16/11/2016

Dorf 2.0, Von der Leere zur Fülle

Dorf 2.0 beinhaltet eine Analyse kommunaler Probleme und Empfehlungen zur Stärkung von Ortskernen von Rainer Rosegger (SCAN) und Werner Nussmüller (Nussmüller Architekten) aus dem Jahr 2015.

Das Projekt ist eines von sechs Projekten, die im Rahmen der 7. Ausschreibung des steirischen ZukunftsfondsGTR:InGe nach dem Beschluss der Steiermärkischen Landesregierung am 20.03.2014 gefördert wurden.

16/11/2016

Coverbild der Publikation Dorf 2.0: Von der Leere zur Fülle

©: SCAN & Nussmüller Architekten

Cover der Publikation Dorf 2.0: Von der Leere zur Fülle

©: SCAN & Nussmüller Architekten

Kurzbeschreibung

Zersiedelung, Supermärkte auf der grünen Wiese und notwendiger KFZ-Verkehr sind auch im ländlichen Raum Probleme, die Gemeinden vor eine große Herausforderung stellen. Damit einhergehend vermehren sich leerstehende Gebäude in aussterbenden Ortskernen. Dorf- und Stadtkerne bildeten jedoch die Basis und sind noch immer historischer Ausgangspunkt unserer Gemeinden und Städte.

In Projekt Dorf 2.0 wurden in zwei stellvertretenden steirischen „Pilotgemeinden" (Marktgemeinde Wildon und Stadtgemeinde Rottenmann) innovative Maßnahmen und Instrumente für eine integrierte nachhaltige Entwicklung leerstehender Substanz entwickelt und durchgeführt um der Ausdünnung historisch gewachsener Ortszentren entgegenzuwirken. Das Ziel war ein neues innerörtliches Leben und soziale Dichte zu schaffen sowie das historische Ortsbild – funktionierend – zu erhalten. Die unmittelbare Handlung vor Ort sowie das Erproben konkreter Handlungsoptionen war wesentlicher Bestandteil der wissenschaftlichen Vorgehensweise. Unter anderem wurden dabei Impulse für alternative Wirtschaftsformen, für einen generationen- und kulturübergreifenden Austausch sowie zur Belebung des baulichen Bestands gesetzt. BürgerInnen der Pilotgemeinden wurden aktiviert und Möglichkeiten zur Vernetzung von AkteurInnen und der nachhaltigen Implementierung einer Zentrumsbelebung geschaffen.

Darüber hinaus wurde eine BürgermeisterInnenbefragung in der gesamten Steiermark und ein transdisziplinäres Symposium im Rahmen des Architektursommers durchgeführt. Aus den Erkenntnissen der gesetzten Handlungen zur Zentrumsbelebung in den Gemeinden können folgende Empfehlungen abgeleitet werden:

  • Schaffung eines Bewusstseins bei GemeindevertreterInnen bezüglich raumplanerischer Maßnahmen zur Stärkung von Ortskernen.
  • Infragestellung der Auftraggeberfunktion der Gemeinden in der Raumplanung – Delegation der Zuständigkeit auf überkommunale Ebene.
  • Ortsbildschutz ist nicht Fassadenschutz: Nur lebendige und bewohnte Ortszentren sichern die Zukunft der Orte.
  • Fonds für Gemeinden zur Finanzierung des Ankaufs für Schlüsselobjekte im Ortszentrum.
  • Umfassende Beschäftigung mit dem Thema Reaktivierung von (Orts-) Zentren auf allen Ebenen.
  • Schaffung eines konzentrierten Landesförderungspakets mit Einbindung der unterschiedlichen Ressorts um sozialen Wohnbau und Alternativnutzungen in bestehender, leerstehender Bausubstanz in Ortszentren zu ermöglichen – Pilotprojekte schaffen.
  • Förderung alternativer Nutzung von leerstehenden Gewerbeobjekten – Beispiel Zwischennutzung – wird zu ZwischenNutzung.
  • Soziale Aspekte spielen eine wesentliche Rolle für das Leben im ländlichen Raum.
  • Stärkung und Förderung der Eigenverantwortung der BürgerInnen über zukunftsorientierte Beteiligungs- und vor allem Umsetzungsprojekte.
  • Neue Wirtschaftsformen, die auf Kooperation, nachhaltiger Ressourcennutzung und Kreislaufwirtschaft basieren fördern.
  • Neue Konzepte zur Einbindung der Jugend entwickeln und umsetzen.
  • Keine Studien und Konzeptpapiere verfassen sondern in unmittelbare Umsetzungen gehen und aktives Agieren vor Ort fördern.
  • Geduld. Bewusstsein über den Zeitfaktor solcher Entwicklungsprozesse stärken. Denken in Zeiträumen von kommunalen Entwicklungskonzepten.

Veränderungsprozesse zur Reaktivierung von Ortszentren brauchen Zeit. Umso wichtiger ist es erste, konkrete Schritte zu setzen und Rahmenbedingungen für eine Lebensfähigkeit von Orten und kleinen Städten im ländlichen Raum zu setzen. Eine Aufwertung des Ortskerns trägt zur Stärkung der gesamten Gemeinde bei. Das hat damit zu tun, dass dieser Prozess zu einer Aktivierung und Vernetzung von BewohnerInnen, Wirtschaftstreibenden etc. führt. Gerade diese Netzwerke sind das eigentliche Kapital, von dem viele Gemeinden leben. Dieses Potenzial kann für eine umfassende Entwicklung in der Gemeinde, ausgehend von der (Re- )Aktivierung der Ortskerne, nutzbar gemacht werden.

Zusammenfassung der Ausschreibung GTR: InGe
GreenTechResearch: Intelligente Gebäude

Klimawandelszenarien geben vor, dass in Europa bis 2050 bedeutend weniger Treibhausgas emittiert werden darf. Diese enorme Reduktion ist – wenn überhaupt – nur realisierbar, wenn das gesamte Siedlungs- und Arbeitssystem der europäischen Zivilisation neu gedacht wird. Die individuelle Optimierung der Gebäude und Siedlungsstrukturen wird nicht ausreichen.

Im Gegensatz zu zahlreichen internationalen Projekten und Ideen zu neuen Stadtkonzepten auf der grünen Wiese ist der Umgang mit bestehender Bausubstanz und urbanen Systemen mit mehr oder weniger historischen Wurzeln zu thematisieren.

Schwerpunkte

  1. nachhaltige Urbanisierung von Siedlungsstrukturen
  2. nachhaltige Revitalisierung von Bestandsgebäuden
  3. Bautechniken – Gebäudetechnologien

Projektleitung
Mag. Rainer Rosegger (SCAN)  
DI Werner Nussmüller (Nussmüller Architekten)

Projektmitarbeit
DI Lisa Dietersdorfer (SCAN)
Mario Rampitsch
DI Jakob Kocher (Nussmüller Architekten)

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