alles wurde dokumentiert und fotografiert. 

Das diskutierten die Teilnehmer*innen:
Beim langsamen Spaziergehen wurde die ungerechte Platzverteilung zugunsten des Autoverkehrs sehr evident. Die Teilnehmer*innen besprachen Möglichkeiten, überbreite Kreuzungen und Straßen in den 30-er Zonen rückzubauen und so mehr Platz für Bäume und Baumreihen zu schaffen. Diskutiert wurden zu schmale Gehsteige, wo komfortables, sicheres Gehen nicht möglich ist, das mangelnde Angebot an Fahrradstellplätzen und der Überhang an PKW-Stellplätzen. An einem Spaziertag war es sehr heiß und so war die negative Auswirkung von Asphalt- und Betonflächen auf das Mikroklima extrem spürbar. Vor dem Lendhotel und am Margarete-Hoffer-Platz wurde der massive Einsatz von Schotter- und Betonflächen statt kühlender Grünflächen kritisiert. Ein Teilnehmer formulierte das sehr treffend: Graz mag Beton! Sowohl in Gries und Lend wünschten sich die Teilnehmer*innen mehr konsumfreie Sitzmöglichkeiten und fanden dafür auch geeignete öffentliche Flächen: Grünflächen, die derzeit zweckentfremdet als Müllsammelstellen bzw. auch als Hundewiese verwendet werden, sollten in Pocketparks umgestaltet werden. Beim Floßlendspitz wünschten sich die Teilnehmer*innen echte Bürger*innenbeteiligung bei einer zukünftigen Umgestaltung. Bei langen Straßenzügen ohne Schatten spendende Bäume wurden Baumstandorte vorgeschlagen. Mehrere Grünflächen ähnlich einer Baumscheibe in zwei Straßen in Lend provozierten die Frage, warum es hier keine Bäume gibt. Man war sich einig, dass in diesen „leeren Grünflächen“ schnell und mit wenig Aufwand Bäume gepflanzt werden könnten. 

Ergebnisse:
Die Spaziergänge wurden protokolliert und dokumentiert, die Ergebnisse und Ideen in Pläne plakativ eingetragen. Aus allen Unterlagen wurde eine aussagekräftige Schlusspräsentation des Beteiligungsprozesses erstellt. 

Im Bezirk Gries präsentierte ich die Ergebnisse im Rahmen einer Bezirksratssitzung. Dem Bezirk Lend wurde die Schlusspräsentation übermittelt und die Möglichkeit zur öffentlichen Diskussion angeboten. Als einzige Schule beteiligte sich das Oeverseegymnasium am Projekt. Die Schule wurde motiviert, einen Förderantrag für das Schulprojekt „Green up Oeversee“ beim Bezirksrat einzureichen, dieser wurde mit Begeisterung angenommen. Im Herbst 2021 konnte das Klimaschutzprojekt „ökologisch sinnvolle Gestaltung des Schulvorgartens“ mit Beteiligung von Schüler*innen umgesetzt werden. https://oeversee.at/2021/projektvideo-green-up-oeversee/

Die Schlusspräsentationen „Green up Gries“ und „Green up Lend“ wurden auch der Grazer Stadtregierung übermittelt. Der Bezirksrat Gries hat in seiner letzten Sitzung ein fortführendes Projekt Green up Gries beschlossen. Dieses Projekt wird ebenfalls als Bürger*innenbeteiligungsprojekt 2023 umgesetzt und baut auf Ergebnisse des abgeschlossenen Projekts auf und führt diese weiter.

Wie geht es weiter?
Nun ist die Politik am Zug und gefordert, den Anregungen von Menschen, die sich ehrenamtlich für ein besseres Klima einsetzen, auch konkrete Chancen auf Umsetzung einzuräumen. Die Vorschläge sollten als wertvolle Vorarbeit von Aktivbürger*innen betrachtet werden und u.a. in das „Maßnahmenpaket Grazer Stadtbaum“ der Abteilung für Grünraum und Gewässer einfließen. Die Abteilung hält dazu u.a. fest: „Einen dichten, nachhaltig vitalen Baumbestand in der Stadt Graz zu schaffen und zu erhalten ist ein vorrangiges Ziel.“ 

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