03/06/2009
03/06/2009

Die erste Phase des Projekts der Stadt Graz zum Thema „Grazer Innenhöfe beleben“ ist abgeschlossen. GAT machte mit Landschaftsplanerin Maria Baumgartner, die mit Architektin Elisabeth Anderl Projektleiterin der ARGE Hofrevitalisierung ist, einen Erkundungsgang durch drei von sieben realisierten Pilothöfen.

2006 startete ein Team des Grazer Stadtplanungsamtes unter Leitung von Frau DI Eva Benedikt das Projekt „Grazer Innenhöfe beleben“ mit dem Ziel, EigentümerInnen und BewohnerInnen zu motivieren, für die Revitalisierung und Belebung der Innenhöfe aktiv zu werden. Projektpartner waren die Abteilung für Grünraum und Gewässer, das Amt für Jugend und Familie, das Amt für Wohnungsangelegenheiten, die Stadtbaudirektion und die Abteilung für Wohnbauförderung des Landes Steiermark. Das aus EU- Mitteln im Rahmen des Interreg-IIIB-Cadses-Programmes „ Hist. Urban“ geförderte Projekt wurde 2008 abgeschlossen. Aus einem Ideenwettbewerb im September 2006 ging die ARGE Hofrevitalisierung (Architektin Elisabeth Anderl, Landschaftsplanerin DI Maria Baumgartner, Rechtsanwalt Mag. Dr. Michael Axmann und Soziologin Mag.a Andrea Pavlovec-Meixner) als Bestbieterin für die externe Bearbeitung hervor. Als Ergebnisse liegen ein Strategiepapier zu den Themen Bebauungsplanung, Partizipation und Anreizsysteme und die Umsetzung von sieben Pilothöfen vor. Weiters wurde eine Beratungsstelle in der Stadt zur Hofbegrünung eingerichtet. Ein von der ARGE erarbeitetes Fördermodell für weitere Antragsteller und Initiativen liegt derzeit auf Schiene. Das Honorar der Arbeitsgemeinschaft belief sich auf ca. 49.000 Euro netto. Die Gesamtkosten des Projektes lagen bei 100.000 Euro brutto, wovon 50% von der EU finanziert wurden.

Die sieben Pilothöfe wurden aus ca. 20 Einsendungen ausgewählt. Ziel der Pilothöfe war es, Erfahrungen zu sammeln, wie man mit der Problematik Innenhofbelebung und -begrünung in Zukunft umgehen soll. Kriterien für die Auswahl der Höfe waren der Eigenantrieb der BewohnerInnen, verschiedene Eigentumsverhältnisse, d.h. eine Mischung aus privaten EigentümerInnen und Wohnhäusern der Stadt Graz. Bei manchen Höfen stand die Entsiegelung und Begrünung im Vordergrund, bei anderen wiederum eine Verbesserung der Nutzungsmöglichkeiten für die gesamte Hofgemeinschaft.

Vier Arbeits- und Planungsschritte wurden bei jeder Umgestaltung angewandt. Zu Beginn stand eine Hofbegehung mit Feststellung der aktuellen Nutzung, positive Beispiele wurden präsentiert. Die BewohnerInnen konnten auf vorbereiteten Lageplänen skizzenhafte Vorschläge machen. Ein Fragebogen wurde ausgegeben, in dem auch nach eventuellen Mitwirkungsmöglichkeiten gefragt wurde. In einem nächsten Schritt wurden die Vorschläge, Skizzen und Fragebögen ausgewertet und ein darauf basierender Vorentwurf mit grober Nutzungsvereinbarung im Rahmen eines Planungsworkshops präsentiert und diskutiert. Danach wurde der jeweilige Entwurf fixiert, eine Kostenschätzung und Flächenbilanz erstellt und die Hofordnung vollendet. Zuletzt, nach Fertigstellung, erfolgte ein Abschlussfest.

Insgesamt dauerte der Planungsprozess rund zwei Monate, Ausschreibung und Umsetzung rund vier Monate. Die EigentümerInnen bekamen zwischen 1000 und 2000 Euro Förderung. Bedingung war, dass die Kosten nicht auf die Miete umgeschlagen, sondern aus dem Instandhaltungsbudget finanziert werden.

Hofbeispiel 1:
Wohnhaus der Stadt Graz am Bahnhofgürtel 65/Schmölzergasse 14; Einreicher: Wohnungsamt

Ausgangssituation:
Der 197 m² große Hof des siebengeschoßigen Eckhauses war fast vollständig mit Flächenbeton versiegelt. Die MieterInnen waren allgemein der Auffassung, der Hof dürfe nicht benutzt werden.
Die Umgestaltung brachte eine Wiese mit Schaukel, Sandkiste, im sonnigen Eck einen Sitzplatz für die Gemeinschaft, Blütensträucher und einen überdachten Müllplatz.

Hofbeispiel 2:
Schönaugasse 21: Gründerzeithaus im Privateigentum, Wohnungen vermietet, Einreicher: Eigentümer.

Ausgangssituation:
Der 318 m² große Hof gliedert sich in einen 45 m² großen, hausnahen, gepflasterten Bereich und einen rückwärtigen Gartenteil mit Baumbestand, Gemüse- und Beerenbeeten. Den BewohnerInnen war nur der kleine, gepflasterte Hofteil zugänglich, der restliche große Teil war mit einem Zaun abgesperrt und wurde von einer Mieterin genutzt.
Die Eigentümerin wollte den gesamten Bereich attraktivieren und allen MieterInnen zugänglich machen.
Hauptschwerpunkte waren eine neue Nutzungsvereinbarung, die Entfernung des Zauns, das Errichten eines Sitzplatzes für alle im hinteren Gartenbereich sowie die Sanierung des gepflasterten Bereiches. Dank der engagierten Eigentümerin haben nun alle MieterInnen Zugang zu einem idyllischen Grünraum mitten in der Stadt. Die Förderung betrug 1000 Euro. Es wurde sehr viel Eigenleistungen erbracht.

Hofbeispiel 3:
Jakob-Redtenbacher-Gasse 9, Gründerzeitliches Mehrparteienhaus in Privatbesitz. Unter den 19 Parteien befinden sich auch Verwandte der Eigentümerin. Einige Balkone waren bereits großzügig erneuert. Der Umgang der Hausparteien miteinander ist freundlich.

Ausgangssituation:
Der mit 120 m² sehr kleine Hof war fast zur Gänze zubetoniert. Eine zu große Kinderrutsche mit Schaukel nahm den Großteil der Fläche in Beschlag.
Nach der Umgestaltung ist der Hof teilweise mit Rasen, auf dem das neue, kleinere Kinderspielgerät steht, und mit Pflasterung belegt. Ein grünes Staudenbeet und Topfpflanzen schließen den Hof zu den Nachbarn ab. Unter den Balkonen mit begrünten Säulen wurde ein Sitzplatz eingerichtet und in der Ecke ein weiterer Sitzplatz gestaltet. Die Beteiligung der BewohnerInnen war sehr hoch.

Die drei besuchten Höfe sind gute Beispiel für eine erfolgreiche Innenhofbelebung.
Wie geht es nun weiter? Das Stadtplanungsamt bereitet gerade die Herausgabe einer Broschüre mit dem Thema „Urbane Oasen - Grazer Innenhöfe gemeinsam nutzen, erhalten und beleben“ vor. Sie soll ein vielfältiger Ratgeber zur Innenhofbegrünung sein und noch vor dem Sommer vorgestellt und öffentlich aufgelegt werden. Darüberhinaus ist ein Prämierungswettbewerb geplant. Sollte das Fördermodell beschlossen werden, kommen zuerst die restlichen der 20 eingereichten Höfe in den Genuss einer Anreizförderung - sofern nach wie vor Interesse besteht.

Verfasser/in:
Elisabeth Lechner, Bericht
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