06/10/2016

Ende August 2016 wurde die Tegetthoff-Statue per Kran wieder auf seinem angestammten Platz in Graz-St.Leonhard aufgestellt.

Errichtung des TEGETTHOFF-Denkmals 1935 in Graz
In den 1930er-Jahren versuchte der Austrofaschismus eine Österreich-Ideologie zu etablieren, indem er das Land mit Symbolen der untergegangenen Monarchie zu festigen trachtete. Dies verdeutlicht die Errichtung des Tegetthoff-Denkmals in Graz. Wilhelm von Tegetthoff hatte 1866 in der Seeschlacht von Lissa/Vis (Adria) die italienische Flotte besiegt. Kaiser Franz Joseph ließ seinem „Seehelden“ 1877 in Pola/Pula, dem Kriegshafen der k.u.k. Monarchie, ein Denkmal setzen. 1918 wurde Pola italienisch, das Standbild abmontiert und in das Marinearsenal von Venedig verfrachtet. Nach der Annäherung des autoritären Österreich an Mussolini kam es – als Geschenk des faschistischen Italien – nach Graz, wo Tegetthoff begraben liegt, und wurde am 1. Dezember 1935 im Rahmen eines pathetischen österreichisch-patrioti

06/10/2016

Enthüllung des Tegetthoff-Denkmals in Graz am 1. Dezember 1935, Sammlung Kubinzky

©: Museum für Geschichte

Tegetthoff-Statue wieder aufgestellt
Eine Routineüberprüfung der Statue von Wilhelm von Tegetthoff, aufgestellt am nach ihm benannten Platz in Graz-St.Leonhard, hatte im Mai 2013 Alarmierendes ergeben: Die tragende Innenkonstruktion war so stark verrostet, dass die Bronzefigur umgehend abgehoben werden musste. Auch die vier Allegorien zu Füßen Tegetthoffs und die bronzenen Schrifttafeln, Steinteile und Treppenstufen wurden abgebaut und von Metallrestauratoren, Steinmetzen, Schlossern eingehend untersucht.
Auf Basis der erstellten Gutachten und in enger Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmal wurde der Restaurierungsplan für das Denkmal erstellt. In feinster Detailarbeit wurden alle Komponenten gereinigt, von Graffiti befreit, die tragende Konstruktion für die Figur des Seeadmirals neu gefertigt.
Nun konnten die Projektverantwortlichen im städtischen Kulturamt melden: Restaurierung erfolgreich abgeschlossen! Die Einzelteile des Denkmals wurden wieder aufgebaut, Ende August 2016 wurde die Tegetthoff-Statue per Kran wieder auf seinem angestammten Platz aufgestellt.

Kommentar
Eine der wenigen Chancen, wo die Stadt Graz bzw. ihre Offiziellen der Vergangenheit klar ins Augen schauen lassen könnten, soll ungenützt verstreichen: Nach ziemlich langer Reparatur kehrte das Tegetthoff-Denkmal auf den gleichnamigen Grazer Platz zurück, als wäre es nur um die Entfernung von zu viel Rost gegangen. Da war aber mehr Braun im Spiel, wenngleich nicht beim alten Herrn Admiral. Der hat eine Seeschlacht gewonnen, sicher nicht unter humanitären Bedingungen – so war das zu seiner Zeit.
Auffälliger ist der eigenartige Weg, auf dem die für Pula bestimmte und dort auch für einige Zeit aufgestellte Skulptur nach Graz kam. Kurz gesagt, die Eisenfigur wurde nach vielerlei Verhandlungen aus dem venezianischen Arsenale in die steirische Landeshauptstadt verbracht, um dort am 1. Dezember 1935 vom damaligen Bundespräsidenten Miklas dem Volk ans Herz gelegt zu werden – unter rhetorischer Aufbietung all dessen, was seine Christlich-Soziale Partei in diesen Jahren der Bevölkerung an gewaltsamer Ideologie zumutete.
Das ist der Punkt! – Es wird wohl niemand in der Stadtpolitik und Verwaltung annehmen, dass heutzutage die Befreiung von Rost ein besonderer Bürgerdienst wäre. Die Aufklärung über braunes Zeug wäre das schon eher, auch wenn es seinerzeit schwarz getarnt war. Das wäre eine Bringschuld vom Bürgermeister und der Kulturreferentin abwärts. Vorschläge dafür haben Dr. Gerhard Dienes (UMJ-Auslandsprojekte) und die Steirische Gesellschaft für Kulturpolitik in ihren Veranstaltungen am Denkmal-Stumpf und im Museum im Palais am 1. Dezember 2015 vorgelegt (siehe den unten folgenden Link). Sie haben auch den Weg in den Grazer Gemeinderat gefunden.
Dem Denkmal und damit der Bevölkerung bleibt mehr Aufklärung versagt, obwohl es in Graz, z. B. an der Universität, gute Beispiele gäbe.

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